Bochum. Torwart Andreas Luthe hat sich beim VfL Bochum zur echten Stütze entwickelt. Nicht nur beim 4:2-Erfolg über Union Berlin wirkte er souverän zwischen den Pfosten und und ist nervenstark in Eins-gegen-Eins-Situationen.
Es ist ja noch einmal gut gegangen, und deshalb durften sich nach dem 4:2-Erfolg gegen Union Berlin wenigstens die Bochumer Anhänger am Samstag über einen unterhaltsamen Fußball-Nachmittag freuen. Intern sah man den Schlingerkurs der Mannschaft, die zwischenzeitlich in Überzahl einen 2:0-Vorsprung weggeschenkt hatte, allerdings deutlich kritischer.
„Das war Jugendfußball. Du musst auch in Überzahl die Ordnung behalten, gallig bleiben und in den Zweikampf gehen“, nahm Sportvorstand Jens Todt kein Blatt vor den Mund. Andreas Bergmann, unter dessen Führung die Mannschaft, was die Offensive betrifft, einen Sprung nach vorne gemacht hat, beklagte ein weiteres Mal „individuelle Fehler, die uns so viel kosten“, und Andreas Luthe vermochte dem Spektakel mit drei Elfmetern, dem Platzverweis für den Berliner Christoph Menz, klarer Führung, Ausgleich, sechs Toren und etwas glücklichem Erfolg am Ende nicht viel abgewinnen: „Ich möchte nicht unterhalten werden, ich möchte in erster Linie Spiele gewinnen.“
Womit wir beim Positiven wären und dort ein wenig verharren sollten. Denn gewonnen wurde ja schließlich - und nicht zuletzt deshalb weil Luthe, der Bochumer Schlussmann, im letzten halben Jahr eine Entwicklung genommen hat, wie sie sich Bergmann auch für andere Spieler erträumt. Seit dem Einstand des neuen Trainers, diesem fürchterlichen 0:4 gegen Paderborn, hat Luthe nicht mehr gewackelt. Gleichermaßen souverän wirkt er, zwischen den Pfosten und bei seinen Statements, ist nervenstark in Eins-zu-Eins-Situationen und damit ein entscheidender Rückhalt der Mannschaft. Wäre er nicht so lange stehen geblieben, als Simon Terodde in der starken Anfangsphase der Gäste freie Bahn hatte, wären die Berliner, die einen richtig guten Eindruck hinterließen, vermutlich in Führung gegangen. Auch später hielt der gebürtige Velberter ohne Fehl und Tadel.
Führungsrolle für den Torwart
Luthe wird im März 25, ihm dürfte künftig eine Führungsrolle im Bochumer Team zufallen. Takashi Inui (23), Jonas Acquistapace (22), Christoph Kramer, der einen Tag nach dem Sieg gegen Union seinen 21. Geburtstag feierte, und Kevin Vogt (20), allesamt also jünger als ihr Torhüter, müssen sich diese Stabilität noch erarbeiten.
Und das geht offenbar nicht ohne blaue Augen ab, auch wenn den „Erziehungsberechtigten“ jenseits des Rasens die Galle überläuft. In Hamburg vor einer Woche fühlte sich Acquistapace in einigen Situationen viel zu sicher und ging nicht immer entschlossen genug zu Werke. Am vergangenen Samstag lieferte Vogt eine nahezu fehlerfreie erste halbe Stunde ab, um dann, weil er mal nicht den sicheren und einfachen Ball spielen wollte, den guten Eindruck mit einer einzigen Aktion zu zerstören. Oder Kramer. Für den verletzten Vogt eingewechselt, verließ sich die Leverkusener Leihgabe auf die Überzahl und beschäftigte sich beim Gegentor Nummer eins nur halbherzig mit dem Passgeber Terodde, vor dem Gegentor Nummer zwei sahen gegen Ede sowohl Kramer als auch Faton Toski wie dumme Jungen aus. Darauf bezogen traf Jens Todts Urteil „Jugendfußball“ den Nagel auf den Kopf.
Den Jungen gehört gleichwohl die Zukunft, sie sind aufgefordert so schnell wie möglich zu lernen. In der kommenden Saison will der VfL wieder oben angreifen, und vielleicht hat er ja mit den Transfers von Nikoloz Gelashvili und Michael Delura bereits den Grundstein dafür gelegt. Der Georgier begann erneut nervös, fügte sich dann aber immer besser ein. Man darf hoffen. Und Delura hat beeindruckt - mit seinem Tempo, seiner Schusstechnik, seiner verblüffenden Selbstsicherheit nach sehr langer Pause. Sicher wird auch für ihn mal ein Rückschlag kommen, aber dieses Niveau tut dem VfL einfach gut.
VfL Bochum besiegt Union Berlin