Recife. Australien ausgeschieden, Japan, Südkorea und Iran sieglos: Für die Teams aus Asien ist die WM bislang mehr Trauerspiel als Fußballfest. Vor allem die Co-Gastgeber der Weltmeisterschaft 2002 enttäuschten bisher.

Südkorea, damals noch Halbfinalist und 2010 im Achtelfinale, blamierte sich mit einem 2:4 gegen Algerien und kam zuvor nicht über ein 1:1 gegen Russland hinaus. Die vor der Weltmeisterschaft hochgehandelten Japaner verloren gegen die Elfenbeinküste 1:2 und erreichten gegen Griechenland nur ein 0:0.

"Ich bin ein bisschen überrascht und habe keine richtige Erklärung dafür. Für mich ist das auch etwas enttäuschend", sagte der ehemalige Nationalspieler Guido Buchwald der Nachrichtenagentur dpa. Der frühere VfB-Profi war als Spieler und Trainer bei den Urawa Red Diamonds in Japan aktiv und gilt als großer Kenner des asiatischen Fußballs. Gerade Japan und Südkorea seien "hochkarätige Mannschaften mit tollen Fußballern", sagte der Weltmeister von 1990.

Von den beiden anderen Teams aus der Asian Football Confederation war für Australien, auf der Weltkarte des Fußballs Asien zugeteilt, die WM nach zwei Niederlagen schon vor dem bedeutungslosen Gruppenspiel gegen den ebenfalls gescheiterten Titelverteidiger Spanien beendet. Iran trat bislang tapfer auf, trennte sich torlos von Nigeria und musste sich Argentinien erst in letzter Sekunde 0:1 geschlagen geben.

In kniffligen Konstellationen droht dem AFC-Trio nun der kollektive K.o.: Japan (1 Punkt/1:2 Tore) trifft auf die bereits für das Achtelfinale qualifizierten Kolumbianer. Das Team von Trainer Alberto Zaccheroni muss - einen eigenen Sieg vorausgesetzt - darauf hoffen, dass entweder Griechenland (1/0:3) gegen die Elfenbeinküste (3/3:3) nicht zu hoch gewinnt oder man bei einem Sieg und einem gleichzeitigen Remis der Kontrahenten ein besseres Torverhältnis hat.

In Gruppe F bekommt es der Iran (1/0:1) einen Tag später mit dem bereits ausgeschiedenen Bosnien-Herzegowina zu tun, während sich Nigeria (4/1:0) und Argentinien gegenüberstehen. Schier aussichtslos erscheint die Ausgangslage für Südkorea (1/3:5) vor dem Finale der Gruppe H am Donnerstag gegen die zweimal siegreichen Belgier. Die besten Karten auf den zweiten Achtelfinalplatz neben dem Team von Marc Wilmots hat Algerien (3/5:4) im Duell mit Russland (1/1:2).

Über die Gründe fürs asiatische Schwächeln lässt sich nur spekulieren. Von einem "stagnierenden Asien", schrieb das Fachmagazin "Kicker" (Montag). "Vielleicht ist es auch eine nervliche Sache, vielleicht ist der Druck zu hoch", sagte Buchwald und betonte: "Gerade Japan und Südkorea spüren erstmals richtig Druck bei einer WM. Bei beiden erwartet man fast, dass sie weiterkommen. Das Achtelfinale gilt bei den Fans als Pflicht. Aber sie haben es noch nicht richtig geschafft, den nächsten Schritt zu machen."

Vor allem die mit Bundesliga-Profis gespickten Japaner ließen Spielwitz, Kreativität und Tempo vermissen. "Sie waren vorne zu harmlos und haben zu defensiv gespielt", analysierte Buchwald. "Das Spiel nach vorne, das schnelle Umschalten hat nicht gut geklappt."

Hitze oder Luftfeuchtigkeit dagegen könnten keine Gründe sein für das schlappe Auftreten, findet der 53-Jährige. "Das sind sie gewohnt. Daran kann es am wenigsten liegen", sagte Buchwald. Südkoreas Son Heung Min sah die Gründe für die Niederlage gegen Algerien in der mangelnden Einstellung. "Es ist total scheiße gelaufen", sagte der Profi von Bayer Leverkusen und konstatierte ernüchtert: "Wir haben von Anfang an zu locker gespielt. Wir sind hier bei einer WM, wo die besten Mannschaften der Welt spielen. Da geht so was nicht."