Kamen. 37 Tage nach dem Ende der Handball-WM hat sich die deutsche Nationalmannschaft wieder versammelt. Bundestrainer Prokop will an Details arbeiten.
Das Trainingslager begann mit einem lauten Knall, als die Hände von Christian Prokop und Tim Suton sich trafen. Es war eine herzliche Begrüßung, erst ein lauter Handschlag, dann eine innige Umarmung. 37 Tage nach dem Ende der WM hat sich Deutschlands Handball-Nationalmannschaft wieder versammelt. „Ich freue mich sehr auf die Mannschaft“, sagte Bundestrainer Prokop, als nach Suton auch weitere seiner Spieler im Sportzentrum Kaiserau in Kamen eintrafen. „Es war ja doch eine kleine Ewigkeit.“
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Eine kleine Ewigkeit scheint sie wirklich fast her zu sein, diese WM, die in vor ausverkauften Rängen in Deutschland und Dänemark gespielt wurde und an deren Ende der vierte Platz stand. Das erste offizielle Treffen danach war nun eines des Rückschau und des Blicks voraus. „WM-Analyse“ stand auf der Titelseite der Präsentation, die Prokop für die erste Besprechung mit seinem Team vorbereitet und per Beamer an die Wand geworfen hatte. Darunter eine Bildkollage: Die deutschen Handballer jubeln über Siege. Sie geben Autogramme. Sie spielen Darts im Spielerhotel. Sie liegen auf der Massagebank. Ein Best-of der WM. Was seine Mannschaft in der Analyse zu hören bekommt? „Das werden die Spieler gleich erfahren“, ließ Prokop verschmitzt lächelnd wissen.
Bundestrainer Prokop: "Wir zählen zu den vier besten Teams der Welt"
Ein bisschen ließ sich der 40-Jährige dann aber doch in die Karten schauen. „Es war eine tolle WM. Wir zählen zu den vier besten Teams der Welt ", sagte Prokop zufrieden, ließ jedoch gleich ein Aber folgen: „Zur absoluten Weltspitze müssen wir noch vier, fünf Prozent draufpacken, wie wir im Halbfinale gegen Norwegen und im kleinen Finale gegen Frankreich gesehen haben." Verbesserungspotenzial sieht der Bundestrainer vor allem im Konterspiel, bei der Entscheidungsfindung in den finalen Sekunden, im Spiel ohne Torwart und bei der Trefferquote der Außenspieler. „In manchen Situationen haben wir uns nicht clever angestellt", sagte Prokop.
Das Trainingslager soll nun der erste Schritt sein, um es künftig besser zu machen. Denn nun steht der Schlussspurt der EM-Qualifikation im Januar 2020 in Österreich, Norwegen und Schweden an. Mit einem Testspiel am Samstag in Düsseldorf gegen die Schweiz (14 Uhr/Sport1) geht es los, danach wird es ernst: Zweimal geht es gegen Polen, am 10. April in Gleiwitz und am 13. April im nordrhein-westfälischen Halle, im Juni folgen dann die Rückspiele gegen Israel und Kosovo. Auf einige seiner Stammkräfte wird Prokop aber am Samstag verzichten. Patrick Groetzki, Jannik Kohlbacher, Steffen Fäth (alle Rhein-Neckar Löwen) und Steffen Weinhold (THW Kiel) erhalten eine Pause, Kapitän Uwe Gensheimer ist für seinen französischen Klub Paris Saint-Germain im Einsatz. Fabian Wiede (Füchse Berlin) ist verletzt.
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Dafür dürfen sich Nachwuchskräfte wie Tim Hornke (TBV Lemgo) und Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) im Training beweisen. Dass auch die U21-Nationalmannschaft mit Trainer Martin Heuberger in Kaiserau weilt, ist ein weiterer Wink Richtung Zukunft. „Wir haben viele junge Spieler, die an der Tür zur A-Nationalmannschaft klopfen, auch im Rückraum“, sagt Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen Handball-Bundes. Auf Letzterem lag eine besondere Betonung, denn im Rückraum wird es schwer sein, Spielmacher Martin Strobel zu ersetzen, der sich im WM-Hauptrundenspiel gegen Kroatien schwer am Knie verletzt hatte. Prokop versucht, das Beste aus der Situation zu machen: „Es ist ein Luxus, so viele junge Spieler im Trainingslager zu haben. Doch auch sie müssen sich beweisen.“