„Ihr müsst sprechen“, ruft der lautstarke Co-Trainer Carsten Neitzel. Immer wieder. Ein Miteinander bei leichten Passübungen und Spielformen war am Regenerations-Trainingstag nach der „knackigen Einheit“ und dem Spiel bei A-Ligist SC Weitmar II angesagt. „Auch Konzentration kann man trainieren“, sagte Andreas Bergmann nach dem dosierten, rund anderhalbstündigen Programm.
Der neue VfL-Trainer ist zufrieden mit dem Engagement nach dem 0:4 gegen Paderborn. Nicht mehr, nicht weniger. „Wir werden nicht aus dem Stand wieder zwei Meter springen“, sagte er. „Aber ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft den Weg mitgehen will.“ Den Weg zur besseren Kommunikation, stärkeren Körpersprache, Aggressivität. Auch „auf kleinster Ebene“ ginge es darum, sich „Selbstsicherheit zurückzuholen“, blickte Bergmann auf den 20:1-Sieg gegen Weitmar II zurück. Laufleistung, Körpersprache seien gut gewesen, keiner habe über den Platz gemotzt, jeder Willen gezeigt. Und jeder „kleine Schritt“ nach vorne zähle eben derzeit.
Natürlich will Bergmann solch ein Testspiel nicht überbewerten, es ersetzt schon gar nicht „ein Erfolgserlebnis in der Liga“, wie Sportvorstand Jens Todt feststellte. Aber wenn ein Chong Tese, der Doppel-Hattrick-Mann von Weitmar, eben sieben Mal da ist, wo er sein soll, sei auch er wieder einen Schritt weitergekommen, meinte Bergmann.
Womit man zur Startelf am Sonntag kommt. Bergmann äußert sich dazu nicht, weder personell noch taktisch. So oft, wie er Tese aber von sich aus beispielhaft nennt, sollte man davon ausgehen, dass der Nordkoreaner im Krisengipfel gegen den MSV Duisburg (13.30 Uhr) beginnt. Womöglich als Spitze im 4-2-3-1: Slawo Freier, dessen Offensivpotenzial Bergmann nicht hinten rechts „verschenken“ will, und Mimoun Azaouagh, der gestern ebenso wieder mittrainierte wie Giovanni Federico, dürften über die Flügel gesetzt sein. So wie Takashi Inui (nach Gelb-Rot-Sperre) wohl zentral. In dieser Formation zeigte der VfL - noch ohne Azaouagh - in Phasen seine stärksten Leistungen, zu Hause gegen St. Pauli und Fürth.
Besetzung der Doppelsechs ist offen
Offen ist, wer die Doppelsechs bildet. Und: Die bisher gesetzten Innenverteidiger fehlten gestern. Marcel Maltritz war in Weitmar umgeknickt, Folge: eine „dicke Hufe“, wie Bergmann in seiner fußball(er)nahen Diktion sagte (Schwellung im Sprunggelenksbereich). Der Trainer war aber „guter Dinge“, dass der Routinier dabei sein kann.
Dagegen dürfte Lukas Sinkiewicz (Reizung im Knie) fehlen, zumal er zuletzt ohnehin mehr Sicherheits-Risiko als Stabilisator war. Jonas Acquistapace würde ihn ersetzen, wie in Dresden, als er seine Sache gut machte. Holmar Eyjolffsson benötige noch ein paar Spiele, so der Trainer. Außen müssen Matthias Ostrzolek und Björn Kopplin ran. Das Experiment mit Christoph Kramer scheiterte, ein weiteres dürfte es kaum geben.
Weil Philipp Bönig weiterhin Beschwerden hat und Matias Concha im besten Fall nächstes Jahr wieder ligatauglich ist, fehlen auch künftig Alternativen. Ein Missstand, der nach WAZ-Informationen den VfL dazu veranlasst hat, den Markt weiter zu sondieren - nach vertragslosen Spielern, die man unabhängig von Transferperioden sofort verpflichten könnte. Es sei zwar nicht „akut“ geplant, aktiv zu werden, aber doch kurzfristig denkbar und machbar.
Ob letzteres auch für Andreas Hinkel gilt, ist abzuwarten, in jedem Fall hat man den 29-Jährigen im Blick. Der Rechtsverteidiger hält sich seit August beim VfB Stuttgart fit, wo der 21-malige Nationalspieler bis 2006 spielte. Über den FC Sevilla ging es zu Celtic Glasgow, Hinkel war Stammspieler, zog sich vor einem Jahr einen Kreuzbandriss zu. In der vergangenen Saison bestritt er daher kein Spiel, sein Vertrag lief aus. Vorstellbar ist, dass Hinkel den VfL als Sprungbrett nutzen könnte, um wieder Anschluss zu finden.
TODT LOBT DIE FANS
„Sehr erfreulich“ nannte Sportvorstand Jens Todt die Aktionen von Fans und Fanclubs, in diversen Internetforen mit einem „offenen Brief“ zur vorbehaltlosen Unterstützung der Mannschaft aufzurufen (DerWesten berichtete). Todt: „Die Fans haben ein gutes Gespür dafür, wann eine Mannschaft am Boden liegt und dass wir nur gemeinsam da rauskommen.“ Für die Partie gegen den MSV sind rund 9500 Karten verkauft
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