Aue. . Wieder einmal verliert der Zweitligist bei Erzgebirge Aue. Noch will sich die Klubführung nicht von ihrem Weg abbringen lassen, noch wird auch die Arbeit von Trainer Peter Neururer nicht angezweifelt. Doch Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis sagt auch: „Irgendwann müssen wir reingrätschen.“

Es ist Jahreshauptversammlung an diesem Montagabend im Ruhrcongress, und es ist ja fast schon leidige Tradition, dass die Mannschaft des VfL Bochum die Stimmung vorab auf Tiefkühl-Temperatur runtergespielt hat. 1:2 verlor der einst stolze Fußball-Zweitligist beim immer noch als klein wahrgenommenen FC Erzgebirge Aue. Der Angstgegner feierte mit Steigerlied und Rasentanz den vierten Sieg im vierten Heimspiel gegen den VfL, während Bochums Trainer Peter Neururer sichtlich geknickt bei den weitgereisten Fans am Zaun stand. In Urlaubsstimmung waren die nicht, da half auch die herrliche Herbstsonne nichts.

Der VfL in Erklärungsnot, wie immer im Erzgebirge, in dem vor einem Jahr Andreas Bergmann seinen letzten Auftritt als VfL-Coach hatte. Peter Neururer, seit rund sechs Monaten zurück beim VfL, darf bleiben. Trotz der vierten Liga-Pleite in Serie, trotz des Verharrens auf Relegationsplatz 16 mit nur elf Pünktchen aus elf Spielen. „Wir ändern unsere Meinung nicht ständig“, sagte Vorstand Christian Hochstätter. „Wir stehen zu Peter Neururer und seinem Trainerteam, ohne Wenn und Aber“, bekräftigte Hans-Peter Villis, als Aufsichtsrats-Chef der mächtigste Mann im Verein, am nächsten Morgen im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir sind tief enttäuscht über die Ergebnisse“, sagt Villis, der das Amt vor einem Jahr übernommen hatte, um den VfL mittelfristig „wieder nach oben“ zu führen. Aber: „Wir sind im Umbruch, wir lassen uns von unserem Weg nicht abbringen.“ Das Verhältnis zwischen Team und Trainer sei intakt, betont Villis. Es geht nun zuhause gegen Kaiserslautern und Köln, dazwischen muss Bochum in Cottbus bestehen. Von einem Ultimatum spricht zwar niemand, klar ist aber, dass die Talfahrt nicht erst von Sankt Martin gestoppt werden darf. „Irgendwann“, sagt Villis, „müssen wir reingrätschen.“

"Müssen unsere alte Sicherheit wiederfinden"

Dass der Druck mit jeder Panne steigt, lässt nichts Gutes erahnen bei einer Mannschaft, die zwar spielerisches Potenzial hat, aber zu labil, zu zögerlich auftritt, zu wenig Torgefahr ausstrahlt und zuletzt mit zu wenig Dampf daherkam.

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Wie in Aue. Der VfL spielte zwar eine Halbzeit lang kontrolliert, aber ohne Zug und Mumm. Dabei hatte Richard Sukuta-Pasu mit seinem ersten Saisontor das 1:0 schon nach gut zwei Minuten erzielt, als die Gastgeber total verängstigt agierten. Bochum legte nicht nach, warum eigentlich nicht? Von einer spürbaren „Verunsicherung“ sprach Sportvorstand Christian Hochstätter, die sich im zweiten Durchgang steigern sollte in „blanke Angst“, so Neururer. Drei Minuten reichten, um die Krise des VfL zu verschärfen. Erst klatschte Sukuta-Pasus Kopfball an den Innenpfosten (47.). Im Gegenzug traf Guido Kocer zum 1:1 und dann kurz danach zum 2:1 (50.), von Defensivverhalten keine Spur. „Zwei Minuten waren wir quasi nicht auf dem Platz“, haderte Hochstätter.

Und nun? Man hat eigentlich alles gesagt, probiert, rotiert. Neururer meint: „Wir müssen unsere alte Sicherheit wiederfinden. Das geht nur mit Toren.“ Und Punkten.