Berlin. . Wenn sich Deutschland und Frankreich bei der WM gegenüberstehen, kommt es zwar vor allem auf die fußballerische Leistung an. Kulturelle Vorteile könnten beiden Seiten dabei allerdings in die Karten spielen. Eine Gegenüberstellung der beiden Ländern.

Die einen trinken gerne Wein, die anderen stoßen lieber mit Bier an: Wenn Deutschland und Frankreich sich am Freitag bei der WM gegenüberstehen, prallen zwei Kulturen aufeinander. Ein paar Beispiele

Bierdurst: Das Klischee der Wein trinkenden Franzosen und Bier trinkenden Deutschen lässt sich auch statistisch belegen: In Frankreich gehen im Jahr rund 46 Liter Wein pro Kopf weg. Zum Vergleich: Bei den Deutschen sind es nicht einmal halb so viel. Beim Bier sind wir wiederum vorn: Hierzulande sind es etwa 105 Liter pro Kopf. Die Franzosen können Hopfen und Malz hingegen wenig abgewinnen - sie kommen nur auf schlappe 31 Liter.

Göttlicher Beistand: Vor dem Spiel dürften sich wohl mehr Deutsche als Franzosen bekreuzigen - religiös sind unsere Gegner nämlich eher weniger. Während laut Eurobarometer hierzulande nur jeder Vierte (25 Prozent) nicht an Gott oder eine höhere Macht glaubt, ist in Frankreich jeder Dritte (33 Prozent) ungläubig. Allein auf göttlichen Beistand hoffen sollten die Deutschen deshalb aber besser nicht

Durchhaltevermögen: Die Franzosen sind etwas zäher als die Deutschen - zumindest was die Lebenserwartung betrifft. Im Schnitt werden sie 82,2 Jahre alt, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ermittelt hat. Die Deutschen segnen schon mit 80,8 Jahren das Zeitliche.

Die letzten zehn Duelle

18. April 1984

Frankreich empfängt die DFB-Elf im Stade de la Meinau in Straßburg zu einem Freundschaftsspiel. Bundestrainer Jupp Derwall holt sich von seinem Gegenüber Michel Hidalgo offenbar noch den einen oder anderen Tipp ab. Genutzt hat es nichts, Deutschland unterliegt 0:1.

25. Juni 1986

WM 1986 in Mexiko: Im Halbfinale treffen die favorisierten Franzosen auf Beckenbauers Fußballarbeiter. Andi Brehme schoss die Deutschen früh in Führung, Rudi Völler macht mit dem 2:0 kurz vor Schluss den Finaleinzug perfekt. Unser Bild zeigt Lothar Matthäus in vorzüglicher Schusshaltung.

12. August 1987

Mit einem frühen Doppelschlag bringt Rudi Völler Deutschland in diesem freundschaftlichen Vergleich im Berliner Olympiastadion früh mit 2:0 in Front, den Franzosen gelingt nur noch der Anschluss. Unser Bild zeigt Jürgen Kohler in seinem fünften Länderspiel.

28. Februar 1990

Entschlossener als Andreas Möller kann man beim Abschluss gar nicht gucken. Deutschland unterlag in diesem Testkick in Montpellier dennoch mit 1:2. Kleiner Trost: Etwas mehr als vier Monate später hält Möller den WM-Pokal in den Händen.

1. Juni 1996

Entschlossener als Jürgen Klinsmann im Zweikampf mit Marcel Desailly kann man gar nicht gucken. Deutschland unterlag in diesem Testkick in Stuttgart dennoch mit 1:2. Kleiner Trost: Einen Monat später hält Klinsmann den EM-Pokal in den Händen. Erkennen Sie ein Schema? Jogi hätte zu Beginn des Jahres gegen "Les Bleus" testen sollen...

27. Februar 2001

Michael Ballack im Luftkampf mit Patrick Vieira: In Saint-Denis unterliegt die DFB-Elf mit 0:1, wieder ist es ein Testspiel. Harmlos gegen das, was in der WM-Quali gegen England am 1. September passieren sollte...

15. November 2003

Das war nix: In Gelsenkirchen verliert Deutschland deutlich, das 0:3 kann auch der junge Schalker Kevin Kuranyi nicht abwenden.

12. November 2005

Wieder in Saint-Denis, hält ein junger Schlacks namens Per Mertesacker samt seinen Mitstreitern ein 0:0. Im anschließenden Interview lobt er den Reporter für seine kritischen Fragen und entschuldigt sich für seine Leistung. Denken Sie sich ein Augenzwinkern.

29. Februar 2012

Der BVB gegen Bayern, die Dortmunder Mats Hummels und Marco Reus gegen Franck Ribery: Jogis Jungs unterliegen in Bremen 1:2. Und Sie haben ganz richtig erkannt: Schemata sind Schall und Rauch, Deutschland wurde später nicht Europameister!

6. Februar 2013

Deutschland schafft Historisches! Durch Tore von Thomas Müller und Sami Khedira (am Freitag gerne wieder) gewinnt eine deutsche Auswahl erstmals nach 1935 wieder auf französischem Boden.

1/10

Verständigung: Den Gegner lautstark zurechtweisen? Oder mithören, welche Strategien er gerade ausheckt? Geht schlecht, wenn man seine Sprache nicht spricht. Hier sind die Deutschen klar im Vorteil: Französisch ist hierzulande nach Englisch die am zweithäufigsten gelernte Fremdsprache. Das hat die Bundeszentrale für politische Bildung ermittelt. Die Franzosen haben es da schwerer: Sie lernen statt Deutsch zumeist Spanisch als zweite Fremdsprache.

Fans: Zumindest mengenmäßig hat die deutsche Nationalelf einen Vorteil: Bezogen auf die Gesamtbevölkerung stehen hinter ihnen zumindest mehr Menschen als hinter dem französischen Team. Die Bundesrepublik hatte zuletzt nämlich mehr als 80 Millionen Bewohner - Frankreich kam nur auf 63 Millionen. (dpa)