Bochum. Wer beerbt Friedhelm Funkel auf dem Trainerstuhl des VfL Bochum. Bei der Suche gebe es keine Tabus, erklärte Sportdirektor Jens Todt. Ein erfahrener Haudegen könnte es also ebenso werden wie ein Neuling. DerWesten hat sich umgehört.
Friedhelm Funkel ist nicht länger Trainer des VfL Bochum. Als Konsequenz aus der sportlichen Talfahrt (nur ein Sieg aus sieben Spielen) hat der Zweitligist den 57-jährigen Übungsleiter beurlaubt. Bochums Sportvorstand Jens Todt erklärte auf einer Pressegespräch am Mittwochmittag, dass Funkels Nachfolger schon beim nächsten Spiel am Sonntag gegen den SC Paderborn (13.30 Uhr) auf der VfL-Bank sitzen soll.
Eile ist also gefragt bei der Suche nach dem Mann, der die im Tabellenkeller dümpelnden Bochumer wieder in freundlichere Tabellenregionen und kurz- bis mittelfristig zurück ins Bundesliga-Oberhaus führen soll. Dabei gebe es keine Tabus, erklärte Todt. Ein erfahrener Haudegen oder lieber ein unverbrauchtes Gesicht mit frischen Ideen? "Alles ist denkbar," mochte der Manager noch keine Richtung andeuten.
DerWesten-User für Neururer
Natürlicher Kandidat Nummer eins ist - allein schon aufgrund seiner VfL-Vergangenheit - Peter Neururer. Der 56-Jährige ist seit seiner Entlassung beim MSV Duisburg im Oktober 2009 auf Jobsuche und wäre sofort verfügbar. Neururers Plus: Er kennt Verein und Umfeld bestens, saß zwischen Januar 2002 und Mai 2005 bei 133 Ligaspielen auf der Trainerbank des VfL. Neururer führte die Bochumer 2002 in die erste Liga, sicherte im Jahr darauf frühzeitig den Klassenerhalt und bescherte dem VfL mit Platz fünf und der Qualifikation für den Uefa-Cup 2004 einen historischen Erfolg. Gegen Neururer spricht sein eher glückloses Engagement beim MSV Duisburg. Zudem ist fraglich, ob er der richtige Mann für den von der Vereinsführung gewünschten Umbruch mit jungen Spielern ist - vorausgesetzt, dieses Ziel hat angesichts der derzeitigen Drucksituation überhaupt noch Bestand.
Auch für die Nutzer von DerWesten ist Neururer der eindeutige Favorit. Bei einer Umfrage nach dem geeigneten Mann für die Funkel-Nachfolge spricht sich Stand jetzt die klare Mehrheit für den in Marl geborenen Fußball-Lehrer aus. Neururer selbst erklärte auf Nachfrage von DerWesten, bis zum frühen Mittwochnachmittag noch keinen Anruf der Bochumer Vereinsführung erhalten zu haben. Doch offenbar ist er nicht abgeneigt: "Jeder weiß, was ich für ein Verhältnis zum VfL Bochum habe. Mehr muss ich dazu nicht sagen."
Ebenfalls im Raum steht der Name Peter Hyballa. Der 35-Jährige war erst am Dienstag nach sieben sieglosen Spielen bei Ligakonkurrent Aachen entlassen worden. Eine derartige Negativserie ist für gewöhnlich keine gute Bewerbung für eine neue Stelle. Allerdings gilt Hyballa, vormals U19-Coach beim BVB, als taktisch modern ausgerichteter Trainer mit Gespür für Talente.
Doch was ist mit Kandidaten abseits der üblichen Verdächtigen? Wenn die Verantwortlichen des VfL den kompletten Neuanfang wollen, warum nicht mit einem Mann auf der Bank, den keiner auf der Rechnung hat? In den Fokus rücken dabei vor allem solche Trainer, mit denen Jens Todt in seiner noch nicht lange zurückliegenden Spielerkarriere zusammengearbeitet hat. Dazu zählen etwa Zvonimir Soldo (zuletzt 1.FC Köln), Andreas Herzog (aktuell U21-Coach Österreichs) oder Jürgen Kramny (VfB Stuttgart II). Eine echte Überraschung wäre Stephan Schmidt. Den jetzigen Trainer der U19 des VfL Wolfsburg kennt Todt aus seiner Zeit als Leiter des Wolfsburger Nachwuchszentrums. Der 35-Jährige gewann mit seiner Mannschaft 2011 die deutsche U19-Meisterschaft - Beleg für seine Fähigkeit, junge Spieler zum Erfolg zu führen. Schmidt, der mit der U19 zurzeit in Liverpool weilt, versichert jedoch, keinen Anruf vom VfL bekommen zu haben. "Diese Frage stellt sich für mich auch gar nicht. Ich konzentriere mich voll auf meine Arbeit für Wolfsburg."
Ein unerwarteter Kandidat mit VfL-Bezug wäre Sascha Lewandowski. Der 39-Jährige gewann mit der Bochumer A-Jugend dreimal in Folge die Westdeutsche Meisterschaft und betreut seit 2007 die U19 von Bayer Leverkusen. Ein mögliches Interesse des VfL wollte Lewandowski auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren, "dazu sage ich gar nichts." Er habe in Leverkusen noch einen Dreijahresvertrag und sei mit seiner Aufgabe "sehr zufrieden". Sowohl Schmidt als auch Lewandowski geht freilich die Erfahrung als Trainer im Profifußball ab. Ob der VfL in der momentanen Situationen bereit ist, dieses Risiko einzugehen, darf jedenfalls bezweifelt werden. Doch letztlich stellt sich die Frage: Wer ist kurzfristig verfügbar und passt ins Profil? Es könne alles ganz schnell gehen, ließ VfL-Aufsichtsratschef Ernst-Otto Stüber durchblicken...