Bochum. . Am Mittwochvormittag wirkte das verschneite Stadion an der Castroper Straße in Bochum verträumt, als habe hier bereits der „Winterschlaf“ Einzug. Doch bevor der Ball „Anne Castroper“ ruht, wird es im Bochumer Wohnzimmer noch einmal richtig heiß. VfL-Sportvorstand Jens Todt im Interview über die beiden anstehenden Heimspiele gegen Paderborn und München.

Das letzte Zweitligaspiel des Jahres am Sonntag gegen den SC Paderborn (13.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) und das Achtelfinalspiel im DFB-Pokal gegen den TSV 1860 München am Mittwoch (19 Uhr, live im Ticker bei DerWesten) ist für den Klub von immenser Bedeutung. Vor dem Heimspiel-Doppelpack innerhalb von nur vier Tagen sprachen die Kollegen von RevierSport mit Sportvorstand Jens Todt über die Situation beim in der Hinrunde enttäuschenden Zweitligisten.

Jens Todt, blickt man auf die Ergebnisse der Konkurrenz, zeigt sich wie wichtig der 3:0-Erfolg in Dresden war. Ist Ihnen ein Stein vom Herzen gefallen?

Jens Todt: Ja, wir standen mächtig unter Druck, haben dem Stand gehalten und gewonnen. Das war ein gutes und enormes Erfolgserlebnis für das Team. Jetzt haben wir die Chance, in den Spielen gegen Paderborn und 1860 München mit einem besseren Gefühl in die Winterpause zu gehen. Uns ist aber bewusst, dass – auch im Falle zweier Erfolge – wir die verkorkste Hinrunde nicht vergessen machen können.

Nach dem Spiel gingen Verantwortliche und Spieler wohltuend realistisch mit der Bewertung der Partie in Dresden um. Müssen Sie denn noch befürchten, dass der klare Sieg die Spieler zu Leichtsinn verführt?

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Von aufgezeichnet von Michael Eckardt

Todt: Nein, die Mannschaft ist viel zu selbstkritisch und auch die Verantwortlichen haben unsere schwache Anfangsphase von Dresden nicht vergessen und schätzen die Situation realistisch ein. Aber es geht auch umgekehrt. Wenn wir in Dresden trotz des Sieges auf unsere Fehler hinweisen, dann muss man auch nach einen Spiel bei Union Berlin sagen dürfen, dass die Leistung dort in Ordnung war. So wenig wir das Spiel schön reden dürfen, so müssen wir nach verlorenen Spielen nicht alles schlecht reden, wenn die Leistung in Ordnung war. Fakt ist: Die Leistung in Berlin war besser als in Dresden, aber da hatten wir zum ersten Mal in dieser Saison in einer kritischen Anfangsphase das Glück auf unserer Seite.

Auf den ersten Blick scheinen die beiden Aufgaben, Paderborn und München, wie grauer Zweitligalltag, doch die Bedeutung der Spiele ist sowohl sportlich als auch finanziell für den Klub von immenser Bedeutung.

Todt: Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Diese Spiele sind die große Chance für den Klub, sich innerhalb von vier Tagen enorm zu verbessern. In der Tabelle, der Liga, im Renommee bei den Fans und wirtschaftlich winkt beim Erreichen der letzten Acht im Pokal eine Einnahme von deutlich mehr als einer Million Euro. So eine Möglichkeit bekommt ein Klub wie der VfL nur ganz selten geboten.

Ist die 0:4-Hinspielklatsche noch in böser Erinnerung?

Todt: Aber ja! Nach dem Auswärtserfolg im Sommer gegen Dresden hatten wir ein kleines Pflänzchen Hoffnung auf einen guten Start, das in Paderborn in 90 Minuten kaputt getreten wurde. Da haben wir Sonntag viel gutzumachen, auch um den Fans zu zeigen, dass es auch anders geht.

Die wirtschaftliche Situation beim VfL ist sehr angespannt. Kann der VfL seine Dezember-Gehälter überhaupt noch bezahlen? Schließlich fehlen Zuschauer­einnahmen. Ein Abrutschen im TV-Ranking ist kaum nachzubessern, sodass derzeit ein Loch von mehr als zwei Millionen besteht.

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Todt: Zunächst einmal: Unsere Gehälter sind gesichert. Die Saison ist durchfinanziert und wir werden unsere Auflagen zum 15. Januar bei der DFL erfüllen. Natürlich haben wir auch Probleme. Der gravierende Zuschauerrückgang und das Abrutschen bei den TV-Geldern ist nicht zu komprimieren. Im Moment haben wir es wirtschaftlich richtig schwer, es ist richtig eng und es knirscht, aber wir haben die Finanzen im Griff.

Wäre ein Pokalsieg bei den Löwen ein finanzieller Befreiungsschlag?

Todt: Es würde vieles erleichtern. Ein Weiterkommen garantiert uns eine Million Euro und da ist das Heimlos gegen 1860 eine große Chance. Jetzt brauchen wir, um das Viertelfinale zu erreichen, die Unterstüzung von Fußball-Bochum. Im letzten Jahr gegen den FC Bayern waren wir nach einem fantastischen Spiel knapp dran, gegen die Löwen muss es uns gelingen. Überwintern im Wettbewerb wäre ein Ausrufezeichen. Das würde die gesamte Stimmung in der Stadt anheben. Es wäre ein bemerkenswertes Lebenszeichen.

Der Heimspiel-Doppelpack scheint nicht unlösbar. Beide Gegner schwächeln derzeit ein wenig. Sind sie optimistisch?

Todt: Ja. Unschlagbar ist in dieser Liga kein Klub. Gerade gegen die Löwen haben wir in der Hinrunde beim 0:0 vielleicht unser bestes Saisonspiel gemacht. Deshalb ist alles möglich, wenn es uns gelingt, unsere ansteigende Form zu stabilisieren. (RevierSport)