Bochum. Bochum muss sich schon früh in der Saison von allen Aufstiegsträumen verabschieden. Es ist die Konsequenz einer Fehlerkette, die lange vor dem Antritt Funkels begann. Die Zweifel am Trainer wachsen - aber es fehlt die Alternative. Ein Kommentar.

An Spott und Häme mangelt es nicht. Das ist normal, wenn ein Verein, der sich stark genug hält für die Spitzengruppe von Liga zwei, auf dem vorletzten Tabellenplatz steht. Nicht nach dem ersten, sondern dem sechsten Spieltag. Zu Recht, übrigens. Der „Abstiegskampf“ ist sicherlich nur eine Momentaufnahme - die enteilte Spitzengruppe aber noch einholen zu können, ist Utopie.

Emotionslos betrachtet: Es ist die Fortsetzung einer kontinuierlichen Entwicklung. Unter Marcel Koller und Manager Thomas Ernst wurde es versäumt, die Mannschaft zu verjüngen, zukunftsfähig zu machen. Das war der erste, der bis heute überragende Fehler von vielen Fehlern. Wie Heiko Herrlich, der überschätzte und sich selbst überschätzende Neu-Trainer.

Friedhelm Funkel kam, als Gegenentwurf der alten Art - es ging weiter bergab. Er mistete aus, als ein Tiefpunkt erreicht schien. Der Erfolg kehrte zurück. Mit Kampf, Disziplin - Glück. Zu Lasten der Attraktivität des Spiels. Der Aufstieg wurde verfehlt - die langsam, so langsam zurückgekehrte Aufbruchstimmung mitzunehmen, wurde verpasst. Schon in Düsseldorf, gegen Frankfurt, erst Recht in Rostock.

Funkel wird die Ruhe bewahren - die Fans auch?

Aufsichtsrats-Chef Werner Altegoer war 2011 schon nicht mehr im Amt, Ernst-Otto Stüber und sein Team übernahmen. Auch sie misteten aus: die Führung der Nachwuchsabteilung. Den Sportvorstand.

Friedhelm Funkel blieb. Der Rat wollte es so. Man setzte auf den Mann mit der Erfahrung, der in stürmischer Zeit die Ruhe behielt. Der auch jetzt die Ruhe behalten soll und, was ihn betrifft, auch wird. Aber ist es auch der Mann, der langfristig für eine bessere, schwungvollere Zukunft steht? Der, das ist die Kernfrage für den Verein, es schafft, den Frust der Anhänger, der sich nach Jahren des Abwärtstrends bei vielen mittlerweile in Resignation ausdrückt, besiegen kann? Langfristig?

Einen neuen Trainer würde man nur "verbrennen"

Man darf daran zweifeln. Ebenso zweifeln darf man allerdings daran, dass ein neuer Trainer mit diesem Kader noch den Aufstieg schaffen könnte. Handelt man also jetzt, könnte man einen neuen Trainer, wen auch immer, schnell „verbrennen“. Ein echtes Dilemma.

Jens Todt, der neue Sportvorstand, macht einen so konsequenten wie zielstrebigen Eindruck. Agieren konnte er vor dieser Saison nur in Nuancen. Der Trainer war da, der Kader, weitgehend Funkels Kader, auch; er ist zwar jünger, charakterlich gefestigt, er ist aber auch: groß und teuer für die 2. Liga. Und trotzdem schlicht nicht gut genug für die Spitze. Ein fatales Dilemma.

Und keines, das sich in Dresden löst.