St. Leonhard. Kevin Großkreutz ist kein Musterknabe. Nun wurde publik, dass sich der Borusse nach dem Pokalfinale daneben benommen hat. Bundestrainer Joachim Löw sprach ein ernstes Wort mit ihm. Ob es noch WM-Konsequenzen gibt für den Nationalspieler aus Dortmund, wird der 2. Juni zeigen.

Kevin Großkreutz hat für einen Eklat gesorgt, der dem Dortmunder Fußball-Nationalspieler bei Bundestrainer Joachim Löw eine rotschimmernde Gelbe Karte eingebracht hat. Nach dem DFB-Pokalfinale soll Großkreutz angetrunken in einem Berliner Hotel gepöbelt und sogar in die Lobby uriniert haben. Ob sich der Vorfall auch auf die endgültige Nominierung der 23 deutschen Brasilien-Fahrer auswirkt, wird die Kaderverkündung am 2. Juni zeigen.

Konsequenzen zog indes Borussia Dortmund. Der Verein forderte von seinem Spieler laut Bild-Informationen 60 000 Euro Strafe für dessen Party-Entgleisung. Großkreutz soll die Strafe bereits akzeptiert haben.

"Das war eine schwere Niederlage, man war sehr frustriert", erinnerte Großkreutz an das bittere 0:2 nach Verlängerung gegen den FC Bayern München. "Was danach passiert ist, tut mir sehr leid, ich entschuldige mich dafür auch. Es wird nicht mehr vorkommen", erklärte der BVB-Profi am Sonntag beim Medientag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Südtirol. Die Sportliche Leitung des DFB-Teams hat Großkreutz bereits verdeutlicht, dass es bei weiteren Verfehlungen klare Konsequenzen geben werde.

Ernstes Gespräch mit Großkreutz

"Wir haben ihm gesagt, dass wir so etwas bei der Nationalmannschaft nicht tolerieren. Wir haben ernst mit ihm gesprochen", berichtete DFB-Teammanager Oliver Bierhoff am Sonntag in der Sport1-Sendung "Doppelpass". Auch Löw bezeichnete die Aufarbeitung der Vorfälle als "ernstes Gespräch" und betonte in der "Sport-Bild" und der "Bild am Sonntag": "Nationalspieler sind in ganz besonderem Maße Vorbilder, auch neben dem Platz. Daran haben wir ihn erinnert und ihm klargemacht, dass so etwas nicht wieder vorkommen darf."

Auf eine drastische Maßnahme wie den direkten Ausschluss aus der Nationalmannschaft hat Löw verzichtet. Großkreutz selbst fürchtet auch keine Konsequenzen für die noch anstehende Auswahl des endgültigen 23-köpfigen WM-Kaders: "Ab jetzt ist das Thema durch und ich werde mich voll auf die Nationalmannschaft konzentrieren. Ich habe mit dem Trainer gesprochen - und es ist alles okay", glaubt der Linksverteidiger. Bierhoff hatte angeführt: "Aber man muss sagen, das sind junge Kerle, sehr emotional." Und: "Wir sollten ihn nicht zu sehr fertig machen."

Randale im Berliner Hotel?

Nach Informationen der "Ruhr Nachrichten" war am frühen Morgen des 18. Mai die Polizei in ein Berliner Hotel gerufen worden, in dem Mitarbeiter des BVB, nicht aber die Spieler untergebracht waren. Beim Eintreffen der Beamten hatte sich die Lage aber offenbar schon wieder beruhigt. Nur eine Woche vor dem Pokalfinale war Großkreutz in eine Streiterei in Köln verwickelt, in deren Verlauf er mit einem Döner geworfen haben soll - was er jedoch bestreitet. "Zu dem Thema möchte ich nichts sagen. Das ist abgehakt", erklärte der Spieler auf die Nachfrage, ob er nun um ein positives Bild in der Öffentlichkeit bangen müsse.

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Großkreutz kommt offenbar zugute, dass der Vorfall nicht im DFB-Umfeld passierte, sondern während eines BVB-Einsatzes. "Das ist für uns überhaupt kein Thema. Das war nicht bei der Nationalmannschaft. Wichtig ist, dass ein Spieler hier alles gibt für die Mannschaft", unterstrich Auswahl-Kapitän Philipp Lahm. "Das ist bei Dortmund passiert", deshalb gebe es auch keinen Grund für Sanktionen, meinte der Münchner Profi Toni Kroos: "Hier hat er sich immer gut verhalten." Von seinem Arbeitgeber Borussia Dortmund soll Großkreutz zu einer Geldstrafe verdonnert worden sein.

Harte Bestrafungen gab es beim DFB bereits

Andere Spieler wurden für Verfehlungen im Kreise des Nationalteams schon hart bestraft. Prominentester Fall ist der Stinkefinger von Stefan Effenberg gegen deutsche Fans während des Gruppenspiels gegen Südkorea bei der WM in den USA 1994, der zum Rauswurf führte. Torwart Uli Stein musste bei der WM 1986 aus Mexiko abreisen, als er Teamchef Franz Beckenbauer als "Suppenkasper" tituliert hatte.

Auch Löw griff als Bundestrainer schon hart durch. Der nicht berücksichtigte Kevin Kuranyi wurde nach seiner Halbzeit-Flucht von der Tribüne des Dortmunder Stadions im WM-Qualifikationsspiel gegen Russland (2:1) nie wieder eingeladen. (dpa)