Essen. Er kommt, wenn es brennt: Friedhelm Funkel genießt den Ruf, der Feuerwehrmann des deutschen Profifußballs zu sein. Als Retter ist er gern gesehen, doch danach kühlt die Zuneigung ab - mancher Verein bereut dies später. Ein Kommentar.
Was macht ein Hausbesitzer, wenn seine Bude in Flammen steht? Darüber sinnieren, woran es gelegen haben mag, dass das Unbill des Feuers gerade ihn ereilt hat? Nein, er wählt direkt 112, weil er weiß, dass dann jemand kommt, der erstmal hilft. Wieder Glanz in die Hütte bringen sollen später andere – Hauptsache, das Schlimmste wird verhindert.
Was macht der Verantwortliche eines Fußballklubs, wenn es im Tabellenkeller brennt? Er wählt die Neusser Vorwahl 02131 – und hofft, dass Friedhelm Funkel dran geht. Der Red Adair des deutschen Fußballs. Niemand kann auf einen derartigen Erfahrungsschatz verweisen. Mehr als 1100 Partien als Spieler und Trainer hat der 57-Jährige bestritten, bereits fünf Mal gelang Funkel der Aufstieg ins Oberhaus – mit vier verschiedenen Klubs. Beim VfR Neuss fing er an, groß wurde er in Uerdingen, war in Duisburg und Köln, zuletzt in Bochum, nun ist er also in Aachen. Er hat fast alle West-Klubs durch. Es ist kein Zufall: Für den Schützenbruder wie Karnevalisten ist Heimatverbundenheit mehr als nur eine hohle Phrase. Der Westen ist sein Milieu.
So gesellig der Mensch Funkel ist, so nüchtern ist seine Art des Fußballs. Diszipliniert, mit klarer Struktur und Ordnung. Nicht wenige schelten ihn deshalb als „Beton-Funkel“, oft wurde er vom Hof gejagt, weil sich die Klubs nach erfolgter Rettung und/oder Aufstieg früher oder später nach Glitzerfußball sehnten. Mancher Verein hat seine Entlassung später bereut. In Aachen aber haben sie derzeit andere Probleme: Es brennt – und Funkel kommt. Es war der einzig logische Anruf. Die Sehnsucht kommt später.