Saragossa. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat nur knapp die WM-Sensation verpasst. In einem starken Viertelfinal-Spiel gegen Gastgeber und Titelfavorit Spanien unterlag die DHB-Auswahl mit 24:28. Noch zur Halbzeit lag Deutschland mit zwei Punkten vorne. Am Ende platzte der Traum vom Halbfinale.

Heimreise statt Halbfinale: Der Höhenflug der deutschen Handballer ist von Gastgeber Spanien im WM-Viertelfinale unsanft gestoppt worden. Die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger unterlag dem Favoriten im Hexenkessel von Saragossa mit 24:28 (14:12) und verpasste trotz langer Zeit starker Leistung die erste Medaille seit dem WM-Triumph 2007. Mit fünf Siegen aus sieben Spielen und dem Vorstoß unter die Top 8 der Welt kann die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Donnerstag aber erhobenen Hauptes den Rückflug antreten.

Vor 10.801 teils fanatischen Zuschauern im ausverkauften Pabelon Principe Felipe verhinderte auch der Berliner Sven-Sören Christophersen mit sechs Treffern als bester deutscher Werfer die zweite Turnierniederlage nicht. Die Spanier nahmen damit verspätet Revanche für das Viertelfinal-Aus gegen die DHB-Auswahl bei der WM 2007 in Deutschland. Der Weltmeister von 2005 trifft am Freitag in Barcelona im Halbfinale auf Slowenien.

DHB-Torhüter Heinevetter zeigte eine bärenstarke Leistung

Mit einem besonderen Motivationsvideo hatten diverse Größen des deutschen Sports den EM-Siebten auf die Herkulesaufgabe gegen die stolzen Spanier eingestimmt. In einem Kurzfilm mit dem Titel "Auswärtssieg" wünschte unter anderem Bundestrainer Joachim Löw Glück und Erfolg.

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Die Grußbotschaft aus der Heimat konnte das deutsche Team auch gut gebrauchen. Jeder deutsche Angriff wurde von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Doch der Außenseiter blieb cool, ließ sich auch von drei vergebenen Großchancen des Kieler Linksaußen Dominik Klein in der Anfangsphase nicht aus dem Konzept bringen.

In der Abwehr rührte der Mittelblock um Kapitän Oliver Roggisch und Michael Haaß wieder Beton an, dahinter zeigte Torhüter Silvio Heinevetter erneut eine bärenstarke Leistung. Dem spanischen Rückraum fiel im ersten Durchgang nicht viel ein, um das deutsche Abwehrbollwerk zu knacken.

Die DHB-Auswahl spielte im Angriff erneut variantenreich und mit viel Bewegung. Als der Göppinger Spielmacher Haaß zwei Treffer zur 7:5-Führung warf, hatte der spanische Weltklasse-Keeper Arpad Sterbik erst einmal genug und machte für Jose Manuel Sierra Platz.

Nach dem Seitenwechsel kam ein Bruch ins deutsche Spiel

Der EM-Vierte Spanien kam nach dem Torwartwechsel kurzzeitig besser ins Spiel und ging in der 18. Minute in Führung (8:7). Heuberger reagierte sofort und mahnte sein Team in der von ihm genommenen Auszeit zu 'mehr Ruhe' an - mit Erfolg. Mit einer konzentrierten Leistung ohne größere Fehler zog das deutsche Team zur Halbzeit wieder in Front. Besonders sehenswert: Der Treffer von Klein zum 14:12 aus eigentlich unmöglichem Winkel.

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"Wir haben gesagt, dass wir uns von der Kulisse nicht beeindrucken lassen. Wir spielen sehr clever. Wenn wir so weiterspielen, möchte ich mal sehen, was hier noch passiert", sagte Roggisch in der Halbzeitpause.

Nach dem Wechsel kam jedoch zunächst ein kleiner Bruch ins deutsche Spiel. In doppelter Unterzahl vergab Klein zunächst die mögliche Drei-Tore-Führung, dann nutzten die Spanier die Überzahlsituation mit ihren gefürchteten Tempogegenstößen zu ihrem ersten Vorsprung mit zwei Treffern (17:15/34. Minute).

DHB-Offensive biss sich zum Schluss die Zähne aus

Die DHB-Auswahl blieb aber dran, kämpfte verbissen gegen Gegner und Zuschauer. Rechtsaußen Patrick Groetzki vergab mit einem versuchten Trickwurf aber leichtfertig den Ausgleich (39.), dieser gelang Christophersen eine Minute später per Siebenmeter zum 18:18. Die Partie entwickelte sich zu einer Nervenschlacht. Die Entscheidung fiel, als sich die Gastgeber vom 21:21 (47.) auf 26:21 (55.) absetzten. Die deutsche Offensive biss sich in der hektischen Schlussphase an der spanischen Abwehr und Torhüter Sierra die Zähne aus. (sid)