Bochum. Der 5:2-Sieg gegen den SV Sandhausen könnte dem VfL Bochum einen dringend benötigten Schub verleihen, denn die Mannschaft zeigte - bis auf die beiden ärgerlichen Gegentore - vieles, was zu Hoffnung Anlass gibt.

Karsten Neitzel wollte in diesem Moment kein Wasser in den Wein gießen. „Jetzt freuen wir uns erst einmal über den Sieg und die fünf Tore“, sagte Neitzel und beendete damit nach der Pressekonferenz die beginnende kritische Würdigung dieses für den VfL Bochum so wichtigen Spieles gegen den SV Sandhausen. Schließlich gewinnt man nicht alle Tage mit 5:2 und verhindert damit den möglichen Absturz auf einen Abstiegsrang.

Dass Neitzel in den nächsten Tagen diese Partie aufarbeiten wird, inklusive der komplett überflüssigen Gegentore durch Frank Löning nach Standardsituationen, dessen darf man sich sicher sein. Betont werden aber auch die positiven Aspekte. Zum Beispiel, dass die Mannschaft „zwei schwere Phasen“ nach den besagten Gegentoren „gemeistert“ hat. Was nicht selbstverständlich sei, denn, so der VfL-Trainer mit Blick auf die zuvor bereits von der Hertha zerzausten Sandhausener, „wir sind ja auch nicht mit breiter Brust angetreten“. Ein Gefühl der Unsicherheit, bekannte auch Sportvorstand Jens Todt, sei noch nicht überwunden. Sogar nach dem Tor zum 4:2 fühlte man sich noch unbehaglich. Die Arbeit gegen den Ball ließ nach, zu viele hochkarätige Chancen wurden liegen gelassen. Gegen andere Gegner wird man sich derlei nicht erlauben dürfen.

Der Sieg könnt einen Schub geben

Dennoch überwiegt das Positive. Dass man die schier endlose Warterei auf den dritten Saisonsieg mit einem derartigen Paukenschlag beenden würde, war nicht zu erwarten und sollte der Mannschaft, die sich erneut nicht von Rückschlägen unterkriegen ließ, einen Schub geben. Für Siege gibt es keinen Ersatz, heißt es oft im Profifußball. Stimmt. Man kann schlichtweg ein Erfolgserlebnis nicht simulieren, man muss es sich schon ganz real verschaffen. Und genau das hat der VfL Bochum getan.

Dass Zlatko Dedic, der schließlich sogar als Tor-Vorbereiter glänzte, seinem Premierentreffer gegen Cottbus nun zwei weitere Tore folgen ließ, fällt auch in die Kategorie erfreulich, ebenso wie Marc Rzatkowskis Doppelpack. Und dann wäre da ja auch noch ein Japaner, der inzwischen Akzente zu setzen vermag. Yusuke Tasaka war Wegbereiter des 1:1, leitete mit seinem Pass auf Leon Goretzka das 3:2 ein, und schickte vor dem 4:2 Carsten Rothenbach auf die Reise, während Rzatkowski Marcel Maltritz das wichtige 2:2 auflegte.

Sinkiewicz in der Führungsrolle

Weniger spektakulär, aber nicht weniger wichtig ist für den VfL die Führungsrolle, die Lukas Sinkiewicz inzwischen einnimmt. Weil Karsten Neitzel kürzlich bekannte, kein Freund von zwei „Sechsern“ zu sein, muss der eine Auserwählte taktisch und physisch auf der Höhe der Zeit sein, darf sich keine unnötigen Spielereien erlauben und muss genau wissen, welchen Schritt er wann und wohin macht. Bleibt Sinkiewicz gesund, ist viel gewonnen.

Dass Christoph Kramer, bis vor kurzem praktisch gesetzt als defensiver Mittelfeld-Spieler, derzeit außen vor ist, möchte Neitzel nicht überbewerten. Ihm sei es lieber, Kramer spiele 90 Minuten in der U23 als zehn Minuten bei ihm. Außerdem sei der 21-Jährige „einer der wenigen, die das verstehen und annehmen“.

Trotz aller Freude fällt es schwer, dieses 5:2 richtig einzuordnen. Gewonnen hat der VfL bislang nur gegen Sandhausen, Dresden und Regensburg, allesamt Konkurrenten aus dem Tabellenkeller. Am Freitag geht’s nach Köln (live im Ticker). Was aber ist dort möglich?