Bochum. . Die Aufstiegsträume für den VfL Bochum sind nach dem 1:4-Debakel gegen Greuther Fürth zerplatzt. Die Fans sind sichtlich frustriert: Keine 11 000 Zuschauer kamen gegen Fürth ins Stadion. Vereinzelte “Funkel-Raus“-Rufe.

Der schlechte Saisonstart im Vorjahr? War doch nichts gegen diesen.

1:4 (1:1) verlor der VfL Bochum gegen den neuen Spitzenreiter Greuther Fürth. Die Franken liegen elf Punkte vor Bochum, der VfL ist Sechzehnter. Die Aufstiegsträume: praktisch zerplatzt. Am sechsten Spieltag schon.

Während Trainer Friedhelm Funkel, aufrecht, ruhig im Ton, in der Pressekonferenz von einer „ganz bitteren Niederlage“ spricht, dringen vereinzelte „Funkel-Raus“-Rufe ins Medienzentrum. Der größere Protest gegen die Talfahrt, gegen den Trainer aber äußert sich nicht unter der Stadionbrücke. Sondern in der Frustration so vieler Anhänger, die sich gar nicht mehr aufregen wollen - und die gar nicht mehr hingehen. Keine 11 000 Zuschauer sind ein deutliches Alarmsignal.

Trainer Friedhelm Funkel aber steht nicht zur Debatte, versicherte der VfL-Vorstand nach der dritten Niederlage in Folge: „Wir werden das sacken lassen, uns zusammensetzen und in Ruhe analysieren“, sagte Sportvorstand Jens Todt zwar. Aber: „Eine Trainerentlassung steht nicht auf der Agenda.“

Lauffreudiger Inui zu oft auf sich allein gestellt

Dabei hätte man sich diese Antworten ersparen können, wenn der VfL 90 Minuten so gespielt hätte wie zu Beginn. Funkel hatte Daniel Ginczek für Mirkan Aydin als einzige Spitze gebracht und ansonsten seine Startelf nicht verändert. Das zahlte sich erstmal aus gegen die Fürther, die in ihrem 4-4-2 mit Doppelsechs und zwei offensiven Außen nominell angriffslustig auftraten, davon aber anfangs nicht viel zeigten. Ginczek, zunächst gut und später kaum noch zu sehen, verpasste zweimal knapp, ehe Freier nach einer guten Kombination über Inui, Berger und Ginczek das 1:0 vergab (15.). Es machte Spaß, richtig Spaß, dem so lauf- und spielfreudigen Inui zuzusehen. Doch der kleine Japaner war in der Folge wieder einmal viel zu oft auf sich allein gestellt bei den Angriffsbemühungen des VfL. Ein verweigerter Handelfmeter, viel mehr sprang nicht heraus. Allerdings präsentierte sich der Gastgeber defensiv weit stabiler als zuletzt, ließ Fürth kaum zur Entfaltung kommen. Aber eben nur kaum: Schröck tanzte den erneut indisponierten Björn Kopplin aus, seine Flanke köpfte Sararer mit der ersten Fürther Chance gleich ins Netz.

Die Reaktion? Gab Inui, wer sonst. Der 23-Jährige bediente mustergültig Freier, der diesmal tatsächlich traf. Der Ausgleich - verdient. Und ein Zeichen, den geforderten Sieg zu holen?

Mitnichten. Nach der Pause machte Fürth mehr Druck und ließ die mitunter völlig hilflose VfL-Defensive torkeln. Keiner griff an, als die Gäste durchs Mittelfeld liefen. Ein taktisches Foul, monierte Funkel, hätte da gut getan: „Wir sind manchmal zu anständig“, so der Trainer. Letztlich ließ Fürstner Ostrzolek stehen, Occean vollstreckte - 1:2. Die entscheidende Phase lief: Sinkiewicz wurde gezerrt - der Elfmeterpfiff blieb aus. Freier scheiterte freistehend - Nöthe dagegen nutzte prompt das Chaos in der Abwehr des VfL aus. 3:1. „Ein Nackenschlag zu viel“, meinte Jens Todt hinterher. „Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, Fürth hat das bestraft“, meinte Funkel.

Wende gegen Dresden?

„Wir ham die Schnauze voll“ - meinten die Fans.

Es war die 60. Minute, als die Stimmung kippte und der VfL bis auf einen Pfostenschuss von Inui nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Die Fürther schlossen noch einen Konter zum 4:1 ab und brachten den souveränen Erfolg ganz gelassen nach Hause.

Bochum am Boden - und nun? Funkel sagt: „Die Unruhe in dieser Situation ist völlig normal. Wir müssen versuchen, die Situation schnellstmöglich zu ändern und in Dresden dann die Wende zu schaffen.“

Eine Wende, an die man derzeit kaum glauben kann.