Saragossa. . Die deutschen Handballer müssen den WM-K.o. im Viertelfinale gegen Gastgeber Spanien nicht lange bedauern. Denn nach ihren unerwartet positiven Auftritten in Spanien sieht die Zukunft nicht mehr düster aus. Die Mannschaft hat geradezu Sensationelles geleistet.

Eine kurze Nacht lag hinter ihnen. Nur vier Stunden Schlaf. Und deshalb war beim Bundestrainer die Enttäuschung noch groß, als die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft Donnerstagfrüh um 6 Uhr vor dem Hotel Palafox in Saragossa in den Bus stiegen, um anschließend von Madrid nach Frankfurt zu fliegen. „Ich bin schon ein bisschen traurig“, sagte Martin Heuberger. Dieses Viertelfinalspiel der WM in Spanien wird ihn wohl noch länger beschäftigen, weil sein Team den Gastgeber Spanien bei der 24:28 (14:12)-Niederlage an den Rand einer Niederlage gedrängt hatte. „Sieh mal“, sagte Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier angesichts des Regens in der Region Aragon, „sogar der Himmel muss weinen.“

Es habe am Ende, auch durch die vielen Zeitstrafen, einfach etwas die Kraft gefehlt, meinte Heuberger. Auch im Tempogegenstoß, zuvor die Stärke der deutschen Auswahl, blieben diesmal in der zweitenHalbzeit drei große Chancen liegen. „Es war am Ende doch ein bisschen zu wenig“, sagte Michael Haaß, der Regisseur aus Göppingen. Den perfekten Handball, der nötig gewesen wäre, um den Gastgeber der WM zu schlagen, den hatten sie im entscheidenden Moment nicht abrufen können.

Dennoch, das Resümee des Trainers fiel sehr positiv aus. „Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen“, bilanzierte der Südbadener zufrieden.

Die DHB-Auswahl hat bei der WM in Spanien Sensationelles geleistet

Der Teamgeist, das geschlossene, homogene Auftreten und das Tempospiel hatten ihm imponiert, zumal die Vorbereitungszeit nur wenige Trainingseinheiten zugelassen hatte.

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Auch Horst Bredemeier, der Delegationschef des DHB-Teams in Spanien, hatte die Mannschaft am späten Abend beim abschließenden Essen in einer kleinen Tischrede gelobt. „Sie haben Werbung für den Handball betrieben. Sie haben für unsere Sportart auch wieder Begeisterung ausgelöst, weil man der Mannschaft vorher nichts zugetraut hatte“, sagte der DHB-Vizepräsident im Foyer des Hotels. „Wir sind jetzt nicht mehr ganz weit weg von der Weltspitze.“

Tatsächlich hat die DHB-Auswahl, die mit sechs WM-Debütanten in Spanien angetreten war, fast Sensationelles geleistet: Sie hat modernen und attraktiven Hochgeschwindigkeitshandball geboten und damit einen neuen Stil entwickelt. Dass diese neue Prägung aus der Not geboren war, weil das Team über keinen Rückraumspieler mit Weltklasseformat verfügte, macht die Leistung noch bemerkenswerter. Erstmals seit fünf Jahren lobt die internationale Fachwelt den Handballer teutonischer Art.

Vor der DHB-Auswahl liegt nun die EM-Qualifikation – zwei Spiele im April gegen Tschechien, die nach der 23:24-Heimniederlage gegen Montenegro unbedingt gewonnen werden müssen. Ob der Bundestrainer dann Holger Glandorf aus Flensburg, der auf die WM verzichtet hatte, wieder nominieren wird, ist offen. „Ich werde auch in Zukunft nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Mentalität schauen“, sagt Heuberger.

Heuberger hat sich bewährt

Heuberger hat sich bewährt bei dieser WM, er besitzt auch das Vertrauen des aktuellen DHB-Präsidiums. „Es gibt ganz wenige Trainer, die so viel von Handball verstehen“, würdigt Bredemeier den Fachverstand des 48-Jährigen. Bredemeier glaubt auch, dass mit dieser Mannschaft in zwei Jahren wieder ein Halbfinale machbar ist. Aber sollte das Team die EM-Qualifikation nicht überstehen, das weiß auch der Funktionär, „dann stünde jeder Trainer zur Disposition“. Heuberger selbst ignorierte, bevor der Bus abfuhr, jedwede Fragen zu seiner Person. „Es geht nicht um mich“, sagte er, „es geht um den deutschen Handball, darum, dass wir irgendwann wieder dahin kommen, ganz oben anzugreifen.“ Das Fundament, immerhin, wurde dafür in Spanien gelegt.