„Wir haben nur diesen VfL. Und der soll leben, um jeden Preis.“ Das ist zu lesen in einem Internet-Portal, verfasst von einem Anhänger des VfL Bochum. Und der steht mit seiner Meinung nicht mehr allein. Ein beträchtlicher Teil der Bochumer Fans scheint inzwischen - nach Wutausbrüchen, Resignation und Schockstarre - erkannt zu haben, dass es keine Alternative mehr dazu gibt, als eine zutiefst verunsicherte und sich am Boden befindende Mannschaft vorbehaltlos zu unterstützen - um das Schlimmste zu vermeiden.

Längst geht es ja nicht mehr um ansehnlichen oder weniger ansehnlichen Fußball oder um die möglichst rasche Rückkehr in die Bundesliga, von vielen lange als eine Art Bochumer Naturrecht betrachtet. Es geht jetzt darum, nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, wie so viele Traditionsklubs zuvor.

Der Anstoß kam aus dem Portal „VfL4u“ und wurde von der Fan-Initiative „Wir sind VfL“ aufgegriffen. Binnen weniger Stunden meldeten sich dort 15 Fan-Klubs und zahlreiche einzelne „Unterstützer“, die ihre grundsätzlich kritische Haltung dem Klub gegenüber nicht für alle Zeiten aufgeben wollen, aber in dieser schwierigen Situation mentale und konkrete Hilfestellung leisten wollen. „Geht am Sonntag gegen den MSV Duisburg ins Stadion. Unterstützt unser Team. Gebt dem neuen Coach Rückendeckung“, heißt es da. Ein dringender und auch notwendiger Appell von Fans an Fans, die sich wohl allesamt vorstellen können, was ein Absturz in die Drittklassigkeit für den VfL Bochum bedeuten könnte, bedeuten würde.

Wegbrechende TV-Einnahmen, reduzierte Sponsorengelder, geringere Zuschauereinnahmen, dass man angesichts dieses Szenarios noch das Stadioncenter und den kürzlich erst vollendeten Ausbau dieses Centers zu refinanzieren vermag, ist kaum vorstellbar.

Andreas Bergmann sprach am Abend, als der VfL am Erbstollen dem Fairplay-Pokalgewinner des Bochumer Fußballkreises, SC Weitmar 45 II, gegenüber stand, davon, dass man die Situation, so wie sie ist, annehmen müsse. Er meinte damit konkret das für Profis unübliche und extrem holperige Geläuf, die Bereitschaft, trotz der eklatanten Überlegenheit gegen einen unterklassigen Gegners und trotz einer „knackigen Trainingseinheit“ am Vormittag läuferisch viel, wenn schon nicht alles zu investieren. Die Situation anzunehmen gilt aber offenbar für alle, für die auf dem Rasen und für die auf den Tribünen.

Immerhin, Bergmann sah in Weitmar beim 20:1 (12:0) gegen den A-Kreisligisten eine „gute Körpersprache, Präsenz“ und den „Willen, den nächsten Schritt zu gehen“ auf einem allerdings „langen Weg“ zurück zu einstiger Selbstsicherheit und Stabilität.

Mimoun Azaouagh musste der neue Trainer des VfL in seinem Tatendrang bremsen, Azaouagh schaute ebenso zu wie Lukas Sinkiewicz, dessen Kniebeschwerden noch nicht der Vergangenheit angehören. Auch Philipp Bönig (Rückenbeschwerden) und Giovanni Federico, der vormittags einen Schlag erhalten hatte, wurden geschont, wie auch Patrick Fabian, der sich im Mannschaftstraining zurückgemeldet hat.

Durchspielen ließ Bergmann Björn Kopplin, Andreas Johansson und Holmar Eyjolfsson. Chong Tese war mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze, ihm folgte Daniel Ginczek mit vier Toren. Außerdem trafen Slawo Freier, Christoph Dabrowski, Mirkan Aydin, Kevin Vogt, Takashi Inui, Enes Uzun, Oguzhan Kefkir und Johansson. Dazu kam ein Eigentor. Den gefeierten Ehrentreffer erzielte Dominik Cuber.

Eine halbe Stunde vor der Partie gegen Paderborn hatte Bergmann einen „leblosen Haufen“ vorgefunden, jetzt, hofft er, sind wir einen „kleinen Schritt weiter“.