Bochum. Der VfL Bochum zeigt gegen den spielstärkeren und lauffreudigeren FSV Frankfurt eine grauenhaft schwache Leistung. Nach dem 1:2 rücken die Abstiegsränge bedrohlich nahe. Frankfurt hat Bochum auf jeden Fall schon überholt - in der Tabelle und spielerisch.

Zehn, vielleicht 15 Sekunden nach dem ja fast schon erlösenden Schlusspfiff gab es diesmal deutlich zu hörende Pfiffe von den Rängen, ehe sich auch diese Fans wieder in die stille Resignation zurückzogen. Lethargie im Rund des VfL Bochum. Wie so oft nach einem Heimspiel.

Es hat sich nichts geändert im neuen Jahr. Im Gegenteil: Böse Zungen behaupten, es war und wird alles noch viel schlimmer.

Das ist womöglich überzogen in der Minute der „tiefen Enttäuschung“, wie auch Trainer Peter Neururer sagte, schließlich gab es schon ein 0:4 gegen Union Berlin und ähnliche Horrorstücke. Aber grauenhaft, ja: grauenhaft war der Auftritt zum Jahresauftakt gegen den FSV Frankfurt über weite Strecken allemal.

Von dem erhofften offensiven Schwung, von Energie, Power, gar Spielwitz war nichts zu sehen. Rund eine Viertelstunde, in etwa zwischen dem 0:1 und dem 1:2, als Mirkan Aydin per Kopf das 1:1 erzwungen hatte nach einer Ecke, erkannte man eine Art Aufbäumen, einen gewissen Willen beim Gastgeber. Der Rest des Kicks war: trostlos. Einfallslos. Uninspiriert. Und: unstrukturiert.

VfL hätte untergehen können

Benno Möhlmann, der Trainer des FSV, hatte ja erklärt, dass man „hart gearbeitet“ habe in der Winterpause. Heraus sprang Spielfluss, Kombinationsfreude, eine Idee, ein Zusammenspiel beim FSV, der lediglich die Torgefahr, die Zielstrebigkeit im Abschluss vermissen ließ – sonst wäre der VfL wohl untergegangen an diesem verregneten Tag des Sturms in Bochum.

Beim VfL indes war fast nichts zu sehen von dem, was man sich vorgenommen hatte. Früher zu attackieren zum Beispiel. Den Ball laufen zu lassen. Sich überhaupt vernünftig zu bewegen, anzubieten. Auch Präsenz in den Zweikämpfen durfte man bei vielen Spielern vermissen. Und erst Recht: Entschlossenheit. Piotr Cwielong, der sich mit dem nur trabenden Ken Ilsö einen feinsinnigen „Kampf“ um die Nummer eins in der Liste der Totalausfälle lieferte, vergab in Durchgang eins die beste Chance. Nach Pass von Felix Bastians rutschte Richard Sukuta-Pasu am Ball vorbei, Cwielong hätte ihn „reinnageln“ können, schob den Ball aber aus kurzer Distanz an den Körper des reingrätschenden Epstein – Ecke statt 1:0 (16.). Später verzog Innenverteidiger Patrick Fabian, mit Aydin bester Feldspieler des VfL, knapp (41.) – die Führung wäre aber auch allzu glücklich gewesen.

Frankfurt, mit den von Acquistapace und Eyjolfsson nicht zu stoppenden schnellen Außen Görlitz und Leckie, pflegte eine für Bochum erschreckende Dominanz im Haus des VfL, richtig gefährlich wurde es allerdings nur selten – und meisten gingen dabei grobe Patzer voraus. Egal, ob Cwielong, Maltritz oder Eyjolfsson, es waren bittere Momente.

Aydin macht deutlich mehr Alarm als Ilsö

Nach der Pause brachte Neururer für den akut Gelb-Rot-gefährdeten Acquistapace Christian Tiffert – der gefiel mit Ecken und machte ansonsten aus dem Ilsö-/Cwielong-Wettkampf einen Dreikampf. Frankfurt schlug jetzt, typischerweise mit freundlicher Hilfe des VfL, zu: Nach Fehlerkette und erneutem Nicht-Angriffspakt erzielte Rukavytsya mit einem von Kapllani entscheidend abgefälschten 20-Meter-Schüsschen das 1:0. Mirkan Aydin, der in seiner ersten Viertelstunde nach der Einwechslung für Ilsö wohl mehr Ballkontakte hatte als der Däne in einer Stunde zuvor, erwuchtete nach Tifferts Ecke zwar den Ausgleich. Doch als man Hoffnung schöpfte, lief Bochum in einen Konter – nach eigener Ecke!

Leckie überrannte Danny Latza, der grätschte den Ball in die Mitte, wo - natürlich - nur ein Frankfurter gedankenschnell mitgelaufen war. Das Umschaltspiel zählte gestern nicht zu Bochums Repertoire.

Andrew Wooten tauchte daher allein vor Andreas Luthe auf und vollstreckte eiskalt – 1:2. Die Entscheidung, weil danach wieder Konfusion Trumpf war beim VfL. Frankfurt war dem dritten Treffer näher – und ist am VfL vorbeigezogen. Nicht nur fußballerisch. Sondern jetzt auch in der Tabelle.