Moskau. Nach dem vorzeitigen Scheitern der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM muss auch Schiedsrichter Felix Brych nach Hause.
Abpfiff für Felix Brych: Die Fußball-WM in Russland wird für den Schiedsrichter aus München unter dem Strich in seiner Karriere als große Enttäuschung eingehen. Statt als erfahrener Referee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft sogar als Kandidat für das WM-Endspiel gehandelt zu werden, endet die Weltmeisterschaft für den Juristen nach nur einer Partie in der Vorrunde.
"Der Verlauf der WM ist für mich und mein Team natürlich eine herbe Enttäuschung. Aber das Leben geht weiter und wir kommen wieder", wurde Brych am Mittwochabend in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zitiert.
Nachdem er schon im Achtelfinale keine Spielleitung hatte, wurde er von der Fifa auch für die kommenden Spiele nicht mehr berücksichtigt. Vor vier Jahren in Brasilien war Brych wenigstens noch zweimal zum Einsatz gekommen, schon dort hatte er nicht das nötige Vertrauen der Schiri-Offiziellen des Weltverbandes Fifa gespürt. Brych sowie seine Assistenten Stefan Lupp (Zossen) und Mark Borsch (Mönchengladbach) warteten auch in Russland vergeblich auf einen Einsatz in der K.o.-Runde.
Über die Gründe kann nur spekuliert werden
Welche Rolle letztendlich Brychs einziger WM-Auftritt in Russland gespielt hat, kann nur vermutet werden. "Offensichtlich wurde Felix' schwierige und strittige Elfmeter-Entscheidung von der Fifa als so schwerwiegend bewertet, dass es keine weiteren Ansetzungen mehr für ihn gab. Ob das gerechtfertigt ist, müssen unsere Experten bewerten. Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren", sagte Ronny Zimmermann, der für die Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident.
Nach der hochbrisanten Begegnung zwischen der Schweiz und Serbien (2:1) hatte es mächtig Wirbel um den deutschen Referee gegeben. Weil der Unparteiische den mittlerweile ausgeschiedenen Serben bei einer umstrittenen Szene einen Foulelfmeter verwehrte, hatte der serbische Trainer Mladen Krstajic für einen Eklat gesorgt.
"Ich würde ihn nach Den Haag schicken", sagte der frühere Bundesligaprofi in Anspielung auf den Sitz des Kriegsverbrecher-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien. Dann ergänzte er in Brychs Richtung: "Dort sollte ihm so der Prozess gemacht werden, wie sie uns (im Spiel) den Prozess gemacht haben." Krstajic wurde für seine unsägliche Äußerung lediglich mit einer Geldstrafe in Höhe 4340 Euro belegt.
Für Brych, der zum zweiten Mal auf der großen Bühne pfiff, war der ganze Rummel mit Blick auf weitere Einsätze sicher nicht förderlich. Dabei hatte er sich vor der Endrunde hohe Ziele gesetzt: "Natürlich würden wir gerne die K.o.-Phase erreichen." Die Leistung im einzigen vom Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband geleiteten WM-Spiel wurde von den Kollegen in der Heimat positiv bewertet - es gab reichlich Lob.
Auch Fröhlich zeigt sich enttäuscht
"Gratulation an Felix Brych und sein Team zu der gelungenen Spielleitung in einem phasenweise schwierigen Spiel", hatte der deutsche Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich dem SID gesagt. Die Fifa-Verantwortlichen bewerteten Brychs Auftritt offenbar anders, am Mittwoch zeigte sich auch Fröhlich enttäuscht: "Natürlich ist es für Felix Brych persönlich und generell das deutsche Schiedsrichterwesen ein Stück weit enttäuschend, dass unser Top-Schiedsrichter bei der WM nur einmal zum Einsatz gekommen ist. Vor allem auch, weil sich durch das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft eine seltene Perspektive für Felix ergeben hat."
Brych war als achter deutscher Schiedsrichter bei mehr als einer WM dabei. Die meisten Partien (fünf) absolvierte Markus Merk. Brych hat 249 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Er leitete im vergangenen Jahr das Finale der Champions League, 2014 war er im Endspiel der Europa League im Einsatz. Zudem war Brych bei der EM 2016, den Olympischen Spielen 2012 und dem Confed Cup 2013 am Start. (sid)