Bochum.
Die Anfrage des VfL Bochum flatterte Andreas Bergmann nach eigenen Angaben am Dienstag ins Haus, es folgte eine „sehr intensive Nacht“, am Freitag stand er erstmals vor seiner neuen Mannschaft. Die Zeit ist zu kurz für ausgefeilte taktische Spielchen vor der nächsten Partie, und wenn am Sonntag der SC Paderborn versucht, in Bochum seine Auswärtsstärke erneut unter Beweis zu stellen, will Bergmann vor allem „ein bisschen Mut in die Mannschaft bekommen“ haben.
Bergmann weiß, dass er momentan (fast) nichts weiß, also geht es ihm um Stimmung und Stimmungen. „Befreiend“ will er in der Kürze der Zeit wirken, denn es gehe „nicht um Existenzen, es ist immer noch ein Spiel“. Sein erstes Ziel: „Dass die Mannschaft Lust hat Fußball zu spielen.“
Ernst-Otto Stüber hört derartige Sätze gerne, für ihn ist Bergmann „unser Wunschkandidat“, auch wenn man bezweifeln darf, dass der Alt-Oberbürgermeister noch vor zwei Wochen irgendwie hätte den Namen Bergmann mit Fußball in Verbindung bringen können. Nun gut, die Lage ist ernst, und vor nichts hat man beim VfL mehr Angst als vor einem gähnend leeren Stadion, dessen Ödnis schließlich auch noch die Sponsoren vergrätzt. Das wäre der Untergang. „Frust bis Lethargie“, so Stüber, habe sich zuletzt „breit gemacht“, dabei „soll es doch Spaß machen ins Stadion zu gehen“.
Spaß, Mut, Spielfreude, Lust - das sind nun die Schlüsselwörter an der Castroper Straße. Und für all’ das soll Bergmann stehen, der laut Jens Todt ein „authentischer und geradliniger Typ ist, der kein Blatt vor den Mund nimmt“. Keinesfalls weniger authentisch indes kam Friedhelm Funkel daher, doch der hat eben nicht genug geredet über Spaß, Mut und was da noch so alles drumherum rankt an verbalem Positivismus.
Und er war zuletzt erfolglos. Aber die Erfolgsfrage wird auch für den neuen Mann das entscheidende Kriterium sein, da sollte man sich nichts vormachen.
Bergmann ist Teil eines Experimentes
Bergmann hat als Spät- und Quereinsteiger allerdings einen Vorteil: Er trägt nicht dieses Päckchen mit sich herum, dieses Du-musst-aufsteigen-Päckchen. Er kommt jetzt von ganz unten und soll, so Todt, „erst einmal aus dieser akuten schwierigen Lage kommen“, erst dann „können wir wieder über konkrete Ziele reden“. Der Mann aus Hannover, dessen Familie in Hamburg lebt, assistiert gekonnt: „An Aufstieg denke ich momentan gar nicht.“
Was ihm zum VfL Bochum einfällt? „Ich glaube, dass hier ehrlicher Fußball verlangt wird.“ Und weiter? „Vielleicht steckt auch ein ganz klein wenig St. Pauli drin.“
Andreas Bergmann ist auch irgendwie Teil eines Experimentes. Denn er kennt seinen Co-Trainer Karsten Neitzel nicht, und beide kennen diesen Verein, für den sie jetzt arbeiten, noch nicht. Aber Bergmann sieht sich als „starken Teamplayer“ und „nicht als Alleinherrscher“. Er sagt: „Ich brauche Kompetenz um mich herum.“