Belek. . Vor einem Jahr ging der Stern von Matthias Ostrzolek auf, nun will sich der Abwehrspieler des VfL Bochum zurück in die Mannschaft kämpfen.

Von einem „Stück Papier“ sprach Matthias Ostrzolek und strahlte wie ein frisch Vermählter auf Hochzeitsreise, als er vor einem Jahr im Trainingslager in der Türkei, in Side, seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte. Über zweieinhalb Jahre bis 2013, nach zuvor gerade einmal zwei Liga-Einsätzen. „Mein Traum ist nicht irgendein Vertrag, sondern dass ich spielen darf in der 2. Liga“, sagte der Linksverteidiger damals und wirkte so dynamisch, auch dankbar, dass er sich wohl auch in einem Kämmerlein statt im Fünf-Sterne-Hotel einquartiert hätte - um dabei zu sein bei den Profis des VfL.

Gut ein Jahr später, am gestrigen Freitag, ist der 21-Jährige wieder gelandet in der Türkei, in Belek. Wieder gilt es, sich im Trainingslager zu empfehlen für den Kader, die Startelf.

Dennoch ist fast alles anders.

„Ich habe in meinem ersten Jahr schon alle Seiten des Profigeschäfts kennen gelernt“, fasst der gebürtige Bochumer nüchtern zusammen. Vom Senkrechtstarter zum Stammspieler - und zurück in die drittte Reihe, auf die Tribüne. Im Weihnachtsurlaub mit seinen Eltern in Miami konnte er „komplett abschalten“, neue „Energie“ tanken, sagt er und wirkt dabei so gefasst wie angrifsslustig. „Diese zwei Wochen Pause waren wichtig für mich. Ich fühle mich jetzt wieder spritziger, bin topfit.“ Und, so das Credo des intelligenten 21-Jährigen, der sein Studium der Wirtschaftswissenschaften nach einem Jahr Pause an der Fern-Uni Hagen wieder aufnehmen will: „Negative Erlebnisse machen einen noch stärker.“

Vom „Reservisten der Reserve“ zur Stammkraft im Profi-Team

Dass er „gestärkt“ zurückkehrt nach Rückschlägen, hat Ostzrolek schon öfter bewiesen - auf niedrigerem Niveau, ohne diesen Druck von außen. Schon in der Jugend gab es Phasen, in denen er nicht zur ersten Wahl zählte, und bei der U23 des VfL musste er wochenlang um einen Platz in der Startelf kämpfen. Umso überraschender kam ja sein Aufstieg vom „Reservisten der Reserve“ zur Stammkraft im Profi-Team.

Philipp Bönig, den von Verletzungspech gebeutelten „Musterprofi“ (Ostrzolek), verdrängte der Linksverteidiger prompt. Unter Friedhelm Funkel war er ebenso gesetzt wie zunächst unter Andreas Bergmann - auch, aber anfangs nicht nur mangels Alternativen. Sogar den Sprung ins U-21-Nationalteam schaffte Ostzrolek wie aus dem Stand, zuletzt zählte er auch beim DFB nicht mehr zum Kader. Dabei sagt Ostrzolek selbstkritisch, dass er auch in dieser guten Phase, als es für ihn und die Mannschaft bis zur Relegation gegen Gladbach (fast) nur „steil bergauf“ ging, „nicht immer gut gespielt“, seine Leistungen stets „differenziert“ bewertet habe.

Einsatz und Schnelligkeit zeichnen ihn aus - seine Schwächen vor allem im Spiel nach vorne gingen in der Serien-Sieger-Euphorie in der öffentlichen Wahrnehmung etwas unter. Und als selbst bei den Führungsspielern fast nichts mehr zusammenlief zu Saisonbeginn, kam der Jungspund auch defensiv immer mehr ins Straucheln. Nur: Ostrzolek blieb im Leistungsloch hängen, als es insgesamt langsam wieder bergauf ging, mit einer offensiveren Ausrichtung.

Ostrzolek gibt sich selbstbewusst

Vor dem Spiel gegen Aue Anfang Dezember nahm ihn Bergmann aus dem Kader - und der fußballerisch beschlagenere Faton Toski, eigentlich Mittelfeldmann, trumpfte auf. „Faton gönne ich das, er hatte es auch nicht immer einfach“, versichert Ostrzolek - auch wenn Toski nun „auf dem Platz auch ein Konkurrent“ sei. Gegen Düsseldorf, FSV Frankfurt und, besonders hart für Ostrzolek, den FC Bayern saß Ostrzolek ja nur auf der Tribüne. Bitter, aber akzeptiert, zumal er ein „sehr gutes Gespräch“ mit dem Trainer gehabt habe.

„Eifrig dabei“ sei er im Training, lobt Bergmann, hält sich aber mit Prognosen zurück: „Wir sind noch in der Belastungsphase. Wichtig ist, dass er mit diesen neuen Erfahrungswerten gut umgeht. Es kann ja auch sein, dass es ein längerer Weg wird.“ „Beharrlichkeit“ müsse er zeigen, so der Trainer: „Ich glaube, er ist ein Junge, der das hinkriegt.“

Ostrzolek will das bestätigen. Selbstbewusst gibt er sich, ohne Ansprüche zu stellen: „Ich bin keiner der sagt, ich bin der Beste.“ Er weiß, dass es eng werden dürfte bis zum Auftakt gegen Rostock. Aber: „Ich bin sicher, dass ich auf meine Spiele kommen werde.“

100 Jahre VfL Bochum

VFL Bochum geht auf Kneipentour.
VFL Bochum geht auf Kneipentour. © WAZ FotoPool
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Darius Wosz bei der Autogrammstunde.
Darius Wosz bei der Autogrammstunde. © WAZ FotoPool
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Lizensspieler Philipp Bönig b
Lizensspieler Philipp Bönig b © WAZ FotoPool
Martin Wechler ist stolz auf Philipp Bönig.      Foto: Claudia Schütte / WAZ FotoPool
Martin Wechler ist stolz auf Philipp Bönig. Foto: Claudia Schütte / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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