Bochum. Gegen den FC Erzgebirge Aue muss der torkelnde VfL Bochum ein Zeichen setzen - sonst wird es richtig ungemütlich. Auch Trainer Peter Neururer ist schwer angezählt nach den Auftritten gegen Sandhausen und Ingolstadt..Aufsichtsratschef Villis betont aber, dass es auch in Liga drei weitergehen wird.
Es ist kurz vor zwölf beim VfL Bochum, die Zeichen stehen auf totalen Absturz.
0:1 gegen Sandhausen. 0:3 in Ingolstadt. Nur acht Punkte in den zehn Rückrundenspielen - mit stolzen fünf eigenen Toren. So harmlos war ein VfL Bochum noch nie. Dazu die Heimbilanz des Schreckens: Vier Heimpleiten, ein Remis, nur ein Tor. Keine Torgefahr ist zu sehen, nirgends. Nicht einmal ein Hoffnungsschimmer.
Und jetzt kommt Aue.
Natürlich: Christian Hochstätter, der Sportvorstand, spricht davon, dass man „die Mannschaft jetzt aufrichten“ müsse. Doch es fällt schwer, an eine Wende zu glauben beim VfL; daran, dass diese Profis jemand aufrichten und neu ordnen kann in der Kürze der Zeit. Auch Peter Neururer, der Trainer, der dieses Kunststück in ähnlich depressiver Situation im Vorjahr meisterte, wirkt nicht mehr wie der große Motivator. Eher wie einer, der seine Felle davonschwimmen sieht.
Mannschaft wirkt völlig verunsichert
Und die Mannschaft? Wirkt völlig verunsichert, verängstigt, hilflos, ohne Zug - und ohne die nötige Konzentration über die gesamte Distanz. Kapitale Fehler führen zu Gegentoren, zuletzt patzte Andreas Luthe, der Kapitän, bei einem gleichsam schwachen, verunsicherten Gegner. Davor war es Florian Jungwirth, der Mittelfeldstratege.
Es droht der Sturzflug in die 3. Liga. Aus Hoffnung ist auch bei den Anhängern längst Frust und Verzweiflung geworden, die Wut wächst. Über Wochen und Monate haben die meisten Anhänger ihren VfL angefeuert und unterstützt so gut es ging, sie haben viel geschluckt - doch wenn gegen Aue wieder wenig bis nichts passiert auf dem Rasen wie zuletzt gegen Sandhausen, dann dürfte es richtig ungemütlich werden auf den Rängen.
Und hinter den Kulissen. Hans-Peter Villis, der Aufsichtsrats-Vorsitzende, weiß, dass „die Stimmung zu kippen droht“; bei Fans wie Sponsoren. „Dagegen müssen wir alles Erdenkliche tun.“ Dass Peter Neururer auch am Samstag, wenn um 13 Uhr die Partie gegen Aue angepfiffen wird, auf der Bank sitzen wird, daran lässt Villis keinen Zweifel. Auch von einem „Endspiel“ für den Trainer, den er vor einem Jahr stolz präsentierte, will er nichts wissen. „Wir werden keine Kurzschlusshandlungen tätigen und nicht in Panik verfallen“, sagt Villis. Aber: „Wir werden strukturell und professionell mit der Situation umgehen.“
Auch Bergmann und Neitzel gingen nach Pleiten gegen Aue
Eine Job-Garantie ist das nicht. Pikant: In der letzten Saison mussten sowohl Andreas Bergmann (1:6 im Hinspiel) als auch Karsten Neitzel (0:3 daheim) nach bösen Pleiten gegen das Erzgebirgs-Team gehen.
Neururer, der 58-Jährige, weiß seine eigene Situation einzuschätzen. Er selbst hatte ja bereits vor der Pleite in Ingolstadt sinngemäß erwähnt, dass er keine Treuebekenntnisse brauche - weil sie nach Niederlagen ohnehin nichts mehr wert sind.
„Wir werden uns wehren“, hat Slawo Freier, auch in Ingolstadt wieder einer der wenigen Bochumer mit Zweitliga-Biss, versprochen vor dem „Abstiegskampf pur“ (Christian Tiffert) gegen Aue. Dabei wird Neururer personell handeln müssen. Yusuke Tasaka, der ohnehin nicht zu begreifen scheint, was Existenzkampf bedeutet, muss nach fünfter Gelber Karte draußen bleiben. Ebenso wie Marcel Maltritz und Gelb-Rot-Sünder Adnan Zahirovic, der mit seinem wilden Ritt durch die Beine der Gegner in 57 Sekunden seinem Team einen Bärendienst erwies.
Bochum verliert in Ingolstadt
Ein Comeback von Felix Bastians (Entzündung an der Fußsohle) scheint, Stand gestern, unwahrscheinlich. Piotr Cwielong (Prellung am Steißbein) könnte es schaffen. Wenn er denn erneut spielen soll, der Mann, dem jeder Zweitliga-Spieler wie im Vorbeigehen den Ball abnehmen kann.
Die Alternativen heißen defensiv Holmar Eyjolfsson und Heiko Butscher, im Mittelfeld Onur Bulut (ist genesen) und offensiv Richard Sukuta-Pasu. Der spielt seit Jahresbeginn so, wie der gesamte VfL derzeit rüberkommt: Als habe er sich schon verabschiedet.
- VILLIS: 3. LIGA „WÜRDEN WIR STEMMEN“
Sieben Spiele vor Schluss steht der VfL Bochum auf Platz 15 - und darf allein deshalb auf die Rettung hoffen. Für den worst case aber, den Abstiegsfall, hat der Verein auch die Lizenz für die 3. Liga beantragt.
Und dort, versichert Hans-Peter Villis, würde es weitergehen. Mit weniger Mitarbeitern, weniger Mitteln, weniger Sponsoren, auch die Spielerverträge gelten überwiegend nur für die 2. Liga. Eine Insolvenz aber, so der Aufsichtsrats-Vorsitzende, wäre kein Thema. „Wir müssen dieses Szenario in den Führungsgremien durchspielen“, so Villis. „Wir würden uns dieser Herausforderung stellen, und wir würden sie auch stemmen.“