Bochum.. Die Fans des VfL Bochum haben es momentan nicht leicht: Nach der herben 2:6-Schlappe ihres Vereins bei der SpVgg Greuther Fürth mussten sie am Montag im Fußball-Fachmagazin “Kicker“ lesen, dass Gerald Asamoah zum “Spieler des Tages“ gekürt wurde. Ausgerechnet Asamoah, der Bochums Mirkan Aydin schwer verletzte.

Montag ist für Fußball-Fans Lektüre-Tag. Das Fachmagazin "Kicker" liegt dann meistens auf dem Tisch des Fußball-Fans und es wird mit Kollegen und Freunden über das Bundesliga-Wochenende diskutiert. Über Siege und Niederlagen, über Leistungen und Noten. An diesem Montag verstehen die Fans des VfL Bochum bei der Lektüre des Kickers die Welt nicht mehr: Gerald Asamoah ist vom Kicker zum "Spieler des Tages" der Zweiten Liga gewählt worden. Ausgerechnet Asamoah, der am Samstag beim 6:2-Sieg der Fürther dem Bochumer Stürmer Mirkan Aydin in der 24. Minute das Wadenbein brach. "Mir ist vorhin der Kicker aus der Hand gefallen: Gerald Asamoah, Spieler des Tages!", schreibt ein Fan im VfL-Forum. Ein anderer ergänzt: "Das ist mir gerade allerdings auch sauer aufgestoßen! Unglaublich einen Spieler zum "Spieler-des Tages"(!) zu machen, der eigentlich mit roter Karte unter die Dusche muss."

Berichterstattung des Kickers nicht logisch

In der Berichterstattung über die Partie prallen für die Fans Welten im Fachblatt aufeinander: Asamoah, der mit zwei Treffern und einer Vorlage maßgeblich an dem Sieg der Gastgeber beteiligt war und laut Sky-Reporter "der auffälligste Spieler auf dem Platz - im Positiven wie Negativen - war", bekommt von den Kicker-Redakteuren die Note 1, während Schiedsrichter Peter Gagelmann die Note "mangelhaft" bekommt. Gagelmann sei "viel zu großzügig" gewesen und "hätte Asamoah mit Rot vom Platz stellen müssen", schreibt der Kicker.

Von der Seite in die Beine - Asamoahs  Foul an Mirkan Aydin gehörte in Kategorie: unnötig.
Von der Seite in die Beine - Asamoahs Foul an Mirkan Aydin gehörte in Kategorie: unnötig. © imago | Unbekannt

Im Vergleich dazu sei das "rotwürdige Foul, für das Asamoah aber nur Gelb sah", die "einzige schlechte Szene des Angreifers, der mit viel Einsatz und Engagement" zum Sieg seiner Elf beitrug. Die Fans des VfL kritisieren, der ehemalige deutsche Nationalspieler hätte ab der 25. Minute gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen und somit nicht seinen zweiten Treffer erzielen und die Vorlage geben können.

Asamoah entschuldigte sich

Letztlich kann man dem Kicker keinen Vorwurf machen: Sportlich hat Asamoah seinen Verein mit einer starken Leistung an die Tabellenspitze der Zweiten Liga geschossen und sich somit eine gute Note verdient. Die Fehlentscheidung des Spiels war eine andere; und die Leistung des Unparteiischen hat der Kicker richtig bewertet. Christian Biechele ist beim Kicker für die Zweite Liga zuständig und erklärte am Montag, "dass sich die Redakteure in einem Dilemma befanden." Auf dem Spielfeld habe Asamoah seine Leistung gebracht und wegen eines unsportlichen Fouls strafe der Kicker nicht mehr ab. "Die Zwangs-Sechs haben wir wieder abgeschafft", so Biechele. Man wolle nicht mehr die moralische Instanz im deutschen Fußball sein. 

Vielleicht hätte man Asamoah aber nicht zum "Spieler des Tages" küren müssen, argumentieren die Bochums Fans. Etwas Feingefühl sei angebracht. "Der Spieler des Tages ist der notenbeste Spieler", erklärt der Kicker-Redakteur. "Auch wenn wir uns in dieser Situation etwas Bauchschmerzen hatten."

Einige Fans des VfL ärgern sich gar nicht in erster Linie über die Benotung, sondern darüber, dass der ehemalige Schalker sich nicht bei Aydin entschuldigt habe. "Ich habe nichts von einer Entschuldigung in Richtung Aydin gelesen oder gehört!", schreibt ein DerWesten-User in den Kommentaren unter einem Artikel. Der Kicker klärt in diesem Fall aber auf: Asamoah sei nach dem Spiel zum Bochumer Mannschaftsbus gegangen und "er entschuldigte sich dort bei Mirkan Aydin."

VfL-Sportvorstand Jens Todt: "Es ist zum Kotzen"

Beim VfL hat man allerdings andere Sorgen. Aydin wurde noch am Samstag im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus operiert, Michael Delura hat sich in der Partie das Außenband und das linke vordere Kreuzband gerissen. Außerdem fehlen die Langzeitverletzten Daniel Ginczek, Philipp Bönig und Patrick Fabian. "Es ist zum Kotzen", findet der VfL-Sportvorstand Jens Todt deutliche Worte über die Verletzungmisere der Bochumer.