Bochum. Seit 2001 gehört er dem VfL Bochum an, seit Beginn dieser Saison ist er der Kapitän der Zweitliga-Profis. WAZ-Redakteur Michael Eckardt sprach mit Andreas Luthe, den die Verantwortlichen des Klubs bereits in der vergangenen Saison als Führungskraft mit natürlicher Autorität ausgemacht hatten.

Sein Anteil daran, dass beim VfL Bochum zum zweiten Mal in Folge die Null stand, sei eher gering gewesen, meinte er zurückhaltend. Einmal musste Andreas Luthe (25) am vergangenen Freitag aber dann doch richtig abheben und zupacken und dem Münchener „Löwen“ Kai Bülöw damit den Abend verderben. Dafür sei er schließlich da, befand Luthe anschließend so nüchtern und unspektakulär, wie ihn die VfL-Fans kennen und mögen. WAZ-Redakteur Michael Eckardt sprach schon vor diesem Spiel mit dem Torhüter und Mannschaftskapitän, den die Verantwortlichen des Klubs bereits in der vergangenen Saison als Führungskraft mit natürlicher Autorität ausgemacht hatten.

Sie haben heute trainiert, obwohl Sie eigentlich frei hatten. Sind Sie besonders ehrgeizig?

Luthe: Ich muss zusehen, dass ich im Rhythmus bleibe. Eine Einheit extra machen Peter und ich immer.

Sie meinen Torwarttrainer Peter Greiber. Der kommt in der öffentlichen Wahrnehmung, obwohl er ja kaum präsent ist, oft nicht gut weg. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Luthe: Vielleicht rührt das von früher her, als wir ein paar Probleme auf der Torhüter-Position hatten und es jedes Jahr eine neue Nummer eins gab. Für mich ist Peter Greiber leichter zu bewerten, weil ich ja seit mehreren Jahren intensiv mit ihm arbeite. Ich habe schnell festgestellt, dass er sicher einer der besten Torwarttrainer in Deutschland ist. Jedenfalls hatte ich Glück, dass Peter mich so gefördert hat, auch in seiner Freizeit. Sonst wäre es schwer geworden für mich. Das ist sicher mit ein Grund, warum ich überhaupt den Sprung geschafft habe. Aber es gibt so viele Baustellen, ich kann noch überall besser werden.

Dennoch. Sie selbst erfahren mittlerweile so viel Zuneigung und Respekt von den Fans, wie es lange keinem Bochumer Torhüter mehr widerfahren ist. Wie kommt das?

Luthe: Das stammt sicher aus der Zeit, als man hoffte, dass Spieler aus der eigenen Jugend mal wieder den Sprung nach oben schaffen würden. Ich bin in diese Nische reingerutscht, es passte einfach. Und wenn ein Torhüter Vertrauen spürt, dann ist das immer ein Vorteil. Umgekehrt sind das schlechte Voraussetzungen, wenn jeder Schritt misstrauisch beäugt wird. Für mich ist das hier optimal.

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Und trotzdem wirkten Sie zu Beginn der Saison nervös und etwas wackelig. Wie gehen Sie damit um?

Luthe: Kernpunkt des Torwartspiels ist, dass sich meine Jungs auf mich verlassen können müssen. Mache ich in der zweiten Minute einen Fehler, muss ich so weiter spielen, als wäre nichts geschehen. Aufgearbeitet wird nach dem Spiel.

Inzwischen sind Sie ja auch zum Kapitän bestimmt worden. Hat sich dadurch viel für Sie verändert?

Luthe: Nein, es ist nicht viel dazu gekommen. Ich kenne den Verein doch in- und auswendig, habe auf der Geschäftsstelle gearbeitet. Außerdem sollte die Führung sowieso auf mehrere Schultern verteilt werden. Das ist top verteilt bei uns.

Und die sportliche Entwicklung. Wie kann man die Mannschaft derzeit einordnen?

Luthe: Ich habe ein gutes Gefühl, wir werden stabiler. Man darf sich von kleinen Rückschlägen nicht zu sehr verunsichern lassen. Es ist im Fußball unheimlich wichtig, dass man sich nicht aus der Bahn werfen lässt. Ich denke, wir können gut mithalten und gegen jeden Gegner gewinnen, aber auch gegen jeden verlieren. Positiv für uns ist zudem, dass eigentlich noch keine Mannschaft komplett überzeugt hat.

Nach den Sternen zu greifen dürfte allerdings schwierig werden in dieser Saison, und der Umbruch ist ja noch lange nicht beendet, sondern wird weiter gehen. Es laufen zig Verträge aus am Ende der Spielzeit.

Luthe: Ja, davon kann man ausgehen. Wir sind mitten drin im Umbruch. Das wird noch eine Zeit dauern.

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Das könnte noch mehrere Jahre Zweite Liga bedeuten. Auch Ihr Vertrag endet im kommenden Sommer. Sie stehen voll im Saft, sind ehrgeizig, haben einen guten Ruf. Was macht also Andreas Luthe in der nächsten Saison?

Luthe: Man will immer mehr, und ich habe ja schon gesagt, dass ich gerne in der Ersten Liga spielen würde. Aber im Moment habe ich keinen Druck, mich mit diesem Thema zu beschäftigen und mache mir darüber überhaupt keine Gedanken. Auf jeden Fall ist der VfL mein erster Ansprechpartner und ich werde ihn nicht an der Nase herum führen.

Mal eine grundsätzliche Frage: Was ist überhaupt reizvoll an der oft doch undankbaren Torhüterposition?

Luthe: Das Streben nach Perfektion macht’s irgendwie aus. Auch wenn es für einen Torhüter keinen Tag gibt, an dem du aufstehst und dir nichts weh tut.

Wie hält man das aus?

Luthe: Indem man sich gut ernährt und pflegt. Dann geht es über Jahre.