Bochum.

Die Kernfrage lautet: Wie viel Mut, Selbstvertrauen und Kampfgeist kann eine Mannschaft auf den Rasen bringen, die fünfmal in Folge verloren hat, die - anstatt um die Ligaspitze zu spielen -, eine Talfahrt ohnegleichen erleiden musste und die phasenweise wie eingefroren wirkte? Andreas Bergmann kann die Antwort darauf nicht kennen, noch nicht kennen. Er sei kein Hellseher, sagt der Mann nach Friedhelm Funkel, und überhaupt sei in dieser Situation nur ein Weg denkbar, der „Weg der kleinen Schritte“.

Ob das reicht, um am Sonntag im Heimspiel gegen den MSV Duisburg mehr als nur eine etwas bessere Figur abzugeben als beim desaströsen 0:4 gegen Paderborn, weiß niemand und wagt auch niemand zu prognostizieren. Geradezu vollmundig und vor Kraft strotzend kommt vergleichsweise der Gegner daher. „Wir sind stabiler als Bochum und kommen mit breiter Brust“, sagt MSV-Trainer Milan Sasic. Der 52-Jährige kann seine Auffassung sogar begründen und tut das auch. Zwar haben die Duisburger mit sechs Punkten aus acht Spielen auch nicht gerade überzeugt bislang, aber sie haben immerhin viermal nicht verloren, und eine Packung, wie sie sich der VfL bereits mehrfach eingehandelt hat, gab’s auch noch nicht. Knappe Ergebnisse prägen das Bild der Duisburger.

In Bochum wandelt man auf einem schmalen Grat. „Intensivste Arbeit“, wie Bergmann sagt, muss sein, aber der Kessel darf nicht überkochen, der Druck nicht überhand nehmen. „So weit sind wir noch nicht“, sagt Sportvorstand Jens Todt und weist das Alles oder Nichts-Gerede von sich. Bloß nicht weitere psychische Barrikaden vor einer Mannschaft aufbauen, der ohnehin jegliche Lockerheit und Selbstgewissheit abhanden gekommen ist.

Bergmann lobt Azaouagh

Es geht ja auch darum, neben Mut, Selbstvertrauen und Einsatzfreude Spaß und Freude zurück zu bringen. Der homo ludens, der spielende Mensch, ist schließlich ebenso ein Urahn des Sports wie der Krieger. Und deshalb ist es ein Segen, dass Mimoun Azaouagh wieder dabei ist (Bergmann: „Er verkörpert mit seiner Spielweise Lust auf Fußball“); ebenso wie es ein Segen ist, dass Takashi Inui nach abgesessener Sperre in die Mannschaft zurückkehrt. Azaouagh ist persönlich noch nicht geschädigt von dieser üblen Misserfolgs-Serie, er war erst einmal dabei. Das kann, das sollte ein Vorteil sein. Denn es braucht jetzt Schlüsselspieler, die auch dann noch etwas versuchen, wenn es vorher dreimal nicht geklappt hat.

Azaouagh und Inui werden natürlich spielen, rechnen darf man auch mit Chong Tese. Dass der Koreaner etwas kann, weiß man. Jetzt aber wird mit aller Konsequenz darauf hingearbeitet, dass er seine Qualitäten auch wieder abrufen kann. Und weil das Experiment mit Christoph Kramer als Außenverteidiger nicht nach Wiederholung schreit, dürfte Slawo Freier wieder nach hinten rücken. Freiers ursprünglichen Part könnte Giovanni Federico übernehmen - inklusive des spontanen Positionstausches mit Azaouagh und Inui. Angesichts von vier Offensiv-Spielern erhöhen sich die Chancen von Andreas Johansson anstelle von Kevin Vogt zu beginnen. Und das ist sicher: Lukas Sinkiewicz wird nicht spielen können.

Weitmar 45 gegen den VfL Bochum

1/15