Rio de Janeiro. Die Verständigung zwischen Brasilianern und ausländischen Reportern ist nicht immer einfach. Sollte man meinen. Doch im Gastgeberland weiß man sich zu helfen - immer. Ob alles gut läuft, ob alles schief läuft: Daumen hoch. Er ist das eigentliche Maskottchen der WM.
Diese WM hat ein Maskottchen, das ein Gürteltier ist. Diese WM liefert tolle Bilder von Fußball-Plätzen, Rängen, Stränden. Doch das eigentliche Zeichen dieser WM ist ein anderes. Es ist wie ein Generalschlüssel, weil es immer passt und Türen öffnet. Es ist das Zeichen, das einem überall begegnet, wo man Brasilianern begegnet: der erhobene Daumen.
Der Brasilianer spricht meistens nicht sehr gut Englisch oder Deutsch, der Deutsche meist kein Portugiesisch. Aber, hey, wo ist das Problem? Es geht auch anders.
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Der Typ auf der Straße fragt, ob ich Deutscher sei. Glaube ich. Ich nicke. Wir wissen beide schnell, dass wir uns nicht verstehen. Aber er beginnt trotzdem zu reden. Über die WM, über die Spiele. Er nennt die bisherigen Begegnungen und verrät mir mit Fingern das jeweilige Ergebnis. Dauert ein bisschen, macht aber nix. Er sagt „Muller“ zu mir, ich „Neymar“ zu ihm. Daumen hoch! Bis bald.
Arthrose im Daumen-Gelenk muss Volks-Krankheit sein
Am Strand wird Fußball gespielt, drei gegen drei auf Stocktore. Der Deutsche guckt kurz zu, dann soll er eingewechselt werden. Er muss ablehnen. Trotzdem: Daumen hoch.
Universell einsetzbar, einfach, deeskalierend: brillantes Brasilien.
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Gerade noch einen Zusammenstoß mit einem heranknatternden Motorrad vermieden? Daumen hoch. Die Fähre ins deutsche Quartier gerade verpasst? Daumen hoch? Überhaupt gar keinen blassen Schimmer von dem, was der andere gerade gesagt haben könnte? Daumen hoch!
Arthrose im Daumen-Gelenk muss Volks-Krankheit Nummer 1 in Brasilien sein. Mal nachfragen. Ich ahne die Antwort. Und sie gefällt mir.