Rio de Janeiro. . Lionel Messi traf beim 2:1-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina erstmals seit acht Jahren bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. Der Chef der Argentinier befreite sich von der himmelblauen Last und kritisierte die Taktik. “Wir müssen einige Dinge verbessern. Das Beste ist das Ergebnis“, sagte Messi.
Lionel Messi ging mit einem Lächeln, das sich gut ins Bild fügte nach seinem kleinen Kunstwerk. In der 65. Minute war es entstanden, durch einem Doppelpass mit Gonzalo Higuain, Messis anschließendem Dribbling an der Strafraumgrenze entlang und seinem präzisen Linksschuss, in dessen Folge sich der Ball zum 2:0 im Tor einfand.
Einen seltenen Moment des Glücks bedeutete das Tor für Argentiniens Ausnahmekönner im Trikot der Nationalelf, und das ließ sich auch bei seinem anschließenden Jubel gut erkennen. Denn es war ja erst sein zweites Erfolgserlebnis auf der WM-Bühne, acht Jahre nach seinem ersten und den vielen Debatten über sein Fremdeln mit der Nationalelf danach.
System-Kritik nach dem Erfolg
Dass dieser geniale Moment das Auftaktspiel seiner Mannschaft gegen Bosnien-Herzegowina entschied, war aber nur ein Teil der Geschichte an diesem Abend in Rio de Janeiro. Neben der großen Befreiung für Messi von der himmelblauen Last zog das Spiel auch eine bemerkenswerte Systemkritik nach sich. Zuständig dafür war ebenfalls der Hauptdarsteller im Maracanã.
„Wenn wir einen Stürmer mehr haben, haben wir mehr Möglichkeiten. Wenn wir dieses System nicht nutzen, haben wir Schwierigkeiten“, befand Messi, nach diesem lange sehr zähen 2:1 (1:0) gegen den WM-Neuling.
Gefeiert wie einst Maradona
Schwer gemüht hatte sich der Titelkandidat, trotz der frühen Führung nach Messis Flanke und dem Eigentor des Schalker Bundesligaprofis Sead Kolasinac (3.). Doch von Sicherheit zeugte der Auftritt danach nicht, vielmehr wirkten die Argentinier wie ein klapperndes Räderwerk, in dem kaum etwas ineinander greift. „Wir müssen einige Dinge verbessern. Das Beste ist das Ergebnis“, sagte Messi, gefolgt von einem Ratschlag an den vom Assistenten zum Chefcoach aufgestiegenen Alejandro Sabella: „In der zweiten Halbzeit war es besser. So müssen wir weiterspielen.“
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Die Kritik bezog sich auf die taktische Formation der ersten Halbzeit mit einer Fünferkette in der Verteidigung. Das Offensivspiel lahmte wohl auch dadurch sehr. Messi und sein Sturmkollege Sergio Aguero häuften die meisten Fehlpässe bei den Argentiniern an. Das änderte sich erst, als diese nach der Pause auf eine Viererkette umstellten und Messi fortan im Mittelfeld Regie führte.
Für den Fortgang des Turniers könnte der Auftakt trotz der mäßigen Darbietung aber als verheißungsvoll gewertet werden. Denn Messis Tor könnte so etwas markieren wie seine lang ersehnte Ankunft im Nationalteam. Es muss noch abgewartet werden, aber der 26-Jährige hat sich der gewünschten Rolle in Argentinens Spiel nun deutlich angenähert, vielleicht hat er sie sogar schon gefunden. Dass er der Befreiung durch sein Tor auch gleich eine Systemkritik folgen ließ, deutete auf ein neues Selbstverständnis hin. Vielleicht trägt ihn dieser erlösende Moment nun durchs Turnier. Die Fans jedenfalls feierten ihn bereits beinahe wie einst Diego Maradona.