Essen. Der Titelverteidiger THW Kiel hat mit einem Paukenschlag die Rhein-Neckar-Löwen von der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga verdrängt. Für die drohende Langeweile sind aber nicht die Norddeutschen verantwortlich. Ein Kommentar.
Alle Experten waren sich schon vor der Partie einig: „Im Normalfall“ ist der THW Kiel nicht zu besiegen. Zumindest nicht von den Rhein-Neckar Löwen, dem Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Der wenig gewagte Schluss: Derzeit sind die Kieler von keinem deutschen Team zu schlagen.
So gesehen könnte der 28:17-Sieg also als „Normalfall“ abgeheftet werden; doch die Demütigung, die Demonstration außerordentlicher Klasse war mehr – es war ein Genuss für diejenigen, die eine herausragende Handball-Mannschaft sehen wollten –, und zugleich ein Schock für all diejenigen, die auf etwas mehr Offenheit, auf etwas mehr Leben, gar einen Hauch von Spannung in der Handball-Bundesliga gehofft hatten.
Dafür aber ist der THW offenkundig auch in dieser Saison nicht zu haben. Einsam thront der THW in der nationalen Bel Etage, ist seit nun 51 (!) Liga-Spielen und mehr als 19 Monaten ungeschlagen.
Das ist auf Dauer ermüdend, öde, beinahe trist. Doch den THW trifft da keinerlei Schuld: Die Kieler haben, obgleich der Sättigungsgrad längst erreicht sein müsste, wieder einmal ihren Siegeshunger gezeigt; sie haben alles richtig gemacht. Und das ist, auf diesem Niveau, das größte Kompliment.