Bochum. Wilken Engelbracht (41) ist beim VfL Bochum als Nachfolger für den scheidenden Finanzvorstand Ansgar Schwenken vorgestellt worden. Er bringt ungeahnte Emotionen mit ins ansonsten so sachliche Spiel: „Wahrscheinlich ist das der erste Job, den ich mit Leidenschaft mache.“
„Wir haben einen Manager gesucht und ihn gefunden.“ Hans-Peter Villis, beim VfL Bochum Chef des Aufsichtsrates, erwartet viel von seinem neuen Mann. Und Wilken Engelbracht (41), Nachfolger des scheidenden Ansgar Schwenken, bringt sofort ungeahnte Emotionen ins ansonsten so sachliche Spiel: „Wahrscheinlich ist das der erste Job, den ich mit Leidenschaft mache.“
Das sollten die großen Jungs in Gütersloh besser nicht mitbekommen. Denn dort, beim Bertelsmann-Konzern, ist der Bochumer Engelbracht sozusagen beruflich sozialisiert worden. Und weil man auf einer bestimmten Ebene auch nicht einfach Ciao sagen und seine Sachen packen kann, hat es ein wenig gedauert mit der Präsentation des Neuen an der Seite von Sportvorstand Christian Hochstätter. Wie Hochstätter dazu stehen wird, weiß man nicht, aber Engelbracht verspricht unter anderem: „Von mir werden sie nie hören: Die anderen haben doch mehr Geld.“ Gegebenenfalls, was wir nicht hoffen, werden wir ihn daran erinnern müssen.
Engelbrachts Aufgabe ist - vom Ende her definiert - schnell gesagt und zwar von Hans-Peter Villis: „Wir wollen mittelfristig erstklassig werden.“ Das aber gehe nur, wenn man den einen oder anderen Euro mehr in den Spielerkader investieren könne als bisher. Zwei Wege müssten in dieser Richtung begangen werden: Der erste Weg heißt Kostenkontrolle (Villis: „Wir werden jeden Stein umdrehen, um zu gucken: Wo ist noch Geld?“), der zweite beschäftigt sich mit Vermarktungsstrategien: „Was ist der VfL Bochum wert?“ Vieles müsse vorurteilsfrei erwogen und geprüft werden, auch das jüngste Beispiel aus Rostock. Beim dortigen Drittligisten Hansa hat man beschlossen, die Geschäftsstelle zu verkaufen und dann wieder anzumieten. Beim VfL Bochum müsse man sich natürlich, so Villis, die Frage stellen: „Macht so etwas Sinn?“ Vorstellbar ist auch, dass man die Vermarktung wieder vermehrt in die Hände externer Dienstleister legen wird.
„Harakiri werden wir nicht begehen“
Eine Atmosphäre der „Neugierde“ und des Mutes wünscht sich Villis, und genau das strahle Engelbracht aus - ohne dabei zu sehr auf die Pauke zu hauen. Der 41-Jährige will und muss die Balance finden zwischen dem geforderten Mut zum Risiko und der gebotenen Seriosität. Denn es gehe, so Engelbracht, um „gute Ideen, aber nicht um einen dicken Schluck aus der Pulle“. Die Existenz des Vereins dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden: „Harakiri werden wir nicht begehen.“
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Konkret geht es darum, das Verhältnis von Umsatz (23 Millionen Euro) und Ausgaben für den Lizenzspieler-Kader (7 Millionen Euro) zugunsten der Fußballer zu verbessern. Mehr Umsatz bei geringeren Kosten - so könnte man die Zielprojektion knapp und anschaulich in Worte fassen. Aber weil es sich ja um Fußball handelt, zum Schluss noch ein aktuelles Wort von Hans-Peter Villis zu weiteren Personalien: „Wir wollen und werden uns noch verstärken.“