Bochum. Das 2:1 im Kellerduell gegen den MSV Duisburg ist wie Balsam auf die geschundenen Seelen der Bochumer. Der erste Dreier nach sechs sieglosen Spielen in Folge weckt bei Trainer Andreas Bergmann die Hoffnung, dass nun vieles einfacher wird.

Es gibt für jeden Sieg drei Punkte, die Wertigkeit des Erfolges ist also klar definiert und sozusagen festgeschrieben. Gefühlt aber gibt es Unterschiede. Und sollte der VfL Bochum in den kommenden Wochen in ein ruhigeres Fahrwasser gelangen, dann wird man sich erinnern an dieses 2:1 gegen den MSV Duisburg, den ersten Erfolg nach sechs sieglosen Zweitligaspielen und fünf Niederlagen in Folge, und man wird sagen: Das war wichtig.

Um die Qualität dieses Spieles muss man sich keine Gedanken machen. Natürlich waren die ersten fünfzehn Minuten belanglos, langweilig, von Fehlern geprägt und ohne jeden Höhepunkt. Wichtiger aber war Andreas Bergmann die Struktur der Mannschaft, die Ordnung; und die, fand er, „war besser“ diesmal. Auch nach dem Rückschlag, als Branimir Bajic mit leichter Hilfe von VfL-Schlussmann Andreas Luthe, der später aber wieder auf dem Posten war, der Ausgleich gelungen war. Sicher, ein wenig war anschließend die Luft raus, Angst bremste den Vorwärtsdrang aus. Aber die Defensive hielt, ließ kaum etwas zu.

Inui vergibt Großchance zum 2:0

Die beiden Innenverteidiger Marcel Maltritz und Jonas Acquistapace, der Lukas Sinkiewicz hervorragend vertrat, spielten ohne Fehl’ und Tadel, Andreas Johansson, den Bergmann auf die rechte Seite beordert hatte, machte seine Sache dort ordentlich, nach Bergmanns Meinung sogar „richtig gut“, Christoph Kramer arbeitete vor dem Strafraum wie ein Berserker gegen den Ball, und Christoph Dabrowski kämpfte sich wie Slawo Freier nach schwachem Beginn ins Spiel. Die Ordnung zu halten und dennoch nach vorne Freiheiten zu haben, ist Andreas Bergmanns Ziel.

