München. “Das war die beste erste Halbzeit, seit ich hier bin“, sagte VfL-Trainer Andreas Bergmann nach dem 3:1-Sieg beim TSV 1860 München. Die Bochumer entledigten sich erst einmal der Abstiegssorgen.

Der VfL Bochum bleibt im Aufwind. Der Zweitligist gewann dank einer starken ersten halben Stunde verdient mit 3:1 (2:0) beim TSV 1860 München und hat sich damit der Abstiegssorgen erst einmal entledigt.

Am Ende mussten die Bochumer zittern, doch Mirkan Aydin machte kurz vor Schluss mit dem 3:1 alles klar. "Das war die beste erste Halbzeit, seit ich hier bin", sah VfL-Trainer Andreas Bergmann insgesamt einen "weiteren kleinen Schritt nach vorn", auch wenn sein Team in der zweiten Hälfte "die Ruhe" verlor, "zu hektisch" agierte. "Da hat man gesehen, dass wir noch viel zu tun haben, um konstanter zu werden." Kollege Reiner Maurer indes war bedient, sprach von einer "unterirdischen ersten halben Stunde. Das war eine Katastrophe."

Beide Teams begannen mit ihrer zuletzt erfolgreichen Elf - mit einer ungewollten Ausnahme beim VfL: Für Innenverteidiger Marcel Maltritz (Oberschenkelverhärtung) spielte Lukas Sinkiewicz.

Bochum ließ flott den Ball laufen

An der taktischen Ausrichtung mit einer offensiven Raute hinter der Doppelspitze Tese / Ginczek änderte das nichts - und der VfL legte so furios los wie lange nicht mehr. Nichts zu sehen von der hochgelobten Sturm- und Drang-Abteilung der Sechziger. Die Bochumer bestimmten die Partie, griffen früh an, setzten nach und vor allem: Sie ließen flott den Ball laufen. Der zunächst bestens aufgelegte Takashi Inui und der erneut starke Giovanni Federico setzten die Akzente im Angriffs-Fußball des VfL. Der frühe wie verdiente Lohn: Federico erkämpfte sich am rechten Strafraumrand den Ball, legte von der Grundlinie zurück an den Fünfmeterraum, wo Inui mit seinem vierten Saisontreffer perfekt vollstreckte. 1:0 (8.).

Und weiter ging es nur in eine Richtung, vor allem über Regisseur Inui und die rechte Seite mit Federico und dem anfangs verbesserten Björn Kopplin. Mit Hilfe der indisponierten Münchener, die ohne jeden Biss über den Platz spazierten, folgte prompt das hochverdiente 2:0: Eine endlich einmal scharfe Ecke von Federico köpfte Collin Benjamin ins eigene Tor (19.).

Die 60-Fans tobten, pfiffen, brüllten: "Wir woll'n euch kämpfen seh'n", während die rund 400 VfL-Fans einen Bochum-Hit nach dem anderen anstimmten an diesem sonnigen "Frühlingstag" im November. Doch die Sechziger wirkten wie gelähmt, vielleicht überrascht von der Spiel- und Kampfstärke des VfL, der in dieser Phase "großartig nach vorne" spielte, wie Sportvorstand Jens Todt feststellte. Ein Kopfball von Kai Bülow, den Andreas Luthe parierte (21.), war das einzige Lebenszeichen des Gastgebers in einer einseitigen ersten halben Stunde. Dagegen hätte der VfL in Person von Inui den Sack zumachen müssen. Erst hatte der Japaner Riesenpech, als er das "Tor des Jahres" nur um einen Zentimeter verfehlte: Torwart Gabor Kiraly war aufgerückt, Inui schoss den Ball aus der eigenen Hälfte, aus über 50 (!) Metern aufs Tor - und der Ball landete an der Latte. Nur vier Minuten später zeigte Inui sein zweites Gesicht: Nach klugem Pass von Kopplin musste er den Ball aus drei Metern nur ins Netz schieben. Doch der 23-Jährige entschied sich für die schwierigere Variante - drüber (26.). "Zur Pause müssen wir 3:0 führen, so haben wir den Gegner wieder aufgebaut", sagte Bergmann.

Denn damit blieben die Löwen im Spiel, die Bochumer verloren bereits vor der Pause und erst Recht nach dem Wechsel an Konzentration, an Passgenauigkeit. Die Münchener waren nun bemühter, blieben aber weitgehend harmlos. Allerdings schaffte es der VfL nicht mehr, selbst Akzente zu setzen. Die Fehlpässe häuften sich, leichte Ballverluste kamen hinzu, Abstimmungsprobleme in der zunehmend wackligen Defensive - und die Konter wurden nicht konsequent zu Ende gespielt.

Luthe parierte Strafstoß

Die Partie drohte doch noch zu kippen: Der oft unsichere Sinkiewicz griff im Strafraum so überflüssig wie ungeschickt Benjamin Lauth an, der nahm das Geschenk an, fiel - Elfmeter. Doch der VfL hat ja noch seinen Elfmeterkiller: Luthe hielt den Schuss von Lauth (56.). Es war sein dritter parierter Strafstoß im dritten Spiel in Folge.

Lauth aber machte seinen Fehler wieder gut: Nach Flanke von Bülow ließ er Sinkiewicz alt aussehen und traf aus kurzer Distanz zum Anschlusstreffer (65.). 25 Minuten vor Schluss hatten die schwer nachlassenden Bochumer die Löwen endgültig wieder aufgerichtet. Eine Zitterpartie - Rakic und Schindler verpassen das 2:2. Auf der anderen Seite hätte der für Federico eingewechselte Mimoun Azaouagh nach Pass von Aydin, der zuvor den glücklosen Tese ersetzt hatte, alles klar machen können, doch sein Schuss wurde abgeblockt.

Bochum unter Druck - und Luthe, die Konstante in diesem Jahr, musste den Sieg festhalten mit seiner Parade gegen den von Kopplin und Co. allein gelassenen Kevin Volland (82.). Ein Abseitstor von Aigner und das 3:1 von Aydin nach einem Konter später war es geschafft - und der VfL "in seiner Entwicklung wieder einen Schritt weiter", so Jens Todt.

Nun hat der VfL mehr als zwei Wochen Zeit, den nächsten zu tun: Das nächste Heimspiel steigt erst am Montag, 21. November, gegen Energie Cottbus.