Stanford. Jürgen Klinsmann beweist auch als Trainer der USA seinen Mut zu unkonventionellen Entscheidungen. Im früher als erwartet bekanntgegeben WM-Aufgebot des deutschen Gruppengegners fehlt unter anderem Rekordtorjäger Landon Donovan.

Mit vier Bundesliga-Profis aber ohne Rekordtorjäger Landon Donovan wird der deutsche Gruppengegner USA zur Fußball-WM nach Brasilien fliegen. Nationaltrainer Jürgen Klinsmann berief den früheren Spieler von Bayern München und Bayer Leverkusen überraschend nicht in sein endgültiges 23-köpfiges Aufgebot.

"Das war eine der härtesten Entscheidungen meiner Trainerkarriere. Seine Enttäuschung ist sehr groß und ich kann das gut verstehen", sagte Klinsmann. Donovan habe im Trainingslager des vorläufigen 30-Mann-Kaders auch "sein Bestes gegeben und nichts falsch gemacht". Der frühere Bundestrainer setzt bei der WM allerdings konsequent auf junge Spieler wie John Brooks von Hertha BSC oder den erst 18 Jahre alten Julian Green von Bayern München, obwohl der beim deutschen Meister bislang fast nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam. Die beiden weiteren Bundesliga-Profis sind Timothy Chandler vom 1. FC Nürnberg und Fabian Johnson von 1899 Hoffenheim. Auch der Ex-Schalker Jermaine Jones von Besiktas Istanbul wurde in Deutschland geboren.

Mut zu unkonventionellen Entscheidungen

Klinsmann bestätigte mit diesem Aufgebot noch einmal seinen Mut zu unkonventionellen Entscheidungen, der ihn bereits in seiner Zeit als Bundestrainer von 2004 bis 2006 ausgezeichnet hatte. Auch die frühzeitige Bekanntgabe des endgültigen Kaders war eine Überraschung, eigentlich hatte er dafür noch bis zum 2. Juni Zeit.

"Nach zehn Tagen harter Arbeit im Trainingslager waren wir der Meinung, dass der Punkt gekommen ist, diese Entscheidung zu fällen", sagte Klinsmann. "Für die Spieler ist es wichtig, dass sie jetzt wissen, Teil des Teams zu sein und nach Brasilien zu fliegen. Außerdem können wir jetzt spezieller an taktischen und technischen Dingen arbeiten und uns gezielter auf unsere Gegner vorbereiten."

"Letzte Chance" für Donovan vertan

Bereits bei der Berufung seines vorläufigen 30er-Aufgebots hatte der deutsche Trainer auf einige verdienstvolle Namen des US-Fußballs verzichtet. "Ob es Eddie Johnson war, der uns mit einigen wichtigen Toren erst nach Brasilien geschossen hat. Oder Brek Shea, der das Siegtor im Gold-Cup-Finale erzielt hat", meinte Klinsmann. "Jeder dieser Anrufe ist hart." Für Donovan galt das am Donnerstag aber besonders. Der 32-jährige hat bereits an drei Weltmeisterschaften teilgenommen, mit 57 Länderspiel- und fünf WM-Toren ist er der mit Abstand erfolgreichste Torjäger in der Geschichte des US-Teams.

"Das ist die letzte Chance für mich auf eine WM", hatte der Stürmer von Los Angeles Galaxy erst am Montag gesagt. Klinsmann aber war der Meinung: "Ich sehe zwei, drei Spieler vor ihm." Neben Donovan strich er auch den früheren Augsburger Michael Parkhurst und den früheren Dortmunder Terrence Boyd aus seinem Aufgebot. Der endgültige Kader wird nun am kommenden Dienstag noch gegen das von Berti Vogts trainierte Aserbaidschan, am 1. Juni gegen die Türkei und am 7. Juni gegen Nigeria spielen, ehe es zur WM und dort am 26. Juni im letzten Vorrundenspiel gegen die deutsche Mannschaft geht. (dpa)