Bochum. Spätestens nach dem enttäuschenden Auftritt in Dresden muss der Trainer des VfL Bochum um seinen Job bangen. “Das Thema Friedhelm Funkel ist kein Tabu“, erklärte Vorstand Ansgar Schwenken. Das Problem: Es mangelt an Alternativen.
Die Aufstiegsträume des VfL Bochum sind schon geplatzt bevor sie überhaupt begonnen haben. Am Montagabend in Dresden kassierte der VfL Bochum die vierte Niederlage in Folge und festigte damit den vorletzten Tabellenplatz der zweiten Liga – das gab es in der Zweitligazugehörigkeit des Vereins noch nie. Wen wundert es da, dass die Trainerdiskussion nach dem 1:2 bei Dynamo Dresden neu entfacht ist?! Zwar wollte niemand der Verantwortlichen unmittelbar nach dem Spielende Stellung beziehen, doch dürften in den nächsten Stunden zwischen VfL-Vorstand Jens Todt, Ansgar Schwenken und dem Aufsichtsrat die Drähte glühen. Noch am Montagabend erklärte Todt: „Wir werden nicht sechs Minuten nach dem Spiel eine Trainerdiskussion anfangen. Das werden wir heute nicht tun.“ Das schließt jedoch nicht aus, dass die Diskussion um den derzeit erfolglosen Coach Friedhelm Funkel am Tag danach nicht in vollem Gange ist.
Schwenken wird deutlicher
Finanzvorstand Schwenken wurde nach dem Spiel sogar konkreter, ohne dabei „eine voreilige Aussage“ zu machen. Schwenken weiter: „Wir befinden uns in einer normalen Leistungsgesellschaft, und da werden wir die kritische Situation mit allen Beteiligten und Verantwortlichen hinterfragen und genauestens analysieren.“ Und dann fügte er hinzu: „Auch das Thema Friedhelm Funkel ist kein Tabu.“ Zuvor hatte Schwenken die 90 Minuten unmissverständlich zusammengefasst: „Wir haben gegen eine zumindest hausbacken spielende Mannschaft mit 1:2 verloren, und ich denke, dass wir dabei nicht viel Gutes gezeigt haben.“
Keine Geduld bei Rückschlägen
Die Problematik: Selbst bei einer Trennung von Funkel scheint es dem VfL an sinnvollen Alternativen zu fehlen. Die Saison ist noch jung, der Markt abgegrast, und der nächste Schuss beim VfL muss sitzen. Da die Aufstiegsmöglichkeiten ohnehin nur noch theoretischer Natur sind, haben die Bochumer zwar die Möglichkeit, sich besonnen umzusehen. Doch die rapide Talfahrt muss gestoppt werden, da dem Klub die Zuschauer derzeit in Scharen wegzulaufen drohen. Als die Mannschaft mit Trainer und Vorstand am Dienstagmittag in Düsseldorf landete, dürfte sich der Vorstand schnellstmöglich mit dem Aufsichtsrat kurzschließen, wenn das nicht schon in der vergangenen Nacht der Fall war.
Die Situation ist verzwickt. Jahrelang hatte die Öffentlichkeit gefordert, die Mannschaft endlich zu verjüngen und auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Jetzt, wo der VfL diesen Weg konsequent gegangen ist, fehlt die Geduld, mit den völlig normalen Rückschlägen, besonnen umzugehen. Da wirkt die Forderung von Rolf Schafstall vor Wochenfrist fast schon wie Anachronismus: „Man muss den Jungen Zeit geben.“ Zeit, die es im Profifußball nicht mehr gibt.