Bochum.

Andreas Bergmann ist noch im Lernmodus, was den VfL Bochum betrifft. Und das ist gut so, denn dann wird er wenigstens nicht von schlimmen Erinnerungen geplagt, wenn er an den kommenden Gegner, den FC Ingolstadt, denkt.

Die 1:4-Niederlage gegen den damaligen Aufsteiger leitete zwar vor rund zehn Monaten beim VfL die Wende zum Guten ein, doch es war eine mehr als peinliche Schlappe. Vor eineinhalb Wochen, beim 0:4 gegen Paderborn, fühlte man sich ein wenig an dieses „VfL-Kunststück“ erinnert. Nun könnte man sagen, dass die Bochumer in dieser Spielzeit bereits vor Ingolstadt ihre Krise überwunden hätten, doch der eine Sieg über einen schwachen MSV Duisburg bringt nicht alles sofort wieder ins Lot. Es war und bleibt, wie der neue VfL-Trainer sagt, vorerst nur ein „kleiner Schritt“.

Denn einiges war ja aus der puren Not geboren. Zum Beispiel Andreas Johanssons Rolle als Rechtsverteidiger. Ob der Schwede auch in Schwaben auf dieser Position verteidigen wird, ist eine der Fragen, die sich Bergmann stellt. Eines aber verrät er: „Es wird sicher nicht viele Wechsel geben.“

Besonders nicht in der Offensive. Dass Slawo Freier, der leider wohl das Knipsen nicht mehr lernen wird, aber wegen seiner beeindruckenden Laufleistung benötigt wird, Takashi Inui und Mimoun Azaouagh ein flexibles und umtriebiges Trio bilden sollen und auch können, liegt auf der Hand. Flexibilität ist nämlich eines der dringenden Anliegen Bergmanns. Der VfL hat ja vor allem deshalb vorne lange nur ein laues Lüftchen wehen lassen, weil die Rollen praktisch zementiert waren. Da ist niemand, ausgenommen gelegentlich Christoph Dabrowski, aus der zweiten Reihe in die Tiefe gegangen, rechts blieb rechts, links blieb links und zentral war eben zentral. Mit dieser Art von Stillstand-Fußball vermag man aber niemanden mehr zu erschrecken.

Stellt sich noch die Frage nach der eigentlichen Spitze, nach dem Stoßstürmer neben und vor Inui. Daniel Ginczek war gegen den MSV der Matchwinner, aber Chong Tese, sagt Bergmann, habe eine „hohe Qualität“. Und außerdem sei es „wichtig, dass die Mannschaft reagieren kann und Optionen hat“. Offenbar ist man fest entschlossen, Teses Qualitäten wieder herauszuarbeiten, Stück für Stück und Spiel für Spiel, immer ein bisschen mehr und ein bisschen länger. Ein baldiger Treffer des Koreaners könnte diese ersehnte Entwicklung natürlich beschleunigen.

Tese und Azaouagh werden von Woche zu Woche stärker

Diese Vorstellung hat ja auch was: Tese und Azaouagh werden von Woche zu Woche stärker und bilden schließlich mit Freier und Inui eine Offensive, die ligaweit gefürchtet wird. Dahinter lauern Ginczek und Mirkan Aydin, die Dampf machen und sich als Alternativen empfehlen. Und dann bleiben sie auch noch allesamt gesund, wenigstens bis zur Winterpause. Denn dann könnte man womöglich personell nachjustieren auf den zuletzt eklatant vernachlässigten Flügelpositionen.

Überhaupt dürfte im Winter einiges geschehen. Zum Saisonende laufen zehn Verträge aus, dieses weite Feld wird man nicht ausschließlich im kommenden Sommer beackern wollen und können.

Aber jetzt geht’s erst einmal nach Ingolstadt. Dass man sich dort eine vor nur zwei Rückrunden-Niederlagen eingehandelt hat in der vergangenen Spielzeit, muss Andreas Bergmann auch nicht bekümmern. Er hatte auch damit nichts zu tun.