Bochum. Zum Saisonkehraus im Erzgebirge will der VfL Bochum nicht die Zügel schleifen lassen, der eigenen Kasse zuliebe und aus Fairness den abstiegsgefährdeten Klubs gegenüber. “Wir wollen sportlich sauber bleiben“, sagt Trainer Andreas Bergmann.

Den ganz großen Druck verspüren die verbliebenen Spieler des VfL Bochum nicht mehr, wenn am Sonntag in Aue die letzte Zweitliga-Partie dieser Saison angepfiffen wird. „Vielleicht können wir dann mal ein bisschen befreiter aufspielen“, sagte voller Hoffnung Trainer Andreas Bergmann, der damit aber nicht meint, dass die Mannschaft im Erzgebirge tiefenentspannt und ambitionslos zur Sache gehen sollte.

In der gestrigen Ausgabe haben wir es ja schon beleuchtet: Für den VfL geht es in dieser sportlich für den Klub bedeutungslosen Partie um ein anderes kostbares Gut, nämlich um Geld aus dem TV-Topf. Klettern die Bochumer mit einem Erfolg in Aue in der Tabelle noch von Rang zwölf auf Rang elf, oder, wie von Bergmann erhofft, sogar auf Rang zehn, dann könnte man im Fernduell mit dem SC Paderborn wieder einen Platz gut machen im TV-Ranking. Ingolstadt (11.) tritt zeitgleich in Braunschweig an, der MSV Duisburg (10.) in Düsseldorf, Paderborn kämpft beim FC St. Pauli um den Relegationsplatz.

VfL-Sportvorstand Todt teilt Bergmanns Meinung

Außerdem, so Bergmann, wolle man „sportlich sauber bleiben“, also nicht abschenken. Die Spieler hätten ja schließlich auch eine „Verantwortung gegenüber dem Verein“, zudem sei es ein „Gebot der Fairness“, sich noch einmal anzustrengen. Sportvorstand Jens Todt teilt diese Meinung: „Wäre das Spiel für uns noch entscheidend, würden wir von den anderen ja auch Ernsthaftigkeit erwarten.“

Allerdings wird im allerletzten Spiel auch nur das allerletzte Aufgebot zur Verfügung stehen, nachdem der „Kollege Bönig“, so Bergmann, am vergangenen Sonntag für eine neuerliche Veränderung gesorgt hat. Der scheidende Außenverteidiger ist gesperrt, und weil Kevin Vogts Muskelbeschwerden offenbar nicht aus der Welt zu schaffen sind, ergibt sich vor der Abfahrt nach Aue mal wieder ein Minus in Sachen Personal.

Es sei deshalb „eine ganz starke Überlegung“, sagte Bergmann, Jannik Stevens im Erzgebirge „anfangen zu lassen“. Der Dauermangel auf den Außenverteidiger-Positionen spült also den Nachwuchs-Akteur, der zuletzt als Einwechselspieler gegen Eintracht Braunschweig seine Sache gut gemacht hatte, sogar in die Startelf. Es dürfte, abgesehen vom Zweitliga-Debüt von Torhüter Michael Esser, die einzige Änderung sein, obwohl auch Onur Bulut Neuland betritt. Der 18-jährige A-Junior, der in dieser Spielzeit bereits 13 Partien für die Regionalliga-Mannschaft bestritten hat, gehört erstmals zum Profiaufgebot des VfL, das in Aue aus 15 Feldspielern bestehen wird. Als zweiter Torwart hinter Michael Esser fährt Markus Scholz mit.

Kefkir und Ginczek dürften auch gehen

Derweil ist nach Björn Kopplin (Union Berlin), Matias Concha (Schweden) und Philipp Bönig der vierte Abgang zu vermelden. Wie bereits allerorten berichtet, hat Mimoun Azaouagh das Vertragsangebot des VfL Bochum abgelehnt und sich mit Erfolg anderweitig umgeschaut. Der Mittelfeld-Spieler band sich nun für zwei Jahre - plus Option - an den Erstliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern. Der heutige Vorstandsvorsitzende der Pfälzer, Stefan Kuntz, hatte Azaouagh im Januar 2008 von Schalke 04 nach Bochum geholt.

Die Abgänge Nummer fünf (Oguzhan Kefkir) und sechs dürften nicht lange auf sich warten lassen. Auf Daniel Ginczek hat der Erstligist SC Freiburg ein Auge geworfen, auch der FC St. Pauli soll Interesse zeigen. In Freiburg will man sich nach dem glänzend bestandenen Abstiegskampf von den Stürmern Erik Jendrisek und Stefan Reisinger trennen. Bedarf ist also vorhanden im Breisgau.

Mit Azaouagh und Takashi Inui (Abgang Nummer sieben), dessen Verkauf aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht zu verhindern sein wird, verliert der VfL erheblich an spielerischer und individueller Qualität. Vor allem unter diesem Aspekt ist die etwas überraschende Rückkehr von Marc Rzatkowski zu sehen. Was allerdings eine enorm große Hypothek für den 22-Jährigen darstellt.