Santos. Er ist ein Fußballbesessener, der 19 Trainerstationen in 30 Jahren vorweisen kann: Costa Ricas Trainer Jorge Luis Pinto hat den krassen Außenseiter mit Siegen gegen Uruguay und Italien überraschend ins Achtelfinale geführt - und ist dabei ähnlich impulsiv wie sein großes Vorbild.
Unscheinbar ist er nun wirklich nicht. Trotz seiner geringen Körpergröße von gerade einmal 1,65 Metern fällt Jorge Luis Pinto am Spielfeldrand den Zuschauern unweigerlich ins Auge. Der eloquente Mann aus San Gil könnte auch als Dressman durchgehen, wenn er im feinen Zwirn samt eleganter Krawatte seine Überraschungsmannschaft Costa Rica zu Heldentaten wie beim sensationellen 1:0 gegen Ex-Weltmeister Italien dirigiert. Auch Temperaturen um die 30 Grad können Pintos Erscheinungsbild nichts anhaben. Und wer bis dahin noch nicht Notiz von dem 61-Jährigen genommen hat, wird spätestens auf ihn aufmerksam, wenn es bei einer noch so geringen Benachteiligung seiner „Ticos“ aus ihm herausbricht.
Wer ist dieser Jorge Luis Pinto? Wer ist dieser Mann, der den eigentlich als lockeren Sparringspartner vorgesehenen Außenseiter zu Siegen über die Ex-Weltmeister Uruguay und Italien und damit ins Achtelfinale der WM in Brasilien geführt hat? Ein Fußball-Besessener. 19 Trainerstationen in 30 Jahren werden in seiner Vita aufgeführt. Pinto arbeitete schon in seinem Heimatland Kolumbien, in Peru, Venezuela, Ecuador und eben Costa Rica. Meistens nicht lange, aber durchaus erfolgreich. In vier Ländern gewann er die Meisterschaft. Nun der Höhepunkt. "Lasst uns die Geschichte verändern", sagte Pinto seinen Spielern und träumt insgeheim sogar vom Viertelfinale.
Als Spieler hat sich Pinto nicht sonderlich hervorgetan, dafür ist der Trainerjob seine Bestimmung. Bereits mit 28 Jahren begann er als Co-Trainer bei den Millionarios aus Bogota. Zu den letzten fünf Weltmeisterschaften ist er gereist, um akribisch die Taktiken und Spielsysteme zu studieren. So war seine Mannschaft in Brasilien perfekt auf das Spiel der Gegner eingestellt. Im Internet hat er gar eine eigene Homepage (www.jorgeluispinto.com), auf der er seine Erkenntnisse analysiert und kommentiert. "Fußball ist mein Leben, meine Leidenschaft, mein Beruf und meine Ablenkung", schreibt er.
Pinto ist Fan von Startrainer Jose Mourinho
Dabei gilt er als großer Bewunderer von Startrainer Jose Mourinho. Dessen Spitzname ist "the Special One", Pinto wird "the Explosive One" genannt. Denn der Vulkan kann jederzeit ausbrechen. Mit einem gegnerischen Trainer hat er sich schon eine wüste Schlägerei geliefert, Schiedsrichter und Assistenten werden mitunter heftig beschimpft und Journalisten zurechtgewiesen.
Mit der WM-Teilnahme ist für Pinto "ein Traum wahr geworden". Ein Traum, der ihm 2006 genommen wurde, als ihm trotz erfolgreicher WM-Qualifikation das erstmalige Engagement bei Costa Rica aufgekündigt worden. Und 2008 musste er als Trainer Kolumbiens gehen. Nun schaffte er mit den Mittelamerikanern jenes Kunststück, welches vor ihm nur Bora Milutinovic bei der WM 1990 gelungen war. Und der Serbe hatte schon kurz nach der Auslosung im Dezember die drei Ex-Weltmeister vor dem Fußball-Zwerg gewarnt. Damals war Milutinovic mit seiner Prognose in England belächelt worden. Vor dem Aufeinandertreffen mit den bereits ausgeschiedenen Three Lions lacht keiner mehr.