Bochum. Mit dem in letzter Sekunde erzwungenen 2:2 gegen die Münchener „Löwen“ ist der VfL Bochum dem Klasssenerhalt ein Stück näher gekommen. Sechs Punkte Vorsprung hat der VfL nun vor dem Karlsruher SC, der auf dem Relegationsplatz 16 rangiert.

Abstiegskampf ist anstrengend - für die Trainer, die Spieler und die Zuschauer. Die potenzielle Schönheit des Spiels schert in dieser Situation keinen Menschen. Es geht um Kampf, Willen, Ergebnisse und darum, dem stetig wachsenden Druck standzuhalten. Ob das gelingt, weiß vor dem nächsten Anpfiff niemand. Und wenn es denn gelingt, ist die Erleichterung riesig. Wie beim VfL Bochum nach dem Last-Minute-Tor von Kevin Vogt gegen die Münchener „Löwen“.

Heraus kam zwar „nur“ ein 2:2, aber dieser Teilerfolg, so VfL-Finanzvorstand Ansgar Schwenken, bescherte neben einem wichtigen Punkt ein „Glücksgefühl, das man für das Selbstwertgefühl braucht“. Denn darum, um das Selbstwertgefühl also, kann es bei den VfL-Profis nicht gut bestellt gewesen sein nach acht sieglosen Spielen in Serie.

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Bei der schmachvollen Niederlage in Aachen ein paar Tage zuvor hatte sich die Mannschaft noch wie ein verlorener Haufen präsentiert, gegen die spielstarken Münchener aber stimmte die Einstellung. „Auf dem letzten Loch gepfiffen“, habe man, und sich dann „durchgebissen“, sagte Sportvorstand Jens Todt. Die Personalsituation war so eng, dass Andreas Bergmann im Verlauf der Partie die Akteure wie ein Hütchenspieler hin- und herschieben musste. So befand sich nach dem Ausscheiden von Björn Kopplin kein einziger gelernter Außenverteidiger mehr im Bochumer Aufgebot, abgesehen von Amateur Jannik Stevens. Kopplin biss ein letztes Mal auf die Zähne, er wird vermutlich wegen seiner anhaltenden Leistenbeschwerden im Laufe dieser Woche operiert. Anschließend wird sich der Berliner wohl nach einem neuen Arbeitgeber umschauen müssen, jedenfalls will man sich von Seiten des VfL am heutigen Montag zu diesem Thema äußern. Zugänge indes werden erst dann vermeldet, wenn der Klassenerhalt in ganz trockenen Tüchern ist.

Acquistapace begann für den gesperrten Bönig als Außenverteidiger

Bereits der Start war unkonventionell. Lukas Sinkiewicz und Slawo Freier raus, Kevin Vogt im linken Mittelfeld, Jonas Acquistapace erneut für den gesperrten Philipp Bönig als Außenverteidiger, dazu Nika Gelashvili und Daniel Ginczek Seite an Seite - Bergmann hatte kräftig umgebaut. Mit Erfolg, denn die erste Halbzeit konnte sich im Großen und Ganzen sehen lassen . Und hätte der verbesserte Daniel Ginczek kurz nach dem Seitenwechsel die Vorarbeit von Takashi Inui zu seinem zweiten Treffer genutzt, es wäre allen vielleicht die folgende Berg- und Talfahrt der Gefühle erspart geblieben. Denn eigentlich wollten die individuell bekannt starken Münchener ja nur ein bisschen spielen.

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Das taten sie dann und profitierten dabei - natürlich - von Bochumer Fehlern. Kopplin, wohl mit den Kräften am Ende, rückt nicht zeitig genug ein - Rakic trifft zum Ausgleich. Andreas Luthe unterschätzt Lauths hohen Ball - Rückstand. Die Ordnung ist nun dahin, der Frust regiert, der Abstiegskampf scheint sich zuzuspitzen für den VfL Bochum.

Schiedsrichterin Steinhaus gewährte dem VfL eine Galgenfrist

Aber man stemmt sich gegen die neuerliche Niederlage. Eckbälle werden erzwungen, Freistöße ebenfalls. Und Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, deren Entscheidungen nicht immer glücklich waren, gewährt dem VfL noch eine Galgenfrist. Gut für den VfL. Kevin Vogt knallt den Ball in der letzten Aktion des Spiels tatsächlich mit Wucht ins Netz. Jens Todt spricht in seiner grenzenlosen Erleichterung von einem „gefühlten Sieg“, denn nun kann man erhobenen Hauptes und nicht wie ein geprügelter Hund nach Cottbus fahren.

Dort wird dem VfL am Freitag allerdings neben Kopplin auch Christoph Kramer (gesperrt) fehlen. Die Personalmisere verschärft sich weiter. Aber es gilt ohnehin nur noch: Augen zu und durch.