Kamen/Rouen. . Wie ein Debütant kommt Andreas Wolff nun wirklich nicht daher. Der Nationaltorhüter hat sich seit der Europameisterschaft 2016 zum bekanntesten deutschen Handballer entwickelt. Wenn Deutschland heute in Rouen gegen Ungarn in die Weltmeisterschaft startet (17.45 Uhr, im Internet auf handball.dkb.de), steht Wolff aber zum ersten Mal bei einer WM auf dem Spielfeld.
Wie ein Debütant kommt Andreas Wolff nun wirklich nicht daher. Der Nationaltorhüter hat sich seit der Europameisterschaft 2016 zum bekanntesten deutschen Handballer entwickelt. Wenn Deutschland heute in Rouen gegen Ungarn in die Weltmeisterschaft startet (17.45 Uhr, im Internet auf handball.dkb.de), steht Wolff aber zum ersten Mal bei einer WM auf dem Spielfeld.
Vor zwei Jahren in Katar hatte ihn Bundestrainer Dagur Sigurdsson als dritten Torhüter hinter Silvio Heinevetter und Carsten Lichtlein wenige Stunden vor dem Auftaktspiel aus dem Kader gestrichen. Wolff verfolgte das Turnier von der Tribüne aus. „Das war nicht leicht“, sagt er heute.
Seit der EM ist das 1,98 Meter große Kraftpaket im deutschen Tor gesetzt. Seitdem hat sich auch sein Leben außerhalb des Handballs verändert: „In Bezug auf die Medien war es ein raketenhafter Aufstieg“, sagt Wolff, der seit dieser Saison beim Rekordmeister THW Kiel spielt. „Vorher hat mich ja außerhalb vom Handball niemand gekannt Jetzt ist es so, dass ich im Einkaufszentrum angesprochen werde. Oder dass ich bei einem Fußballturnier vorbeigehe und 60 Kinder ein Foto mit mir wünschen. Das ist natürlich sehr schön und zeigt, dass das Jahr 2016 für mich ein ganz besonderes war.“
Der 25-Jährige ist der Mann der klaren Worte im deutschen Team, und der Einzige der offen ausspricht, dass er seinem Team den Titel in Frankreich zutraut.
„Meine Teamkollegen hören das vielleicht nicht gerne, aber ich bin kein Freund von Tiefstapelei“, sagt er. „Ich will Weltmeister werden, sonst nichts.“ So motiviert hat er schon einmal gesprochen – in der EM-Vorrunde voriges Jahr. Und dann holte Deutschland den Titel.
Startplatz im Tor noch offen
Mit ihm und Silvio Heinevetter verfügt Deutschland über eines der besten Torhütergespanne des Turniers. „Andi ist groß und sehr beweglich, dazu unheimlich athletisch, Heine ist mehr ein Fuchs, geht in die Köpfe der Spieler und liest das Spiel wahnsinnig gut“, sagt Sigurdsson. „Unsere Aufgabe ist es, dass sie jeweils zum richtigen Zeitpunkt im Tor stehen.“ Wer gegen Ungarn startet, steht noch nicht fest. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Dagur einen Plan hat“, sagt Wolff schmunzelnd, „aber wenn, dann hält er sich an seine Linie und teilt uns den erst direkt vor dem Spiel mit, daran sind wir gewöhnt.“
Nach den zwei klaren Siegen in der Vorbereitung mahnte Sigurdsson zur Vorsicht. Gegen Ungarn sehe er die Chancen für sein Team bei 40 zu 60 Prozent, betonte er.
Das ist schon recht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Deutschland in der EM-Zwischenrunde 29:19 gewonnen hatte. Doch die ungarische Mannschaft, die schon fünf vierte Plätze bei Olympia vorzuweisen hat, sich aber zuletzt sowohl für die WM 2015 als auch für die Olympischen Spiele 2016 nicht qualifizieren konnte, will sich mit dem neuen Trainer Xavier Sabaté wieder auf internationaler Bühne beweisen. „Mein Gefühl ist, dass das eines der schwierigsten Spiele in diesem Turnier wird“, sagt Sigurdsson.
Hohe Qualität auf Außenpositionen
Das erste Spiel eines großen Wettbewerbs hat stets seine eigenen Regeln. Bei der WM 2013 startete Deutschland mit einem hohen Sieg gegen Brasilien (33:23). Bei den letzten vier internationalen Turnieren verlor Deutschland nur einmal das Auftaktspiel – bei der EM 2016. Das 29:32 gegen Spanien blieb die einzige Niederlage im Turnier.
Seit dem EM-Titel und der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen gehört die DHB-Auswahl neben Frankreich, Dänemark, Spanien und Kroatien zu den Titelfavoriten. „Wir reden da aber nicht drüber“, sagt Wolff. Man tue gut daran, keine Gegner zu unterschätzen. „Wir müssen in jedem Spiel alles geben, dann werden wir wahrscheinlich gewinnen.“
Er sieht vor allem auf den Flügeln eine hohe Qualität seiner Mannschaft. Hinter der ersten Reihe um Kapitän Uwe Gensheimer und Tobias Reichmann, der sich zuletzt noch mit einer Verletzung an der Wade herumplagte (siehe Info-Kasten), lauern mit Rune Dahmke, der die linke Außenbahn bei der EM im Alleingang bewältigte, und Patrick Groetzki zwei ebenfalls herausragende Außenspieler. „Wir haben vielleicht die besten Flügelzangen, die das Turnier zu bieten hat“, so Wolff.
Auch Rückraumspieler Steffen Fäth sieht er als elementaren Baustein für die Mannschaft. „Er hat bei den Füchsen Berlin einen schweren Stand, aber er wird mit entscheidend sein, wenn es darum geht, wie weit wir kommen.“