San Pedro del Pinatar. . Zwischen den Pfosten, sagt Trainer Peter Neururer gerne, sei der VfL Bochum bereits „erstklassig“ besetzt. Das Besondere daran aber ist: Die aktuelle Nummer eins Andreas Luthe, sowie sein Vertreter Michael Esser und Talent Felix Dornebusch stammen allesamt aus dem eigenen Nachwuchs.

Es ist keine Minute gespielt, da tritt Andreas Luthe über den Ball nach einem einfachen Rückpass von Jan Gyamerah.1:0 für Borussia Dortmund im Testspiel im Trainingslager, 3000 Zuschauer höhnen mit Applaus, lachen laut, schmunzeln leise oder leiden still mit. „Das tut weh, wenn man das sieht“, sagt Michael Esser, der zweite Mann zwischen den Pfosten des VfL. „Mist halt“, sagt Felix Dornebusch, die Nummer drei. Doch beide wissen um das ABC der Schlussleute: „Als Torwart muss man da drüber stehen.“

Luthe, der Kapitän, seit vier Jahren die Nummer eins des Fußball-Zweitligisten, hat das von Kleinauf verinnerlicht: „Natürlich nehme ich das Tor auf meine Kappe, der Jan darf mich immer so anspielen. Aber das macht mich nicht verrückt, es waren noch 89 Minuten zu spielen.“ Schon als Kind, sagt Luthe, „lernt ein Torwart, sich selbst zu verzeihen“. Es geht weiter. Immer weiter.

Es geht nach Fehlern weiter, immer weiter

Luthe, 26, Esser, 26, Dornebusch, 19 – drei Torhüter, drei Riesen: An die 1,98m (Esser), 1,95m (Luthe) und 1,93m (Dornebusch) ragt keiner heran beim VfL. Und auch die Leistung stimmt ja: Luthe hat eine starke Hinrunde hingelegt, auch Esser überzeugte in den drei Einsätzen aufgrund von Luthes Rotsperre, vor allem glänzte er aber bei seinen Paraden für die U23 in der Regionalliga. Dornebusch fasst nach ersten Einsätzen beim VfL II „so langsam wieder Fuß“, sagt er, nachdem ihn ein Außenmeniskusriss von April bis Mitte Oktober zur Geduld gezwungen hatte. Peter Neururer hat bereits vor Wochen sein Gütesiegel verteilt: Nur auf einer Position, so der Trainer, sei Bochum bereits „erstklassig“ aufgestellt – im Tor. Mit Luthe und Esser fast auf Augenhöhe und Talent Dornebusch dahinter. Und, als Extra-Sternchen: Alle drei stammen aus der Jugend des VfL. „Darauf kann der Verein stolz sein“, sagt Co-Trainer Frank Heinemann.

Das Trio bildet mit dem „Vater“ des Erfolges, wie allseits lobend betont wird, mit dem langjährigen Torwarttrainer Peter Greiber, ein Team für sich; trainiert oft separat, „verbringt viel Zeit miteinander“, sagt Luthe. Auch wenn „die Verzahnung mit der Mannschaft stimmen muss“ - nicht nur auf den Zimmern, das er wie immer mit Patrick Fabian teilt („Da herrscht Ruhe“). Esser kommt mit Marcel Maltritz klar und Dornebusch mit Sven Kreyer.

Umso wichtiger sei bei dieser Sonderrolle der Keeper die Art des Torwart-Trainers: „Er könnte uns auch gegeneinander aufstacheln“, sagt Luthe, doch das Gegenteil sei der Fall. Das Miteinander sei „von Respekt geprägt“. Und lernen könne man voneinander, vor allem der Jüngste unter ihnen, Dornebusch ist ja erstmals bei einem Profitrainingslager dabei, schaut sich einiges ab. Bei beiden, sagt der Blondschopf, imponiere ihm vor allem „die Ausstrahlung“.

Am Ende freilich will jeder auch spielen. „Nein“, sagt Esser auf die Frage, ob er denn immer nur die Nummer zwei sein wolle. „Ich arbeite darauf hin, die Nummer eins zu sein, ganz klar.“ Sein Vertrag läuft noch bis 2015. Zunächst, sagt Esser aber gewohnt zurückhaltend, wolle er weiter „so gut wie möglich helfen, wenn ich spiele.“

Andreas Luthe gilt als kluger Profi

Luthes Kontrakt wurde erst Ende 2012 verlängert bis 2016, nachdem ein denkbarer Wechsel im Sommer zuvor zum SV Werder Bremen nicht zustande gekommen war. Und jetzt? „Mein Vertrag geht noch zweieinhalb Jahre, damit ist alles gesagt“, so Luthe. Er gilt als kluger Profi, lehnt sich nicht zu weit vor und nicht zurück. Man darf also mutmaßen, dass Luthe bei einem Erstliga-Angebot nicht kategorisch Nein sagen würde.

Sein einst formulierter Anspruch, so hoch wie möglich zu spielen, hat sich ja nicht geändert - und das Projekt VfL „mit dem mittelfristigen Ziel, aufzusteigen“, so Luthe realistisch, „steht noch ganz am Anfang.“

Kurzfristig gelte die Konzentration aber der Rest-Saison. Die Nummer eins sagt: „Ich will auf kein Zweitliga-Spiel mehr verzichten und den Klassenerhalt ein bisschen eher als am vorletzten Spieltag perfekt machen.“