Kramer und Acquistapace überzeugten beim VfL Bochum

Andreas Luthe: Der sonst so sichere Keeper hatte gegen den MSV Duisburg nicht seinen besten Tag. Unsicher schon in der zwölften Minute bei einem Rückpass, dann...
Andreas Luthe: Der sonst so sichere Keeper hatte gegen den MSV Duisburg nicht seinen besten Tag. Unsicher schon in der zwölften Minute bei einem Rückpass, dann...
...relativ beschäftigungslos. Legte sich den Ausgleich zum 1:1 selbst rein. Unsicher bis zum Schluss. Bewahrte den VfL aber in der 87. Minute mit toller Parade gegen Gjasula vor einem Rückstand . Note: 4,5
...relativ beschäftigungslos. Legte sich den Ausgleich zum 1:1 selbst rein. Unsicher bis zum Schluss. Bewahrte den VfL aber in der 87. Minute mit toller Parade gegen Gjasula vor einem Rückstand . Note: 4,5
Andreas Johansson: Der Schwede kam diesmal auf der rechten Außenverteidigerposition zum Einsatz. Machte...
Andreas Johansson: Der Schwede kam diesmal auf der rechten Außenverteidigerposition zum Einsatz. Machte...
...fehlende Schnelligkeit meist durch sein Stellungsspiel wett. Konnte aber im Spiel nach vorne wenig Akzente setzen. Note: 3,5
...fehlende Schnelligkeit meist durch sein Stellungsspiel wett. Konnte aber im Spiel nach vorne wenig Akzente setzen. Note: 3,5
Marcel Maltritz: Solide Partie in der Bochumer Abwehr. Gewann viele seiner Zweikämpfe gegen einen schwachen Kastrati, verlor...
Marcel Maltritz: Solide Partie in der Bochumer Abwehr. Gewann viele seiner Zweikämpfe gegen einen schwachen Kastrati, verlor...
...aber das Kopfball-Duell vor dem Ausgleichstreffer. Wies mit 76 Prozent siegreicher Zweikämpfe den besten Wert aller Bochumer auf. Note: 3
...aber das Kopfball-Duell vor dem Ausgleichstreffer. Wies mit 76 Prozent siegreicher Zweikämpfe den besten Wert aller Bochumer auf. Note: 3
Jonas Acquistapace: Der Nachwuchsspieler spielte in der Innenverteidigung für den verletzten Lukas Sinkiewicz und...
Jonas Acquistapace: Der Nachwuchsspieler spielte in der Innenverteidigung für den verletzten Lukas Sinkiewicz und...
...machte einen guten Job neben Maltritz. Bereitete am langen Pfosten die Führung vor. In einigen Situationen noch ein bisschen unerfahren. Hatte die meisten Ballkontakte beim VfL. Note: 2,5
...machte einen guten Job neben Maltritz. Bereitete am langen Pfosten die Führung vor. In einigen Situationen noch ein bisschen unerfahren. Hatte die meisten Ballkontakte beim VfL. Note: 2,5
Matthias Ostrzolek: Lieferte eine konstante Leistung auf der linken Außenposition ab. Hatte dort...
Matthias Ostrzolek: Lieferte eine konstante Leistung auf der linken Außenposition ab. Hatte dort...
...Pamic meist im Griff. Baute in der zweiten Hälfte aber ab und leistete sich diverse Konzentrationsfehler. Note: 3,5
...Pamic meist im Griff. Baute in der zweiten Hälfte aber ab und leistete sich diverse Konzentrationsfehler. Note: 3,5
Christoph Kramer: Der Leverkusener Leihspieler rückte wieder ins defensive Mittelfeld und ersetzte dort Kevin Vogt. Der Youngster...
Christoph Kramer: Der Leverkusener Leihspieler rückte wieder ins defensive Mittelfeld und ersetzte dort Kevin Vogt. Der Youngster...
...wirkte ruhig und souverän. Verpasste aber, den VfL mit 2:0 in Führung zu schießen. Im Mittelfeld Bochums Bester. Note: 2,5
...wirkte ruhig und souverän. Verpasste aber, den VfL mit 2:0 in Führung zu schießen. Im Mittelfeld Bochums Bester. Note: 2,5
Christoph Dabrowski: Auch der Kapitän ließ sich von der Anfangsnervosität des VfL anstecken - schüttelte die aber mit seinem Führungstor (17.) ab. Kämpferisch...
Christoph Dabrowski: Auch der Kapitän ließ sich von der Anfangsnervosität des VfL anstecken - schüttelte die aber mit seinem Führungstor (17.) ab. Kämpferisch...
...war Dabrowskis Leistung okay, spielerisch und in der Effektivität aber nicht immer auf der Höhe. Note: 3,5
...war Dabrowskis Leistung okay, spielerisch und in der Effektivität aber nicht immer auf der Höhe. Note: 3,5
Slawo Freier: Hatte lange Probleme damit, den Ball abzuschirmen und zu kontrollieren. In der Bochumer Offensivabteilung...
Slawo Freier: Hatte lange Probleme damit, den Ball abzuschirmen und zu kontrollieren. In der Bochumer Offensivabteilung...
...der ungefährlichste VfLer. Auch im zweiten Abschnitt eher schlecht als recht. Von dem erfahrenen Spieler muss mehr kommen. Note: 5
