Bochum. Vor dem Freitagabend-Spiel des VfL Bochum gegen Dynamo Dresden gibt es nach all den Verletzungen und Sperren noch zahlreiche Fragezeichen, was Kader und Startelf angeht. Die Zahl der gravierenden Ausfälle hat beim VfL tiefere Spuren hinterlassen als das 2:6 in Fürth.
Sätze wie „Heulen gilt nicht“ (Trainer Andreas Bergmann) oder „Da gehen wir jetzt durch, wir müssen Gas geben, kämpfen“ (Sportvorstand Jens Todt) haben Konjunktur beim VfL Bochum; wen wundert’s nach dieser, auf den Sport bezogen, dramatischen Serie an schweren Verletzungen.
Und doch merkt man beim personell durchgeschüttelten VfL, bei dem allein unter einem Kreuzbandriss nun drei Spieler leiden (Patrick Fabian, Nachwuchs-Stürmer Selim Gündüz sowie Michael Delura, der Montagabend erfolgreich operiert wurde), dass die Zahl der gravierenden Ausfälle Spuren hinterlassen hat. Tiefere, viel tiefere Spuren als dieses einmalige 2:6 in Fürth. Gerade Trainer Bergmann, der seine Mannschaft auf einem so guten Weg sah, mit diesem „Impuls nach vorne“, spürt man den Frust an, nachdem seine „Idee“ mit den „neuen Möglichkeiten“ in Fürth vom Platz getragen worden ist.
"Sportliche Tragödie" für Michael Delura
Er meint das Spiel über die Außen mit Delura, einem Typen, den „wir nicht hatten, der unser Spiel verändern“ konnte, und dem laufstarken Mirkan Aydin, dessen Wadenbeinbruch erst nach dieser Saison vollständig auskuriert sein dürfte. Es fing ja auch so gut an in Fürth, es sollte mehr als nur eine Option sein in dieser, ja: auch in der nächsten Saison.
Geschichte, vorerst. Ein Rückschlag in erster Linie persönlich, vor allem für Delura („eine sportliche Tragödie“, so Bergmann), aber auch für die „Weiterentwicklung des Teams“, wie der Trainer durchblicken lässt, ohne es direkt auszuformulieren. Man will, man darf ja nicht jammern.
„Heulen gilt nicht“ ist also die Devise, weil sie es sein muss vor dem Spiel am Freitagabend (20.30 Uhr) gegen Dynamo Dresden. Und im Training ging es auch ganz ordentlich zur Sache. Gleich sechs Spieler aus der U 23 - die Stürmer Kevin Freiberger, Laurenz Wassinger, Hans Kyei, Innenverteidiger Julian Wolff, „Sechser“ Christian Mengert und Linksverteidiger Jannik Stevens - füllten den Kader auf insgesamt 19 aktive Feldspieler auf. „Die Situation jetzt ist schon schwierig“, räumt Bergmann ein, „außergewöhnlich“.
Freier und Toski sind gesperrt - fünf Profis bei Länderspielen
Neben den Verletzten, den Angeschlagenen, Kranken (Jonas Acquistapace fehlte gestern grippig, soll aber rechtzeitig auf die Beine kommen) und Gesperrten (Freier, Toski) kommt ja erschwerend hinzu, dass fünf Profis erst am Donnerstag von ihren Länderspielen, die heute und damit zwei Tage vor der Liga-Partie stattfinden, zurückkehren: der Japaner Inui aus Tokio, der Georgier Gelashvili aus Albanien, der Isländer Eyjolfsson aus Aserbaidschan sowie Vogt (U21) aus Halle und Kramer (U20) aus Italien. Kein Mensch kann wissen, wie fit sie in Bochum landen. Zumal Kevin Vogt seine krassen Aussetzer zuletzt - gegen St. Pauli (unbestraft dank Torwart Andreas Luthe) und Fürth (Eigentor zum 1:2 und Fehlpass zum 1:4) - erstmal verarbeiten muss, zumal man Gelashvili ohnehin „die Belastung“ anmerkte, so Bergmann.
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Unsicher bleibt auch ein Einsatz von Mimoun Azaouagh, der gestern weitgehend nur individuell trainierte. Besser sieht es bei Christoph Dabrowski aus, der nach seiner Achillessehnen-Verletzung das komplette Programm absolvierte: „Es ging gut, aber ich muss abwarten, ob es eine Reaktion gibt“, sagte der Kapitän. Daniel Ginczek kehrte zurück, ein längerer Einsatz kommt nach seinem Innenbandanriss aber zu früh. Philipp Bönig ist gleichfalls noch keine Alternative, bei Lukas Sinkiewicz reicht die Kraft ebenfalls noch nicht für 90 Minuten, meint der Trainer.
Neben Björn Kopplin, der rechts wie links verteidigen kann, sind als Außenverteidiger wohl Denis Berger und Matias Concha („Für mich ist alles machbar, ich habe keine Probleme“, sagte der Schwede) erste Alternativen. Stand gestern. „Es gibt“, so Bergmann, „einfach noch zu viele Fragezeichen.“