Bochum. Der frühe Platzverweis für Bochums Chritoph Dabrowski sorgte nach der 0:2-Niederlage des VfL gegen Regensburg für viel Gesprächsstoff und erhitzte Gemüter. Sportvorstand Jens Todt sprach von einer “krassen Fehlentscheidung“. Keeper Andreas Luthe nahm Dabrowskis verkürzten Arbeitstag mit Galgenhumor.

Den Unausgeschlafenen unter den Zuschauern im Rewirpower-Stadion tat Christoph Dabrowski einen Gefallen. Nach einer halben Stunde allergemeinsten Rumpelfußballs ohne irgendeine Art von Höhepunkt sorgte „Dabro“ mit seinem Tritt gegen Smarzoch für den ersten Aufreger der Partie. Huch! Da fand doch tatsächlich ein Fußballspiel statt. Die Kulisse wurde erstmals laut. Ein willkommener Weckruf. Für eine Weile zumindest. Bis Schiedsrichter Christ die Rote Karte zückte.

Es wurde noch lauter. Die gerade noch schläfrigen Mienen waren jetzt teils verwundert, teils wütend. Wer allerdings eine Zeitlupe geliefert bekam, erkannte jedoch: Kann man geben. Dabrowski ging so zum Ball, wie er in den 32 Minuten zuvor gespielt hatte – halbherzig, ungelenk. Er traf Smarzoch mit gestrecktem Bein an der Brust.

Von da an wurde es ein anderes Spiel. Zuvor hatten sich alle Beteiligten in einer Melange von Mutlosigkeit und Stolperei gegenseitig neutralisiert. Danach musste sich Bochum neu ordnen, Regensburg bekam Rückenwind. Der Rest ist bekannt.

Zwar wollte niemand die schlechte Leistung - davor und danach - mit dem Platzverweis begründen. Aber als mitentscheidend für die Niederlage ging die Rote Karte zwischen den Zeilen dann doch durch. Vor allem denjenigen aus der Chefetage: „Eine krasse Fehlentscheidung“ wollte Sportvorstand Jens Todt ausgemacht haben. „Absolut unverständlich“ fand es sein Vorstandskollege Ansgar Schwenken. Trainer Karsten Neitzel wollte die Situation nicht bewerten. „Sonst werde ich hier noch ironisch und sarkastisch.“ Das heißt ja auch was.

"Zu viel Dortmund gegen Hamburg geguckt"

Christoph Kramer sah es ebenfalls anders als Schiri Christ: „Er hat wohl zu viel Dortmund gegen Hamburg geguckt. Das war keine Rote Karte.“ Mittelfeldkollege Marc Rzatkowski hätte „eigentlich nur mit einer gelben Karte“ gerechnet. Lediglich ein VfLer kommentierte verhaltener. „Das war auf keinen Fall spielentscheidend“, meinte Torwart Andreas Luthe, „wir haben auch schon vorher scheiße gespielt.“

Was man aber festhalten muss: Nach dem Feldverweis wurde beim VfL allenfalls ein elfter Mann vermisst, Dabrowski eher weniger. Denn Leon Goretzka, den Trainer Neitzel für den Rotsünder an die Seite von Christoph Kramer auf die Sechs beorderte, machte es besser als Dabrowski; das zentrale Mittelfeld wurde stabiler und agiler. Christoph Dabrowski wird in München fehlen. Ob ihn angesichts dieser Alternativen und seiner Verfassung vom Sonntag jemand vermissen wird, darf bezweifelt werden.