...der ungefährlichste VfLer. Auch im zweiten Abschnitt eher schlecht als recht. Von dem erfahrenen Spieler muss mehr kommen. Note: 5
Takashi Inui (bis 90.): Nach seiner Sperre kehrte auch der kleine Japaner wieder in Bochums Startelf zurück. War nicht immer direkt am Spiel beteiligt. Wenn er...
Takashi Inui (bis 90.): Nach seiner Sperre kehrte auch der kleine Japaner wieder in Bochums Startelf zurück. War nicht immer direkt am Spiel beteiligt. Wenn er...
...am Ball war, wurde es aber gefährlich. Hätte zwei Tore machen können, ja müssen (18., 57.). Leitete mit einem Traumpass Bochums Sieg ein. Note: 3
...am Ball war, wurde es aber gefährlich. Hätte zwei Tore machen können, ja müssen (18., 57.). Leitete mit einem Traumpass Bochums Sieg ein. Note: 3
Mimoun Azaouagh (bis 78.): Der kreative Mittelfeldspieler bestritt sein erstes Heimspiel in dieser Saison und schnappte sich schnell alle ruhenden Bälle. Leitete so...
Mimoun Azaouagh (bis 78.): Der kreative Mittelfeldspieler bestritt sein erstes Heimspiel in dieser Saison und schnappte sich schnell alle ruhenden Bälle. Leitete so...
...auch das 1:0 mit einem Freistoß ein. Hatte das 2:0 selbst auf dem (ruhenden) Fuß (47.). Noch nicht wieder der Alte, aber ein belebendes Element. Note: 3
...auch das 1:0 mit einem Freistoß ein. Hatte das 2:0 selbst auf dem (ruhenden) Fuß (47.). Noch nicht wieder der Alte, aber ein belebendes Element. Note: 3
Chong Tese (bis 85.): Agierte immer nahe der Abseitsfalle und tappte auch diverse Male hinein. Lief viel und versuchte Druck auf den Duisburger Spielaufbau auszuüben. Nach...
Chong Tese (bis 85.): Agierte immer nahe der Abseitsfalle und tappte auch diverse Male hinein. Lief viel und versuchte Druck auf den Duisburger Spielaufbau auszuüben. Nach...
...55 Minuten kraftlos und kaum noch im Spiel - und wenn, dann war er zu eigensinnig. Note: 5
...55 Minuten kraftlos und kaum noch im Spiel - und wenn, dann war er zu eigensinnig. Note: 5
Giovanni Federico (ab 78.): Kam in der Schlussphase für Azaouagh. Ohne Note.
Giovanni Federico (ab 78.): Kam in der Schlussphase für Azaouagh. Ohne Note.
Daniel Ginczek (ab 85.): Sollte in fünf Minuten noch mal Druck machen für den schwachen  Tese. Seine Einwechslung sollte sich aus zahlen: Markierte den 2:1-Siegtreffer für den VfL Bochum. Ohne Note.
Daniel Ginczek (ab 85.): Sollte in fünf Minuten noch mal Druck machen für den schwachen Tese. Seine Einwechslung sollte sich aus zahlen: Markierte den 2:1-Siegtreffer für den VfL Bochum. Ohne Note.
Mirkan Aydin (ab 90.): Kam in der Nachspielzeit für Inui. Ohne Note.
Mirkan Aydin (ab 90.): Kam in der Nachspielzeit für Inui. Ohne Note.
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Deshalb spielte Takashi Inui, der nach Dabrowskis Führungstreffer die große Chance zum 2:0 hatte liegen lassen, zweite Spitze neben Chong Tese. Und wenn es etwas zu kritisieren gab, dann den in der Summe doch bescheidenen Auftritt des technisch so begabten Japaners und Teses Hang, immer wieder seiner Frustration zu erliegen. Beide waren nach einer Stunde eigentlich reif für die Bank, aber der VfL-Trainer ließ sie noch für eine Weile auf dem Rasen, weil sie „immer für eine entscheidende Aktion gut“ sind.

"Das tut gut"

Bergmann scheint eine gute Nase zu haben, denn Inui raffte sich in der Schlussminute tatsächlich zu einer dieser herausragenden Aktionen auf. Maltritz hatte den Ball trotz fortgeschrittener Stunde nicht einfach planlos nach vorne geknallt, sondern flach durchs Mittelfeld gespielt, Inui erfasste blitzschnell die Situation und bediente gekonnt den erst vor ein paar Minuten eingewechselten Daniel Ginczek, und der zeigte was er kann, wenn ihm kein Gegenspieler mehr den Weg versperrt.

Der Rest war Jubel, Trubel, Heiterkeit und grenzenlose Erleichterung. Vermutlich wäre schon ein 1:1 nach zehn Gegentoren in den letzten drei Spielen ein kleiner Fortschritt gewesen, aber sicher nicht der große Stimmungsumbruch, den man sich überall in Bochum erhofft hat. Es geht ja nach wie vor um Selbstbewusstsein und Selbstgewissheit, die verloren gegangen sind. „Ein Sieg vereinfacht viele Dinge“, sagte Andreas Bergmann, der nach der mentalen Anstrengung auch das Verhalten der Fans nach dem Ausgleichstreffer nicht vergessen wollte: „Das tut gut.“