Bochum. Lukas Klostermann hat mittlerweile viermal Bundesliga-Luft geschnuppert, seinen größten Auftritt hatte der 17-Jährige aber vor 40 000 Zuschauern in Berlin. Über ein VfL-Talent, das derzeit zwischen Schulbank und Profifußball hin und her pendelt. , Dank Fahrdienst von Mama.
Auf die Plätze, fertig, los – Lukas Klostermann löst sich explosionsartig aus den Startblöcken, auf einer Höhe mit Deutschlands Top-Sprinterin Esther Cremer zeigt der Jungspund bei einem Foto-Shooting, dass ihm auch auf der Laufstrecke keine Hürde zu hoch ist. Der 17-Jährige ist eben nicht nur auf dem Fußball-Platz ein absoluter Durchstarter.
Zugegeben, in Sachen Sprinten ist Klostermann nicht gerade unerfahren. Seine Eltern sind von jeher Leichtathleten, der blonde Schlacks betrieb lange beide Sportarten, bis er sich endgültig für den Fußball entschied. „Ich musste Prioritäten setzen“, sagt Klostermann. Vorher aber feierte er auch als Sprinter Erfolge: Bei DSDS, was in diesem Fall für „Deutschland sucht den Supersprinter“ steht und einmal im Jahr im Rahmen des ISTAF in Berlin stattfindet, hat Klostermann viermal teilgenommen – und viermal gewonnen. So hat er schon mit gerade zehn Jahren eine Kulisse von knapp 40 000 Zuschauern erlebt.
Bei seinem ersten Auftritt in der Zweiten Liga war der gebürtige Herdecker natürlich trotzdem aufgeregt. Nachdem er gegen Fürth im Kader gestanden hatte, durfte der Rechtsverteidiger Mitte März in Aalen erstmals auch auf dem Rasen aktiv werden, für 17 Minuten. „Das war ein überragendes Gefühl, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt er. Seit Sonntag, als er fast eine halbe Stunde in Kaiserslautern spielte, sind es vier Partien und insgesamt 74 Minuten. Ein „Kribbeln im Bauch“ hat er vor jedem Einsatz - in Kaiserslautern, schwärmte am Montag noch Peter Neururer, „hat er seine Feuertaufe mit Glanz bestanden“. Dem Trainer imponierte vor allem seine Abgeklärtheit in der hitzigen Atmosphäre, herausragend nennt er seine Schnelligkeit, stark auch sein Kopfballspiel.
Klostermann gibt sich zurückhaltend
Klostermann selbst ist zurückhaltend, froh über jede Sekunde Spielzeit. Den normalen Weg hat das große Talent übersprungen. Im Jahr 2001 kam er vom SSV Hagen und durchlief von da an alle Jahrgänge beim VfL. Von den A-Junioren aber ist der Jungjahrgang quasi direkt zu den Profis gekommen, bei der U23 machte er nur ein einziges Spiel, Anfang März in Düsseldorf. Und das, obwohl es mit Jungprofi Jan Gyamerah und U23-Akteur Daniel Heber auf seiner Position bereits zwei Talente gibt. Beide allerdings sind derzeit verletzt.
Dabei ist Klostermann nicht auf eine bestimmte Position festgelegt. Angefangen hat er beim FSV Gevelsberg als Mittelfeldspieler, war dann in Hagen zwischenzeitlich Stürmer und wurde in Bochum zum Innenverteidiger. Heute ist er auf der rechten Seite unterwegs, als Verteidiger oder weiter vorne – das ist Klostermann egal: „Tor verhindern oder Schießen? Am liebsten beides! Ich bin da flexibel.“
Einser-Abi ist das Ziel
Flexibilität braucht er auch im Privatleben. Der Hobby-Schlagzeuger baut gerade in Gevelsberg sein Abi – eine Eins wird ziemlich sicher vor dem Komma stehen. Neben Mathe ist der Leistungskurs selbstredend: Sport. Was danach kommt? „Ich lebe immer im hier und jetzt. Es wird sich zeigen, wie es weitergeht. Ich muss das alles noch verarbeiten, das ging alles im Sprinttempo vor sich.“
Und so versucht er das gerade Erlebte erst einmal richtig zu begreifen. Zwischen Schule und Heimat geht es weiter regelmäßig mit dem Fahrdienst oder der Mutter zum Training. Ab Juni darf Klostermann alleine hinters Steuer und hat sein Abi dann auch in der Tasche. Zu dieser Zeit wird er sich wohl mit seiner Zukunft beschäftigen müssen. Klostermanns Junioren-Vertrag läuft 2015 aus. In Bochum hoffen sie, dass er auch darüber hinaus beim VfL Bochum Vollgas gibt.