Bochum. Der VfL Bochum sucht nach der Trennung von Andreas Bergmann eine „nachhaltige Lösung“, will bei der Suche aber nichts übers Knie brechen. Zunächst sollen die Co-Trainer übernehmen, langfristig wird aber wohl eine externe Lösung angestrebt.
Er ist offen, nahbar, sympathisch. Mit Andreas Bergmann setzt man sich gerne auf einen Kaffee oder auf ein Bier zusammen. Aber ist der 53-Jährige auch ein guter Trainer? Und vor allem: Ist er der richtige Trainer für den VfL Bochum? Zweifel daran gab es schon länger, nach dem Offenbarungseid von Aue war Bergmann nicht mehr zu halten. „Wir mussten im Hinblick auf das Pokalspiel in Havelse reagieren“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis am Sonntagabend. Die Co-Trainer Karsten Neitzel und Thomas Reis werden vorerst die Mannschaft betreuen.
„Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns viel mehr wehren“, hatte Bergmann nach dem Super-Gau im Erzgebirge gesagt. Ein gefährliches Statement, denn in erster Linie ist es immer noch die Aufgabe des Trainers, das aus seinen Spielern heraus zu kitzeln, was - aus welchen Gründen auch immer - an Eigenmotivation bei dem einen oder anderen fehlt. Ein Auftritt wie der in Aue führt zudem Kommentare wie den von Kapitän Andreas Luthe, geäußert nach der 0:2-Niederlage gegen Hertha BSC, („Für mich und die Mannschaft gibt es keine Trainerdiskussion“) ad absurdum.
War man sich der bedrohlichen Lage nicht bewusst?
Warum mangelte es aber an der nötigen Einstellung, warum wurde nicht mit hoch geschobenem Visier gegen Ball und Gegner gearbeitet, warum wurde nicht schnell, einfach und mit Wucht gespielt in Sachsens rutschigem Winterwunderland, so wie es der Gegner aus der 17000-Seelen-Gemeinde nahezu perfekt vorführte? Weil immer noch und bis zuletzt das Spielerische betont und angemahnt wurde vom nun ehemaligen Bochumer Trainer? Weil ein Konzept auf Biegen und Brechen durchgezogen werden muss anstatt situativ zu handeln? Weil man sich der bedrohlichen Lage immer noch nicht bewusst war?
Es gab in Aue viele Szenen, die den Unterschied deutlich machten. Hier auf schwierigstem Boden der untaugliche Versuch, den bevorzugten Kombinationsfußball durchzusetzen, dort der schnelle Ball in die Tiefe oder ins Zentrum, verbunden mit bedingungslosem Einsatz, größtmöglicher Laufbereitschaft und hoher Effizienz. Einfacher, schnörkelloser Fußball ist das, fußend auf den Basistugenden dieses Sports. Es geht um Willen, auch um Durchsetzungskraft. Für Aues Athleten Ronny König war dieses Spiel ein Fest.
Am eigenen Anspruch gescheitert
Bereits nach dem ersten Saisondrittel ist man in Bochum am eigenen Anspruch gescheitert. Attraktiver wollte man spielen als in den Jahren zuvor, „rotzig und frech“, wie Sportvorstand Jens Todt sagte. Und dann diese Entwicklung in der laufenden Saison; erst prägen noch Pech und Unvermögen die Ergebnisse (gegen München, Duisburg, Braunschweig), dann Ängstlichkeit (gegen Hertha BSC); es folgt ein Absturz ohne Beispiel (Aue).
„Fieberhaft“, so Jens Todt, werde man nun nach einem Nachfolger für Andreas Bergmann suchen, dabei aber nichts übers Knie brechen, denn „wir wollen“, so Hans-Peter Villis, „eine nachhaltige Lösung“. Eine interne Besetzung als preiswerteste Variante ist offenbar nicht angedacht. Und dass Marco Kurz, zuletzt Kaiserslautern, auf der Kandidatenliste steht, darf man getrost unterstellen.