Osnabrück. Der VfL Bochum zeigte beim 1:3 in Osnabrück erneut eine desolate Vorstellung, Fortschritte sind nicht erkennbar. Für Sehar Fejzulahi gibt es kein Angebot - andere „Optionen“ rücken in den Fokus. „Wir wollen jemand mit mehr Durchsetzungsfähigkeit“, sagt Sportvorstand Jens Todt.
Die Suche geht weiter beim VfL Bochum. Nach Geschlossenheit und Kampfgeist; nach Stabiltität in der Defensive, Kreativität im Zentrum, Tempo über die Außen (oder überhaupt mal einen Vorstoß über links, über rechts). Nach einem offensiven Mittelfeldmann mit Steher- und Gestalter-Qualitäten: Sehar Fejzulahi wurde nach drei Testspielen für zu leicht befunden. „Er hat nicht enttäuscht“, erklärte Sportvorstand Jens Todt am Sonntag. „Aber wir wollen jemand mit mehr Durchsetzungsfähigkeit. Wir prüfen andere Optionen.“
Man habe mehrere Kandidaten im Auge, im Idealfall soll er „flexibel“ außen wie zentral spielen können. Todt ließ keinen Zweifel daran, diesen einen Transfer noch zu tätigen. In diesem Sommer - möglichst bald.
Schmeichelhafte 1:3-Niederlage in Osnabrück
Man sucht also: allüberall. Nicht erst nach dem in der Höhe geradezu schmeichelhaften 1:3 in Osnabrück. Und man wird hoffentlich schnell genug fündig in den verbleibenden drei Wochen der Vorbereitung. Sonst droht ein Saisonstart, nach dem man sich die vorherige Spielzeit herbeisehnen mag. Und das will ja was heißen.
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Das 1:3 beim Drittligisten VfL Osnabrück im ersten echten Härtetest jedenfalls legte die weitgehend nicht neuen, aber gegen einen körperlich robusten Gegner unübersehbaren Schwächen des eben längst noch nicht runderneuerten VfL Bochum schonungslos offen.
Andreas Luthe, der Kapitän, der wegen einer leichten Schulterverletzung vorsichtshalber nur auf der Tribüne hockte, sprach hinterher Klartext in den Katakomben der osnatel-Arena, in der immerhin 3000 Fans die geglückte Generalprobe ihrer aufstiegsambitionierten Mannschaft feierten: „Ich habe da oben wohl noch mehr gelitten als wenn ich gespielt hätte“, sagte Luthe. „Das war fast wie gegen Hüls, nur gegen einen stärkeren Gegner.“ Zur Erinnerung: Gegen Regionalliga-Neuling Hüls gab es ein 0:2.
Auch Jens Todt („Das war viel zu wenig“) und Trainer Andreas Bergmann („Das war ernüchternd, eine dünne Leistung“) wollten die 90 Minuten nicht beschönigen - von Panikmache allerdings sind die beiden VfL-Verantwortlichen weit entfernt. Auch, weil man mitten in der Vorbereitung eben noch „viel ausprobiert, viel experimentiert“, so Bergmann, weil „sich daher noch keine erste Mannschaft gebildet hat“, so Todt.
Und, das ist Fakt: Osnabrück war sichtbar „spritziger“, so Bergmann, kräftiger, voller Power, ein paar Schritte weiter mit seiner stärksten Elf - diese Woche nämlich startet schon die 3. Liga. „Wir“, sagte Andreas Luthe, „hätten ein großes Problem, wenn es diese Woche losgehen würde.“ Das aber, auch das ist Fakt, ist nicht nur ein rein körperliches Problem.
Todt warnt vor Pokalgegner Heidenheim
Es fehlt an Qualität für höhere Zweitliga-Ansprüche, das müssen sich so langsam auch all jene eingestehen, die den VfL Bochum immer noch als Fast-Erstligisten wahrnehmen. In Wahrheit ist Osnabrück, als ambitionierter Drittligist, eben nicht weit entfernt vom VfL, dem Mittelklasse-Team in Liga zwei. „Im Pokal“, warnt Sportvorstand Todt schon jetzt, „müssen wir uns viel mehr wehren.“ In Heidenheim.
Sonst geht es schief - auch gegen Dresden, zum Saisonstart. In Osnabrück sah man die alten Schwächen und noch ein paar obendrauf: individuelle Fehler in Serie, kein ligataugliches Umschaltspiel in beiden Richtungen, keine Ballbehauptung, mangelnde Zuordnung, keine Zweikampf-Präsenz, keine Sicherheit im Pass-Spiel - und keiner, der den Ton angibt. Fast alle Mannschaftsteile patzten, wobei man dem bemühten Marc Rzatkowski, dem vorne verhungernden Stürmer Zlatko Dedic und dem hin und wieder seine Klasse zeigenden Alexander Iashvili, dem einzigen echten Neuzugang mit sofortiger Gewinn-Garantie, neben den machtlosen Torhütern noch den geringsten Vorwurf machen kann.
Routiniers wie Lukas Sinkiewicz und Slawo Freier standen neben sich, von Christoph Dabrowski und Marcel Maltritz kam kaum mehr. Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach dürfte genug damit beschäftigt sein, seine Seite dicht zu halten - von Offensiv-Impulsen darf man da erstmal nur träumen. Und die Jungen wie der zweifellos hoch talentierte Florian Brügmann zahlten Lehrgeld, mitunter im Übereifer. Wie vor dem überfälligen 1:2, als er Eyjolfsson beim Kopfballduell förmlich umsprang - Nagy hatte dann freie Bahn.
Brügmanns fehlende Erfahrung kann man erklären, ein Ansatz, aus dem nicht nur Bergmann Gutes zieht. „Die jungen Dachse sind sehr unerfahren, aus diesen Spielen, diesen Fehlern müssen sie lernen“, so der Trainer. Ein zweiter, gewichtiger Punkt der Hoffnung: die Geneseung der verletzten Stammkräfte.
Luthe und Innenverteidiger Jonas Acquistapace werden zum Auftakt, Stand jetzt, dabei sein. Zudem darf man mit Top-Talent Leon Goretzka rechnen, der aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. Wie viel Verantwortung er mit 17 aber zu Beginn, gar über eine Saison schon tragen kann, ist ungewiss. Das Offensiv-Trio Mirkan Aydin, Faton Toski, Michael Delura wird gegen Dresden fehlen. Aydin und Toski haben zwar das Lauftraining aufgenommen, sollen mit ins zweite Trainingslager, mit Delura könnte man im Herbst rechnen. Wann aber alle topfit sind, ist exakt nicht kalkulierbar - und doch unglaublich wichtig für diesen VfL.
VfL Osnabrück - VfL Bochum 3:1 (1:1)
Esser (46. Heerwagen) - Rothenbach, Maltritz, Sinkiewicz (46. Eyjolfsson), Brügmann (74. Chaftar) - Dabrowski (46. Kramer) - Freier (83. Bulut), Rzatkowski – Fejzulahi (57. Bertram) - Iashvili (66. Gelashvili), Dedic (66. Scheidhauer).
Tore: 1:0 Staffeldt (21.), 1:1 Dedic (36., Foulelfm.), 2:1 Nagy (54.), 3:1 Glockner (77.)