Bochum. . Der Zweitligist VfL Bochum versteckt zum Trainingsauftakt seinen begehrten Jungprofi Leon Goretzka im Kraftraum. Die nächste Runde im Poker mit dem FC Schalke 04 ist eingeläutet. Es geht um Details im Vertrag des Teenagers, um die gestritten wird.
Zu Hunderten waren die Fans des VfL Bochum am frühen Montagnachmittag zum Trainingsauftakt gekommen. Bochums Trainer Peter Neururer wunderte sich: „So viele Interessenten sind zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich.“ Gerade beim ersten Training, denn das bietet eingefleischten Fußball-Fans kaum etwas: 20 Zweitliga-Profis drehten auf der Tartanbahn Runde um Runde. Leistungstests waren der einzige Trainingsinhalt.
Obwohl mit Smail Morabit, Christian Tiffert, Heiko Butscher und Richard Sukuta-Pasu immerhin vier Neuzugänge an der Castroper Straße erschienen waren, galt das gesteigerte Interesse einem Fußballer, der gar nicht anwesend war. Vergeblich hielten die Zuschauer Ausschau nach Leon Goretzka, dem derzeit scheinbar begehrtesten Jungprofi des Planeten.
„Leon ist bestimmt schon nach Schalke gegangen“, mutmaßte ein junger Fan. Er hatte extra sein VfL-Trikot mit der Rückennummer 18 – die trägt das 18-jährige Bochumer Eigengewächs – aus dem Schrank gekramt. Die Enttäuschung über das Ausbleiben seines Idols stand dem Anhänger ins Gesicht geschrieben. Doch kurzzeitig hellte sich seine Miene auf, als Neururer verkündete, dass „der Leon heute Krafttraining macht“.
Klub hat sein Juwel (noch) nicht transferiert
In Windeseile sprach sich diese Nachricht unter den Zuschauern herum. Der Klub hatte sein Juwel nicht transferiert, sondern nur vor der Öffentlichkeit versteckt. „Dass Leon jetzt diese Aufmerksamkeit erhält, das muss man ihm nicht antun“, begründete der Trainer. Die Hoffnung auf einen Verbleib von Goretzka in Bochum – plötzlich erhielt sie wieder Nahrung.
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Diese Erwartung wurde in einer kurzerhand einberufenen Pressekonferenz schnell gedämpft. Denn die Bochumer zeigen sich nach wie vor verhandlungsbereit. Neururer betonte zwar immer wieder, Goretzka fest für die kommende Zweitliga-Spielzeit einzuplanen. Doch wenn die Ablösesumme stimmt, könnte ein Transfer doch noch klappen. „Sie sollte dem Spieler angemessen sein“, forderte der VfL-Trainer und hob hervor: „Leon Goretzka ist ein großes Talent, dem bei einer normalen Weiterentwicklung eine Weltkarriere bevorsteht.“
Für 2,8 Millionen Euro will Schalke das Talent
Über Vertragsinhalte wollte der 58-jährige Trainer eigentlich nicht sprechen. Dennoch waren sie Thema, denn der Streit schwelt weiter. Die Bochumer Behauptung, es gebe keine Ausstiegsklausel, steht im krassen Widerspruch zu der Auffassung von Schalke 04. Für rund 2,8 Millionen Euro, so hoffen die Königsblauen, könnten sie Goretzka aus seinem bis 2016 datierten Vertrag herauskaufen. Doch möglicherweise könnte ein einziges Wort grundsätzlich etwas ändern.
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Laut Sport-Bild soll im Vertrag vor dem Millionenbetrag noch ein „mindestens“ stehen. Das hieße: nach oben kein Limit. Zwar gab Neururer zu diesem Passus keinen Kommentar ab. Was dies in der Theorie juristisch zu bedeuten hätte, darüber sinnierte der ehemalige Schalke-Trainer jedoch nur allzu gerne: „Formal wäre damit die Untergrenze festgelegt, wenn es einen Mitbewerber gibt.“
Die nächste Runde im Ablöse-Poker um Goretzka ist somit also eingeläutet. Sollte Schalke beim Transferangebot nachbessern, dann könnte in dieser Woche eine Entscheidung fallen. Bis dahin verbleibt der Bochumer Junge bei seinem Stammverein. Verstecken wollen sie ihn dann nicht mehr. Dennoch wird Goretzka kaum zu sehen sein. Neururer plant Ausdauerläufe, tief verborgen in den Stadtparks. Die Vorbereitung auf die Zweitligasaison hat begonnen.