Essen. . Die Spitzenfunktionäre der europäischen Fußball-Verbände haben beim Fifa-Kongress in Sao Paulo versucht, den Weltverbands-Präsidenten Joseph Blatter zum Rücktritt zu bewegen. Doch Blatter kündigte seine erneute Kandiatur an und tut so, als hätte er mit allen Skandalen nichts zu tun. Ein Kommentar

Mit der Weltfußballfamilie verhält es sich kaum anders als mit den Bömmelmanns oder den Blaubluts: Wenn aus großem Anlass alle zusammenkommen, wenn also auch der renitente Neffe, die habgierige Schwägerin und der verlodderte Vetter mit am Tisch sitzen, ist das Konfliktpotenzial erheblich. Vor allem, wenn dann noch der machtbesessene Patron ein Netz spinnt, in dem sich Aufmüpfige verheddern.

Die Familie des Fußballs hat am Donnerstag mit buntem Eröffnungsgewusel und Jennifer Lopez im Glitzerkleidchen ihr bedeutendstes Fest eingeläutet, hinter der fröhlichen Fassade aber rummst es. Die Vertreter der europäischen Verbände forcierten den Sturz von Fifa-Boss Joseph Blatter, doch der ließ den Widerstand an sich abprallen. Denn alle Nichteuropäer, die sich ihm aus verschiedenen Gründen zu Dank verpflichtet fühlen, feierten ihn.

78-Jährige sieht sich als Mann der Zukunft

Es verwundert auch nicht, dass Anträge auf Alterslimit und Amtszeitbeschränkung für Fifa-Funktionäre abgeschmettert wurden. Der Anführer des Altmännerbundes ist 78, und er sieht sich als Mann der Zukunft. Joseph Blatter tut einfach so, als hätte er als Chef mit der skandalösen Vergabe der WM 2022 an Katar und all den Korruptionsvorwürfen nichts zu tun. Nicht zu fassen, dass r damit durchkommt.