Bochum. Wenn man sich beim VfL Bochum in den letzten Wochen auf eins verlassen konnte, war es die stabile Defensive. Beim 0:4 gegen Union Berlin war davon allerdings überhaupt nichts zu sehen. Auf der Suche nach Erklärungen taten sich die Bochumer schwer. Die beste Nachricht nach dem Heimdebakel: Es gibt noch ein Spiel, in dem man es besser machen kann.

Andreas Luthe stellte sich als Erster. Nach der Pleite gegen Union Berlin, die irgendwie mehr war als einfach nur eine Niederlage gegen einen Aufstiegskandidaten, kam der VfL-Kapitän vor allen anderen redebereiten Bochumern aus der Kabine zu den Journalisten. Vielleicht auch, weil er weit und breit der Einzige war in den Katakomben des VfL-Stadions, der sich nach der 0:4-Heimklatsche noch ein Schmunzeln abringen konnte . "Ich bin eigentlich froh, dass wir heute extrem einen auf die Mütze bekommen haben", gab Bochums Keeper zu Protokoll, "weil das jetzt spätestens jedem zeigen sollte, dass es so nicht geht."

In der Tat: Es ging gar nicht. Die Defensivleistung hatte nichts mit zweiter Liga, stellenweise noch nicht einmal viel mit Fußball zu tun, einem Sport, der bisweilen körperlichen Einsatz erfordert. Was seine Vorderleute ihren Gegenspielern antaten, nannte Luthe treffend "Geleitschutz". Bei Gegentor Nummer eins war Maltritz gar nicht da, Latza und Jungwirth auf der Sechs (wie so oft an diesem Tag) zu weit auseinander, Fabian zu spät und zu hüftsteif.

Beim 0:2 versaute erst Freier (DerWesten-Note 5,5) eine Ballannahme, dann trabte Tasaka solange tatenlos neben Quiring her, bis der sich mit seinem zweiten Tor bedankte. Gänzlich frei sogar war dann Terodde vor dem dritten Tor des Tages - dann noch Köhlers Freistoß zum 0:4 - "ein gebrauchter Tag", befand VfL-Trainer Peter Neururer. "Katastrophal", meinte Danny Latza, "wir können froh sein, dass wir nicht noch fünf uns sechs bekommen haben".

So schonungslos wie die Bochumer über das Ergebnis redeten, so ratlos reagierten sie allerdings auf die Fragen nach den Ursachen. Wenn es zuletzt eins gab, auf das man bei der Wundertüte VfL bauen konnte, bei dem Klub, der die Großen ärgern, aber gegen die Kleinen auch gerne mal schlecht aussehen kann, dann war es Stabilität in der Abwehr. Nur zwei Gegentore hatte sich der VfL in den vorangegangenen sechs Spielen gefangen, war fünfmal ohne Gegentor geblieben. Und nun diese Klatsche. Vor eigenem Publikum. "Warum das heute dazu kam, kann man schwer sagen", sagte Felix Bastians, der sich als einziger aus der Bochumer Abwehrkette zumindest keinen groben Schnitzer leistete. Sein Blick: ähnlich ratlos wie der seiner Teamkameraden, wie der seines Trainers. Sie alle schienen ein bisschen bange zu sein davor, ihr letztes Prunkstück, ihre stabile Defensive, zu verlieren.

Jahresabschluss in Dresden

Der Jahresabschluss für den VfL findet am Freitag in Dresden statt. Bei der SG Dynamo, die sich in den letzten Wochen ein wenig freigeschwommen hat im Abstiegskampf, die nur zwei ihrer letzten neun Spiele verlor, die mit einem Sieg am Freitag vorbeiziehen könnte an Bochum (Hinspiel 1:1). "Ich find's gut, dass wir dieses Spiel noch haben. Mit 0:4 in die Winterpause zu gehen, dann kann man sich vorstellen, wie dann die Stimmung ist", sagte Andreas Luthe, "wir haben die Mittel, es dort besser zu machen".

Für gute Stimmung in der Winterpause bedarf es nun in jedem Fall eines guten Resultats in Dresden. Auf der Weihnachtsfeier des VfL am Samstagabend dürften da andere Hilfsmittel nötig gewesen sein....