Bochum. Nach 16 Spielen in der Stammelf, muss sich Bochums Linksverteidiger Matthias Ostrzolek an eine neue Situation gewöhnen. Der gebürtige Bochumer muss sein Leistungstief überwinden, sich im Training wieder anbieten und dann versuchen, Faton Toski seinen Rang wieder abzulaufen. Ein weiter Weg für einen jungen Spieler.
90 Minuten auf der Bank sitzen. Das ist im Profi-Kader eine neue Situation
für Bochums Linksverteidiger Matthias Ostrzolek, der sich seines Stamplatzes
eigentlich sicher schien. Der U21-Nationalspieler saß nach 16 Spielen in Folge
gegen den FC Erzgebirge Aue das erste Mal in dieser Saison nur auf der Bank,
VfL-Trainer Andreas Bergmann wollte dem Youngster "eine
Verschnaufpause" geben, ihn "durchatmen" lassen. Dazu hatte er
auch am Samstag Zeit. Gegen Herbstmeister Fortuna Düsseldorf war der
Abwehrspieler nicht mal im Kader.
Bei der herben 0:4-Pleite
bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig sah das noch anders aus. Ostrzolek
spielte und sah selten souverän aus. Bochums Coach war gezwungen, zu reagieren.
Zu schlecht war das Zweikampfverhalten des gebürtigen Bochumers, zu uneffektiv
war Ostrzolek über die Außenbahn auch in der Offensive. "Wir sind nie
richtig griffig geworden und haben nicht einen zweiten Ball gewonnen",
kritisierte Bergmann das komplette Defensivverhalten seiner Mannschaft. Der
Trainer vermeidet es, einzelne Spieler in der Öffentlichkeit zu kritisieren.
Intern allerdings sprach Bergmann offensichtlich die Fehler an. Eher
"zufällig" probierte der Coach in der Trainingswoche den
wiedergenesenen Faton Toski auf der Außenposition und Ostrzolek musste mit
ansehen, wie sein Ersatz nicht nur defensiv stabil war, sondern Aue fast im Alleingang mit 6:0 nach Hause schickte. Zwei Tore
und drei Vorlagen waren auf dem Spielberichtsbogen für den 24-Jährige
notiert. Die logische Konsequenz: Toski auch gegen Düsseldorf
spielen zu lassen
Steiler Aufstieg beim VfL
Ostrzolek ist beim VfL, der gegen die Fortuna eine überzeugende Leistung abgerufen hat, erstmal außen vor. "Es ist eine neue Erfahrung für Matthias", erklärte Bergmann vor
dem Spiel gegen die Rheinländer. Aber "woanders ist es auch üblich",
Spielern mal eine Pause zu gönnen. Ostrzolek hat einen steilen Aufstieg in
Bochum hinter sich. Eigentlich war der U23-Spieler nicht mal bei der zweiten
Mannschaft Stammspieler, bis Friedhelm Funkel auf den Youngster aufmerksam
wurde. Dann ging alles ziemlich rasant. "Dass es so schnell geht, kam auch
für mich überraschend", sagte Ostrzolek im Stadionmagazin des VfL.
"Ich habe in der letzten Saison bei der zweiten Mannschaft kaum gespielt
und habe auch in der Hinrunde dort meist nur auf der Bank gesessen. Dennoch
habe ich immer daran geglaubt, irgendwann den Sprung zu schaffen."
Den Sprung hat er geschafft. Aber zuletzt konnte Ostrzolek seine Leistung in
der zweiten Liga nicht mehr abrufen. "Es kann sich eine Leere breit
machen. Ein Antrieb fehlt", erklärte Sportpsychologe
Thomas Graw die Motivationsporbleme bei jungen Spielern. Der Spieler sei
dann sicherlich noch nicht satt, aber er müsse sich schnell neue Ziele stecken.
"Natürlich beschäftigt sich Matthias mit dieser Situation", weiß
auf Trainer Bergmann. "Aber er gibt im Training Gas und lässt sich nicht
hängen." Und nach dem 1:1 gegen die Düsseldorfer zeigte sich Ostrzolek in der Kabine der Mannschaft. Er ist natürlich noch ein Teil des Teams. Bis zur Winterpause wird sich der Youngster noch gedulden müssen - in der Vorbereitung auf die Rückrunde wird sich Ostrzolek sicher neue Ziele beim VfL setzten.