Sao Paulo. Es war lange ein umkämpftes Spiel - am Ende aber setzten sich die Niederlande mit 2:0 gegen Chile durch. Damit haben sie aus drei Spielen drei Siege geholt, die Gruppe B souverän gewonnen - und gehen wohl einem Achtelfinale gegen Brasilien aus dem Weg.

Die nächsten Glücksgriffe von Bondscoach Louis van Gaal haben Oranje zum Sieg in WM-Gruppe B verholfen. Die Joker Leroy Fer (77. Minute) und Memphis Depay (90.+2) sorgten am Montag in São Paulo mit ihren Treffern für den 2:0 (0:0)-Sieg der Niederländer im entscheidenden Vorrundenspiel gegen Chile, das damit als Zweiter ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft einzieht. Dem Team um Kapitän Arjen Robben genügte vor 62 996 Zuschauern über weite Strecken eine unansehnliche Mauertaktik für den dritten Erfolg im dritten Spiel. Schon beim 3:2 gegen Australien hatte van Gaal in Depay den Siegtorschützen eingewechselt.

"Ich bin unglaublich stolz auf diese Mannschaft. Wenn man gesehen hat, wie die Jungs gekämpft haben, einfach beeindruckend", schwärmte der erneut starke Robben.

Mit taktischen Finessen und Kritik am WM-Spielplan hatte vor allem der streitbare Trainer van Gaal vor der Partie für Wirbel gesorgt. Dem früheren Bayern-Coach missfiel, dass das Finale der Gruppe B vor den letzten Partien der Gruppe A angesetzt wurde und Gastgeber Brasilien so einen strategischen Vorteil habe. "Wir haben nicht an den Gegner im Achtelfinale gedacht, wir wollten heute gewinnen", sagte indes Chile-Torwart Claudio Bravo nach der Partie. Die Südamerikaner mussten im Gegensatz zu Oranje auf Sieg spielen, um Platz eins in der Gruppe zu erobern.

Chile hatte zunächst deutlich mehr vom Spiel

Tatsächlich hatten die Schützlinge von Trainer Jorge Sampaoli von Beginn an deutlich mehr vom Spiel, obwohl Superstar Arturo Vidal wegen einer drohenden Gelbsperre geschont wurde. Die Holländer agierten erstaunlich defensiv. Van Gaal hatte gegen die Erwartungen wieder nicht das klassische 4-3-3-System gewählt, obwohl Kapitän Robin van Persie in der Spitze gesperrt fehlte. Stattdessen blieb der Bondscoach bei seinem 3-5-2 und ließ den gelernten Stürmer Dirk Kuyt links in der Defensive spielen.

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Auf Höhepunkte der intensiv geführten Begegnung mussten die euphorischen Fans auf den Rängen etwas warten. Ein Kopfball von Stefan de Vrij nach Robbens Freistoß strich nach 34 Minuten knapp vorbei. Robben selbst zirkelte einen Flachschuss nach herrlichem Solo daneben (40.). Die Chilenen forderten nach rustikalen Aktionen im niederländischen Strafraum gleich zweimal Elfmeter, hatten ansonsten vor der Pause aber nur einen gefährlichen Kopfball von Felipe Gutierrez (44.) zu bieten.

Viele Zweikämpfe und Nickligkeiten

Wer von den beiden Spanien-Bezwingern auch diesmal ein Feuerwerk erwartet hatte, sah sich getäuscht. Viele Zweikämpfe und Nickligkeiten prägten das Bild, von eleganter Spielkunst war nur wenig zu sehen. Vor allem die abwartende Taktik der Niederländer sorgte zunehmend für Unmut auf den Rängen, es mehrten sich die Pfiffe. Van Gaals WM-Fußball hat nichts mehr mit dem einst stilbildenden Voetbal total zu tun.

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Allein Robben, seit Monaten in bestechender Form, ließ bisweilen auf Besserung hoffen. In der 67. Minute musste Chile-Keeper Claudio Bravo bei einem 17-Meter-Schuss des Bayern-Stars auf der Hut sein. Das aber war inzwischen auch van Gaal zu wenig. Gemeinsam mit Assistenz Danny Blind gab der Bondscoach nun immer wieder energische Anweisungen am Spielfeldrand.

Joker Fer stach

Dann folgte der entscheidende Schachzug. Fer kam für den schwachen Regisseur Wesley Sneijder in die Partie. Kurz darauf stand der Mittelfeldspieler bei einem Eckball von Darly Janmaat goldrichtig. Völlig unbedrängt traf er zum 1:0.

Die Chilenen waren wegen ihrer aufwändigen, aber diesmal unergiebigen Spielweise nun sichtlich platt. Zwar bemühten sich die Südamerikaner noch einmal um eine Schlussoffensive. Aber die Niederländer konterten eiskalt. Robbens Flanke verwandelte Depay in der Nachspielzeit zum 2:0. (dpa)