Amsterdam. Hummels, Müller und Boateng sind vom Bundestrainer aussortiert worden. Doch auch andere spielen derzeit keine Rolle im DFB-Team.

Es tummeln sich in diesen Tagen einige junge Profis im Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Der Neuanfang soll beginnen, das propagiert Bundestrainer Joachim Löw beständig. Deswegen hat er ja auch Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels aussortiert – alle drei Weltmeister von 2014.

Doch während die Demission der Bayern-Profis für eine Menge Wirbel sorgte, gibt es auch noch andere Spieler, für die sich ihr Status beim DFB deutlich unbemerkter verschlechtert hat. Sie sind die weiteren Verlierer des Umbruchs.

Mario Götze (63 Länderspiele): Es ist nicht überliefert, ob der 26-Jährige die Pressekonferenz verfolgt hat, bei der Joachim Löw das Aus der drei Bayern-Stars verteidigt hat. Wenn, dann dürfte ihm wohl klar geworden sein, wie schwer seine Rückkehr zur Nationalelf wird. Jedenfalls wirkte Löw fast überrascht, als er auf den WM-Helden von 2014 angesprochen wurde. Die Konkurrenz sei groß, meinte der Bundestrainer, deswegen sei Götze derzeit kein Thema. Einerseits hat sich dieser in der Rückrunde wieder zu einem Leistungsträger bei Borussia Dortmund gemausert, andererseits fordert Löw in Zukunft vor allem Tempo, Tempo, Tempo. Daran hapert es bei dem Offensivkünstler. Eine Rückkehr? Schwierig.

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Sebastian Rudy (27 Länderspiele): Beim WM-Aus 2018 war er einer der wenigen Gewinner, weil er bei seinem einzigen Einsatz gegen Schweden trotz eines Nasenbeinbruchs auf gar keinen Fall ausgewechselt werden wollte (wurde er dann aber doch). Mit blutiger Nase wirkte er wie ein großer Kämpfer, auch deswegen verpflichtete ihn der FC Schalke. Im Revier erlebt Rudy aber eine Saison, die viel mehr schmerzt als sein Nasenbeinbruch. Der 29-Jährige kämpft mit Schalke jetzt gegen den Abstieg, bei Löw spielt er aufgrund der vielen schwachen Leistungen keine Rolle mehr. Eine Rückkehr? Unwahrscheinlich.

Emre Can (21 Länderspiele): Der 25-Jährige verfügt grundsätzlich über ein enormes Selbstbewusstsein, zudem überzeugt er im Trikot von Juventus Turin als Mittelfeld-Maschine. Da ist er eigentlich davon ausgegangen, einen Anruf vom Bundestrainer zu erhalten. Doch das Smartphone blieb stumm. „Ich lasse das mal unkommentiert, andere soll das beurteilen. Ich stelle aber fest: Im Ausland werden meine Leistungen sicherlich anders beurteilt als in Deutschland“, ärgerte sich Can im Gespräch mit "Sport Bild". Vermutlich wird es nun noch verbissener auf dem Rasen ackern. Eine Rückkehr? Möglich.

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Jonas Hector (42 Länderspiele): Ganz Deutschland schwärmte, als der 28-Jährige im vergangenen Jahr verkündete, dass er dem 1. FC Köln trotz lukrativer Angebote in der 2. Bundesliga helfen möchte. Doch natürlich gestaltet es sich für den Linksverteidiger in Liga zwei deutlich schwieriger, sich für den DFB zu empfehlen. Auch wenn sein Trainer Markus Anfang im Interview mit dieser Zeitung meinte: „Sollte ihm das negativ ausgelegt werden, dann wären wir auf dem komplett falschen Weg im deutschen Fußball.“ Da sich die Konkurrenten Marcel Halstenberg (RB Leipzig) und Nico Schulz (TSG Hoffenheim) aber weiterentwickelt haben, muss Hector nun zu Hause bleiben. Doch immerhin kann er sich so auf den Wiederaufstieg konzentrieren. Eine Rückkehr? Unwahrscheinlich.

Sami Khedira (77 Länderspiele): Schon Ende des vergangenen Jahres meinte Khedira, dass er keinen Kontakt mehr zu Joachim Löw habe. Der 31-Jährige wurde ziemlich geräuschlos aussortiert, obwohl auch er eigentlich ein verdienter Nationalspieler ist. 77 Länderspiele, Weltmeister im Jahr 2014, auf Khedira konnte sich Löw immer verlassen. Nun braucht er ihn nicht mehr, das Mittelfeld soll verjüngt und aufgefrischt werden. Dafür kann Khedira mit Juventus Turin noch die Champions League gewinnen. Auch nicht schlecht. Eine Rückkehr? Unwahrscheinlich.

Noch hat Joachim Löw keinem aussortierten Spieler die DFB-Tür komplett verschlossen. „Ich weiß nicht, was in einem Jahr ist“, erklärt der Bundestrainer immer wieder. Die Verlierer des Umbruchs dürfen sich also die geringe Hoffnung machen, doch wieder wichtig zu werden.