Bochum. Friedhelm Funkel kehrt sechs Wochen nach seinem Aus beim VfL Bochum als Trainer von Alemannia Aachen nach Bochum zurück. Obwohl er nach seinem Rausschmiss enttäuscht reagierte, freut er sich nun aufs Wiedersehen.
Nach Platz drei und dem knapp verpassten Aufstieg in der Relegation wollte Friedhelm Funkel nach dieser Saison in die 1. Bundesliga zurückkehren - mit dem VfL Bochum. Doch nach einem Fehlstart trennte sich der Klub am 13. September von dem 57-Jährigen, eine Woche später wurde er Trainer bei Alemannia Aachen. Heute (18 Uhr, live im DerWesten-Ticker) kehrt Friedhelm Funkel mit Aachen nach Bochum zurück.
Herr Funkel, wie haben Sie sich eingelebt in Aachen?
Friedhelm Funkel: Das ging relativ schnell, Aachen ist ja jetzt kein unbekannter Verein, den einen oder anderen kannte ich auch vorher schon.
Sie reagierten enttäuscht, als man Ihnen in Bochum den Laufpass gab, nur sieben Tage später haben Sie in Aachen unterschrieben. Wie schafft man das, in so kurzer Zeit ab- und umzuschalten?
Funkel: Das ist ein Stück Professionalität, und ich bin durch und durch Profi seit fast 40 Jahren. Ich habe auch nicht gleich am nächsten Tag ein neues Engagement angefangen, ich hatte eine Woche Zeit, mir das reiflich zu überliegen. Ich war fit, nicht müde oder kaputt, und ich habe mich stark genug gefühlt, diese schwere Aufgabe anzunehmen.
Die Voraussetzungen sind in Aachen andere als in Bochum, sportlich wie finanziell.
Funkel: Die Aufgabe ist noch schwerer als beim VfL. Nach einem schlechten Saisonstart haben wir jetzt Gott sei Dank das erste Mal gewonnen. Es steht aber fest, dass wir bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Den werden wir schaffen. Die finanziellen Probleme stehen für die Trainer, die Mannschaft nicht im Vordergrund. Die Vereinsführung wird alles dafür tun und es schaffen, dass es auch in der kommenden Saison Zweitligafußball in Aachen gibt, wenn wir den Klassenerhalt erreichen, wovon ich fest überzeugt bin. Aachen ist eine Fußballstadt, hat in der näheren Region ein Alleinstellungsmerkmal. Gegen Ingolstadt waren 16 000 Zuschauer im Stadion, das Spiel gegen Duisburg ist das 1000. Zweitliga-Spiel in der Alemannia-Geschichte - und es sind schon weit über 20 000 Karten verkauft. Mit ein bischen Glück, Geschick und Optimismus kann man hier etwas auf die Beine stellen.
Ihre ersten beiden Spiele mit Aachen haben Sie verloren, es folgten ein Remis in Dresden und zuletzt der erste Sieg gegen Ingolstadt - starten Sie jetzt eine Serie wie im Vorjahr beim VfL?
Funkel: Das wird sehr, sehr schwer, man kann die Mannschaften leistungsmäßig nicht miteinander vergleichen. Das erkennt man schon an den Zielen vor der Saison. Der VfL wollte oben mitspielen, für Aachen ging es um einen Mittelfeldplatz, letztlich geht es nur um den Klassenerhalt. Wir hatten mit dem VfL in der vergangenen Saison 17 Punkte mehr als Aachen. Die Alemannia hat mit Zoltan Stieber, Marco Höger und Tolgay Arslan an Qualität verloren. Der Kader des VfL ist nicht schlechter als im Vorjahr.
Trotzdem steht auch Bochum unten drin. Was ist noch möglich für den VfL?
Funkel: Es war klar, dass wir mit Bochum unter anderem auch wegen der kurzen Vorbereitung Startschwierigkeiten haben könnten, da hätte ich mir mehr Rückendeckung vom Verein gewünscht. Ich traue dem VfL aber jederzeit zu, durch eine Serie nach oben zu kommen. Nicht mehr auf die Plätze eins bis vier, dafür spielen Fürth, Frankfurt, Düsseldorf und St. Pauli zu konstant, das ist der Unterschied zur letzten Saison. Aber Platz 5, 6, 7 ist allemal drin für Bochum. Ich wünsche dem Verein dafür in jedem Fall alles Gute.
Funkel glaubt an ein interessantes Kampfspiel
Haben Sie denn noch Kontakt zu einigen Bochumern?
Funkel: Natürlich, der Kontakt zur Mannschaft, zum Trainerteam war sehr intensiv. Es gibt etwa mal eine Glückwunsch-SMS nach einem Sieg oder zum Geburtstag. Ich freue mich total darauf, die Jungs, das Trainer-und Funktionsteam am Freitag wiederzusehen. Nur während der Partie spielt das alles natürlich keine Rolle.
Sie kennen die Stärken und Schwächen jedes Bochumer Profis aktuell wohl noch besser als die Ihrer Aachener. Vorteil Alemannia?
Funkel: Das kann man so sehen, aber entscheidend ist das nicht. Es nutzt ja nichts, wenn meine Jungs die Vorgaben nicht umsetzen können. Fakt ist, dass der VfL Favorit und auf Sicht stärker ist. Aber in einem Spiel ist immer alles möglich. Meine Mannschaft ist schon ein kleines Stück weiter als vor ein paar Wochen, sie tritt gefestigter auf. An die Leistungen der letzten beiden Spiele wollen wir anknüpfen und alles versuchen, um heute zu punkten. Ich bin mir sicher, dass wir ein interessantes Kampfspiel sehen werden.